HCB-Blaukalk: Brennen besser als Deponie?

Greenpeace und das Umweltministerium können sich vorstellen, dass im Zementwerk Wieterdorf mittelfristig wieder HCB-haltiger Deponie-Kalk verarbeitet wird. Die Kärntner Landespolitik zog die Genehmigung dafür diese Woche zurück.

Der Grüne Umweltlandesrat Rolf Holub hatte verlauten lassen, „Blaukalk werde im Görtschitztal künftig sicher nur über seine politische Leiche verbrannt“. Der Wietersdorfer-Konzern legte dagegen Berufung ein - mehr dazu in: HCB: Genehmigung für Blaukalk entzogen. Die Umweltorganisation Greenpeace und das Umweltministerium halten die Verwertung im Zementwerk dagegen für sinnvoll, wenn sie ordnungsgemäß erfolgt.

Giftstoffe sickern langsam ins Grundwasser

Was soll mit dem Giftmüll auf der Deponie der Donauchemie Brückl passieren, wenn er nun nicht im Zementwerk verbrannt wird? Diese Frage wird sich für die Kärntner Landespolitik über kurz oder lang stellen müssen. Hexachlorbenzol, andere Chlor-Kohlenwasserstoffe und auch Quecksilber aus der Deponie sickern nämlich ins Grundwasser und gefährden die Wasserversorgung bis ins Klagenfurter Becken.

Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster hält es für kaum möglich, die Deponie völlig abzudichten und bevorzugt daher nach wie vor eine Verbrennung des giftigen Materials: „Die Deponie ist die giftigste Giftmülldeponie Österreichs. Man könnte natürlich darüber nachdenken, dort eine dauerhafte Deponie zu errichten. Das Problem ist, die besten Deponie-Folien können nicht garantieren, dass die Deponie auch in 100 oder 200 Jahren dementsprechend sicher ist und somit bevorzugen wir eine Verwertung und Zerstörung der HCBs, und nicht die dauerhafte Lagerung.“

Umweltministerium: Abtransport zu teuer

Christian Holzer, Sektionschef im Umweltministerium sagte, aus seiner Sicht komme nur der Einsatz in einem Zementwerk in Frage. Bei richtiger Einbringung von mit Hexachlorbenzol verunreinigtem Blaukalk werde das HCB zerstört. Durch das sogenannte Brennen des Kalks könne Zement gewonnen werden. Hunderttausende Tonnen Kalk etwa nach Wien zu führen und in eine Müllverbrennungsanlage einzubringen, sei viel zu teuer und auch technisch wahrscheinlich nicht möglich, so der Sektionschef.

Greenpeace für Verwertung in Zementwerk

Auch Greenpeace-Chemiker Schuster kann mit Holubs Aussage wenig anfangen. „Ich persönlich schließe eine Verwertung dieses Blaukalks in einem Zementwerk nicht grundlegend aus. Bei bestehender Technologie in Wietersdorf ist das denkunmöglich. Wenn ein Zementwerk die hohen Temperaturen garantieren kann, in Rauchgasreinigungsanlagen investiert und sichergestellt, dass kein HCB rauskommt, glaube ich schon, dass das eine Möglichkeit ist, die überprüft werden muss. Ob das in Kärnten oder Niederösterreich passiert, ist der Umwelt egal.“

Wietersdorfer Zementwerk will technisch nachrüsten

Dem Vernehmen nach ist in Wietersdorf geplant, die Rauchgasreinigung nach dem Vorbild des Zementwerks Wopfing in Niederösterreich zu verbessern. Gegebenenfalls könnte der Deponie-Kalk auch dort verarbeitet werden, sagte Schuster. Besonders giftige Teile der grundwassergefährdenden Deponie sollten allerdings in einer echten Müllverbrennungsanlage verbrannt werden, sagte der Greenpeace-Chemiker. Wo auch immer HCB-verseuchter Blaukalk verbrannt wird - künftig wird man auf Messungen der HCB-Emissionen wohl nicht verzichten können.

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