„Villa Aperte“ heißt Besucher willkommen

In Manzano im Südosten der Provinz Udine befindet sich die Villa Romano. Sie ist eine von 15 privaten Villen und idyllischen Anwesen in der Region Friaul Julisch Venetien, die am 1. Mai unter dem Motto „Ville Aperte“ für Besucher ihre Pforten öffnen.

Die Hausherrin der Villa Romano in Manzano, Contessa Marina Romano, hat aus ihrem Familienbesitz ein idyllisches Kleinod geschaffen, das sie gerne auch für Hochzeiten und andere Festlichkeiten zur Verfügung stellt. Ihr liegt viel daran, sich nicht nur selbst an ihrem Besitz erfreuen zu können, sondern auch Besuchern ihre privaten Gemächer zugänglich zu machen.

SSC Villa Romano Manzano

ORF/Iris Hofmeister

Zahlreiche Skulpturen zieren den Garten der Villa Romano

„Ich bin hier aufgewachsen und nach meiner Hochzeit nach Rom übersiedelt. Als mein Vater starb stand ich vor der Frage, was ich mit dem Besitz hier anstelle“, erzählt sie. Alles zu verkaufen war für sie keine Option. Sie entschied sich dazu, ihren Wohnsitz wieder in ihre alte Heimat zu verlegen und die Villa Romano mit neuem Leben zu erfüllen.

Gräfin zeigt Besuchern ihren Besitz

Natürlich lebe sie damit einen Traum, den Viele träumen, sagt sie. Die Realität sehe aber meist recht unspektakulär aus. Wie ihr Vater habe auch sie immer wieder mit „Enteignungen“ zu tun. So wurde vor Jahrzehnten eine wertvolle Mauer aus römischer Zeit zerstört, als sich die Gemeinde einen Teil des Grundstückes zu Eigen machen wollte. Sie habe lange gegen die bürokratischen Mühlen Italiens gekämpft, um das Gebäude unter Denkmalschutz stellen zu lassen, damit es - nach der Restaurierung - für die Nachwelt erhalten bleibe. Dazu brauche es viel Leidenschaft: „Man muss sich intensiv mit dem auseinandersetzen, was man hat, um herauszufinden, was wirklich wertvoll und schützenswert ist“, fügt sie hinzu. „Museumsbesuche sind zwar nett, aber man kommt oft nicht nahe genug an die Ausstellungsstücke heran. Ich finde es schöner, wenn die Leute zu mir kommen und ich ihnen selbst über die Geschichte dieser Villa, aber auch meiner Familie berichten kann.“

SSC Villa Romano Manzano Maria Paola Frattolin Marina Romano Contessa

ORF/Iris Hofmeister

Maria Paola Frattolin und Gräfin Marina Romano

Sommerresidenz wurde zu Landwirtschaft

An historisch relevanten Relikten gibt es in der Villa Romano tatsächlich Einiges zu sehen. Maria Romanos Vorfahre, Marcantonio Romano, war es, der im 17. Jahrhundert ein paar Häuser in unmittelbarer Nähe zur Kirche von Manzano erwarb. An ihrer Stelle ließ er die imposante Villa Romano als Sommerresidenz erbauen.

Im 19. Jahrhundert widmete sich die Familie mehr der Landwirtschaft und die ehemalige Sommerresidenz verwandelte sich in ein landwirtschaftliches Anwesen. Die Gegebenheiten wurden dem neuen Zweck angepasst und zahlreichen Umgestaltungsmaßnahmen unterzogen.

SSC Villa Romano Manzano

ORF/Iris Hofmeister

Speisen wie ein Adeliger ist in der Villa Romano nach Voranmeldung möglich

Schon die alten Römer schätzten eigenes Öl und Wein

Die ersten, die die Villen als landwirtschaftliche Anwesen nutzten waren die Römer. Sie verbrachten den Sommer dort - aber nicht nur, um von der sommerlichen Hitze der Stadt zu flüchten, erzählt Maria Paola Frattolin von „Itineraria“: „Die Römer waren auch stolz darauf, dass sie ihr eigenes Öl oder ihren eigenen Wein herstellen konnten. Cicero besaß sogar sieben Villen außerhalb von Rom, wo er im Sommer Abkühlung suchte und auf den Feldern arbeitete.“

Im Mittelalter ersetzten Klöster Villen

Die römische Villa war bis ins Hochmittelalter weit verbreitet. Durch die Angriffe der Barbaren geriet das römische Reich in Schwierigkeiten und viele der historischen Villen wurden in Klöster umgewandelt. Viele davon waren befestigt, aber die landwirtschaftliche Nutzung der Villen blieb meist erhalten. Die Abtei Montecassino in der Provinz Frosinone gilt als bekanntestes Beispiel dafür. Im Spätmittelalter wurden die Villenkultur von jener der Schlösser verdrängt, aber zur Zeit des Humanismus, im 15. Jahrhundert, erlebten die Villen wieder in der Umgebung von Rom einen zweiten Aufschwung. In der Toscana ließen die Medici die schönsten Villen erbauen und im 16. Jahrhundert, in der Republik von Venedig, entstanden ebenfalls sehr viele venezianische Villen. „Zwischen dem Friaul und dem Veneto sind noch heute an die 3.000 venezianische Villen erhalten. Sie entstanden auch zuerst für die landwirtschaftliche Nutzung, später wurden sie zu Sommerresidenzen“, sagt Frattolin.

