HCB-Skandal: Sondersitzung der Landesregierung

In der Landesregierung wird am Montagnachmittag eine außerordentliche Regierungssitzung zum HCB-Skandal im Görtschitztal stattfinden. Mit einer Informationsoffensive reagiert das Land auf zunehmende Kritik am Krisenmanagement.

Bei der Sondersitzung soll der notwendige Beschluss für den Bericht fallen, den die Bundesregierung als Bedingung für zusätzliche finanzielle und personelle Unterstützung fordert. Anschließend ist eine Informationsveranstaltung für die Bürgermeister und die Gemeindevorstände der betroffenen Gemeinden im Spiegelsaal der Landesregierung geplant. Sie soll die erste von mehreren Infoabenden sein, die in Folge im Görtschitztal stattfinden sollen.

Menschen aus dem Tal, die Angst um ihre Gesundheit haben, können sich ab nächster Woche auch untersuchen lassen. Das Land arbeitete ein entsprechendes Konzept aus; in den Gemeinden werden auch Blutabnahmestellen eingerichtet - mehr dazu in HCB: Gesundheitsuntersuchungen starten. Mit der Informationsoffensive reagiert das Land auf die zunehmende Kritik am Krisenmanagement, die am Samstag unter anderem auch der Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) äußerte.

Warnung vor Konsum bleibt aufrecht

Die Warnung vor dem Konsum von Lebensmitteln aus dem Görtschitztal bleibt weiter aufrecht. Das Land will erst Entwarnung geben, wenn alle Daten der untersuchten Proben vorliegen. Nach der Veröffentlichung der überhöhten HCB-Werte in Milch, die in den Handel kam, fragen sich viele, wie es möglich war, dass Greenpeace die Messergebnisse schon nach wenigen Tagen liefern konnte.

Herwig Schuster, der Chemiker der Umweltorganisation: „Ein paar Tage Zeitunterschied sind dadurch zu erklären, dass die Behörde bei amtlichen Untersuchungen bei Milchprodukten zum Beispiel auch den Fettgehalt bestimmen muss. Und je nach dem, ob die Milch 3,9 oder 4,1 Prozent Fettwert hat, kann die Behörde den endgültigen Messwert festlegen und das dauert leider etwas länger. Normalerweise sollte eine Fettanalyse in ein, zwei Tagen gemacht sein. Wenn man bedenkt, dass die Behörde wahrscheinlich noch ein offizielles Protokoll erstellen muss, dauert es vielleicht noch ein bis zwei Tage länger.“

Fettgehalt entscheidend

Der Fettgehalt ist für den ermittelten HCB-Wert entscheidend, weil sich HCB nur in Fett löst und nicht in Wasser. Daher ist der Grenzwert auf den Fettgehalt bezogen. So wurde bis jetzt HCB nur in fetthaltigen Lebensmitteln wie Fleisch und Milch gefunden, nicht aber im Wasser.

Gesundheitsgefahr schwer zu beurteilen

Inwiefern die Dosis, die gefunden wurde, gesundheitlich bedenklich ist, ist schwer zu sagen, so Schuster: „HCB ist bekannt krebserregend, die Gefahr steigt mit der Dosis. Die große Unbekannte ist die Frage, wie lang die Kärntner Bevölkerung schon dieser Belastung ausgesetzt wurde. War es etwas einmaliges, dann ist die Gesundheitsgefahr nicht so dramatisch. Wenn aber schon über Monate oder Jahre HCB in der Milch war - und das hat ja niemand gemessen - dann kann nur eine Blutuntersuchung Klarheit bringen. Erst dann kann man entweder drastische Maßnahmen setzen oder Entwarnung geben.“

Auf Zweifel der Landesregierung, die Ergebnisse von Greenpeace könnten zu ungenau seien und den Fettgehalt nicht berücksichtigen, widersprach Schuster: „Wir haben eine Grenzwertüberschreitung um über 100 Prozent festgestellt. Es ist richtig, dass der Grenzwert von 0,01 mg/kg für eine Milch mit vier Prozent Fettgehalt gilt. Unsere Milch enthält laut Produktdeklaration circa vier Prozent Fett. Korrekt ist es jetzt, den Fettgehalt zu bestimmen und dann die Grenzwertüberschreitung auszurechnen. Der Fettgehalt bei solchen Produkten schwankt mit Sicherheit zwischen 3,6 und 4,4 Prozent. Die Unsicherheit beträgt hier maximal zehn Prozent und so gesehen spielt es für uns keine Rolle, ob die Grenzwertüberschreitung 80 Prozent oder 120 Prozent beträgt. Die Überschreitung ist eindeutig.“

Unterdessen nahm die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen rund dem HCB-Skandal auf. Ein eigenes Ermittlerteam rund um die Umweltgruppe in der Kripo wurde mit der Sicherung von Beweisunterlagen beauftragt.

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