Keine Frauenärztin mit Kassenstelle

Das Land Kärnten versucht, eine weibliche Gynäkologin für eine Ordnation mit Kassenstelle zu finden. Die Frauenärztinnen in Kärnten arbeiten alle als Wahlärztinnen, weil es lukrativer ist. Ärztekammer und Politik schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu.

Seit Jahren ist es nicht möglich, freie Frauenarzt-Kassenstellen in Kärnten zu besetzen. Alle 24 Frauenärzte mit einem Kassenvertrag sind Männer.

Frauen möchten von Ärztin untersucht werden

Viele Frauen wünschen sich aber, von einer Frau untersucht zu werden. Das ist derzeit in Kärnten aber nur möglich, wenn der Arztbesuch aus der eigenen Tasche bezahlt wird. Das können sich aber nicht alle leisten.

Vorstöße der Politik sind in den letzten Jahren immer wieder kläglich gescheitert, obwohl es in Klagenfurt zwei freie Kassenstellen gibt, die unbesetzt sind.

Prettner (SPÖ): Zumindest eine Frauenärztin

Nun unternimmt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) einen neuerlichen Vorstoß, um eine Frauenärztin für diese Kassenstellen zu finden. Tatsächlich gibt es Bewerberinnen für die beiden Kassenstellen. Die erste Frau ist aber erst an der siebenten Stelle gereiht. Prettner forderte, dass zumindest eine der beiden freien Stellen, jedenfalls mit einer Frau besetzt werden müsse.

Prettner: „Ich fordere auch auf, kreativ zu sein. Kärnten ist das einzige Bundesland, das diese Möglichkeit - dass Frauen auf Kassenkosten von einer Frau behandelt werden - im niedergelassenen Bereich nicht anbietet. Jetzt besteht die Chance die Stelle zu besetzen.“

Ärztekammer: Nicht über Reihung hinwegsetzen

Der Präsident der Ärztekammer (ÄK) Josef Huber will sich aber nicht über die Reihung hinwegsetzen. Huber:"Dieses Reihungssystem besteht und nach dem gehen wir auch strikt vor."

Viele Gynäkologinnen würden sich auch gar nicht für eine Kassenstelle interessieren, sagte Huber. Eine Frauenärztin die auf Kassenkosten arbeitet, benötige immerhin fast dreimal so viele Patientinnen, um gleich viel zu verdienen, wie eine Wahlärztin.

Kassenarzt benötigt dreimal so viele Patienten

Da stellt sich die Frage, ob der Kassenvertrag schlecht und damit nicht attraktiv ist. Ein klares Nein dazu kommt von Helgard Kerschbaumer von der Kärntner Gebietskrankenkasse: „Wenn das so unattraktiv wäre, würden wir ja auch keine Gynäkologen als Kassenärzte haben. Ich kann ihnen da keine Antwort geben, aber möglicherweise liegt es daran, dass in Kärnten über Jahre und Jahrzehnte keine Gynäkologinnen in den Krankenanstalten ausgebildet worden sind.“

Erst jetzt würden allmählich junge Gynäkologinnen aus den Krankenhäusern herauskommen, sagte Kerschbaumer. Die seien aber bei den Reihungen noch weit hinten.

Auch Neurologen, Kinder- und Augenärzte fehlen

Eine Lösung scheint also weiter nicht in Sicht zu sein. Aber nicht nur bei den Gynäkologen fehlt es an Kassenärzten, auch andere medizinische Fachbereiche seien betroffen. ÄK-Präsident Huber sagte, es würden dringend vier Neurologen, verteilt auf ganz Kärnten benötigt. Auch bei den Augenärzten und den Kinderärzten - hier speziell im Raum Wolfsberg und Völkermarkt - sei Handlungsbedarf gegeben.

Die Gebietskrankenkasse steigt aber auf die Kostenbremse. Huber sagte, er frage sich, wie die Gesundheitsreform auf diese Weise umgesetzt werden solle. Als ein Ziel der Reform sei die Stärkung der niedergelassenen Ärzte festgelegt.

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