Der Sommer am Land war mit viel Arbeit verbunden

Der Aufenthalt der Adeligen am Land stand aber nicht nur im Zeichen des “dolce far niente”, des süßen Müßigganges, erklärt die Geschichtsexpertin: „Sie bezogen ihre Sommerresidenz meistens um den 13. Juni - dem Tag des Heiligen Antonius, um mit der Ernte zu beginnen. Ihr Aufenthalt dort während der Sommermonate war mit viel Arbeit auf den Feldern verbunden. Im September gingen sie dann wieder zurück in die Stadt. Weil sie im Winter praktisch leer standen gab es in den Villen auch keine Heizung.“

SSC Villa Romano Manzano

ORF/Iris Hofmeister

Die Orangerie der Villa

Durch die Kriege und einen Großbrand im Jahr 1958 wurde das ursprüngliche Herrschaftshaus der Villa Romano stark in Mitleidenschaft gezogen. Von der ursprünglichen Villa ist heute noch der Ostflügel erhalten und einer der Türme. Im Inneren befindet sich ein kleines Museum, das dem Weinbau gewidmet ist.

SSC Villa Romano Manzano

ORF/Iris Hofmeister

Das Wein-Museum von außen

Auch Verkostungen und Kutschenfahren geplant

Historische Landsitze gibt es viele In Friaul Julisch Venetien. Jedes Jahr wird eine Handvoll davon ausgewählt und Interessierten zugänglich gemacht. Unter dem Motto “Ville Aperte” findet dieser “Tag der offenen Tür” heuer bereits zum 14. Mal statt.

Sendungshinweis:

Servus Srecno Ciao, 28.4.2018

Am kommenden Dienstag öffnen insgesamt 15 historische Anwesen in Friaul Julisch Venetien ihre Pforten für Besucher, sagt Maria Paola Frattolin: „Viele dieser Villen sind in Privatbesitz und sonst nicht für Besucher zugänglich. Am 1. Mai machen 15 Villenbesitzer in den Gemeinden Manzano, Pavia di Udine, Buttrio, Premariacco, Pradamano und San Giovanni del Natisone eine Ausnahme. Die Leute haben die Möglichkeit, dort einen Rundgang zu machen und etwas über die Gesichte der alten Gemäuer, aber auch ihrer Besitzer und ihrer gesellschaftlichen und kulturellen Rolle für unsere Region zu erfahren.“

SSC Villa Romano Manzano

ORF/Iris Hofmeister

Auch Verkostungen lokaler Spezialitäten und Kutschenfahrten werden angeboten, wobei sich die Teilnehmer in längst vergangene Zeiten zurückversetzt fühlen können.

Teilnehmende Villen

Folgende Villen nehmen - jeweils von 10.00 - 13.00 und von 14.00 bis 18.00 Uhr bei „Ville Aperte“ statt. Führungen gibt es um 10.00, 12.00, 14.00 und 17.00 Uhr; der Eintritt ist frei:

  • Casa Beltrame Peruzzi, via Beltrame, 18, Caminetto di Buttrio (Ud)
  • Parco di Villa di Toppo Florio, via Morpurgo, 6, Buttrio (Ud)
  • Casa Forte Nussi Deciani, via dei Ronchi, 12, Case di Manzano (Ud)
  • Belvedere e Oratorio di Villa de Marchi Ottelio, via Orsaria, 1, Localita’ Ottelio, Manzano (Ud)
  • Villa Romano, via S. Tommaso, 8, Case di Manzano (Ud)
  • Villa Agricola Pighin, via della S.S. Trinita’, 1, Risano di Pavia di Udine
  • Villa Frattina Caiselli, piazza della Vittoria, Percoto di Pavia di Udine
  • Villa Caimo Dragoni, via Liberta’, 4, Lovaria di Pradamano
  • Villa Giacomelli, via Roma, 47, Pradamano (Ud)
  • Rocca Bernarda, via Rocca Bernarda, 27, Ipplis di Premariacco (Ud)
  • Villa de Brandis, via Roma, 117, San Giovanni al Natisone (Ud)
    und außerdem:
  • Abbazia di Rosazzo, piazza Abbazia, 5, Manzano (Ud)
  • Acetaia Midolini, via delle Fornaci, 1, Manzano (Ud)
  • Area archeologica del Castello di Manzano und sentiero della Sdricca, Manzano (Ud)
  • Chiesetta SS. Trinita’, via SS. Trinita’, Risano di Pavia di Udine (Ud)

Links: