Kaiserin Sisi als Reisende

Ans Meer und in ferne Länder zog es Kaiserin Elisabeth Zeit ihres Lebens immer wieder. Ihrem Wirken als Regentin und ihren Erlebnissen als Reisende ist derzeit eine Ausstellung in Görz gewidmet.

Es war die Sehnsucht nach der Ferne, nach Freiheit und Unabhängigkeit, die Kaiserin Elisabeth wohl immer wieder aufs neue in Reiselust versetzte. Fast könnte man meinen: alles, was einen Gegensatz zum strengen Protokoll bei Hofe darstellte, kam ihr gerade recht, sagt Kuratorin Marina Bressan: „Sie war meiner Meinung nach eine unglückliche Frau. Sie akzeptierte in ihrer Seele zwar die Rolle als Kaiserin, weil sie sicher immer als Kaiserin fühlte. Aber trotzdem hatte sie nur wenige Freundschaften. Die besten Freundinnen waren ihre Hofdamen oder auch ihre Lektorin.“

Was die Männer betrifft, zählte auf jeden Fall der Ungar Graf Andrasi zu ihren engsten Verbündeten, sagt Bressan: „Ich meine, dass zwischen den beiden keine Liebesgeschichte bestand, weil sie immer die Kaiserin war." Für sie nahmen ihre Pflichten als Regentin einen großen Stellenwert ein.“ Sie wurde auch von ihren Untertanen geschätzt, aber es störte sie, dass die Kaiserin bei wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen oft abwesend war.

Vater brachte ihr Reiten und Zitherspielen bei

Auch die Menschen, die Kaiserin Sisi prägten, werden in der Ausstellung vorgestellt - allen voran ihre Eltern: „Von ihrem Vater, Herzog Max in Bayern, erbte sie nicht nur die Leidenschaft zu reisen und das tiefe Gefühl, sich frei zu fühlen, sondern auch die Leidenschaft für die Musik.“ Wagner wurde auch Sissis Lieblingskomponist, er war auch mit ihrem Vater befreundet.

Sissi selbst war auch musikalisch begabt, sie spielte der Überlieferung nach gut Zither und „begleitete ihren Vater in die Kneipe, wo die beiden spielten und sie auch tanzte.“ Mit ihren Darbietungen sorgten die beiden für Gefallen beim Publikum und wurden sogar mit Trinkgeld belohnt, fügt die Kuratorin hinzu.

Was Viele nicht wissen: obwohl sie anfangs keine so gute Ausbildung in jungen Jahren erhalten hatte wie ihre Schwester Nene, die ja ursprünglich Kaiserin werden hätte sollen, war Sissi sehr wissbegierig. „Überhaupt, als sie bereits Kaiserin war, wollte sie alles über die Kronländer und ihre Völker und Kulturen erfahren, sie lernte Ungarisch und war sehr belesen.“ Später, als sie auf Reisen ging, hielt sie ihre Gedanken in Gedichten fest. Diese bekamen zunächst nur enge Freunde zu lesen - sie wurden erst 50 Jahre nach dem Tod der Kaiserin veröffentlicht und so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

SSC Sissi Ausstellung Görz

ORF/Iris Hofmeister

Kaiserin Sisi liebte es zu reiten.

Von ihrem Vater bekam Sisi auch die Lust an der Jagd und am Reiten verebt. Die Kaiserin reiste generell gerne - jedes Fortbewegungsmittel war ihr dabei recht: „Sie reiste mit dem Zug, mit der Yacht, sie reiste mit dem Wagen, aber sie ritt auch gerne. Als sie in München war, ritt sie direkt nach Possenhofen und zurück. Bei jedem Wetter - auch bei Regen.“

Trotz Reiselust der Heimat immer eng verbunden

Die Verbindung zu ihrer Heimat und ihrer Familie blieb eng, auch als sie später nach Wien zog und Kaiserin wurde. Bressan: „Sie konnte Bayern nicht vergessen - ihr Heimatland, wo sie sich frei fühlte. Sie schätzte ihre Freiheit besonders, nachdem sie Kaiserin wurde und in der ersten Zeit in Laxenburg und später in der Hofburg ‚eingesperrt‘ wurde. Sie fühlte sich wie ein Vogel im Käfig und sie hatte schon diese Sehnsucht nach ihrem Heimatland und auch den starken Wunsch, mit ihrem Mann längere Zeit zusammen zu verbringen.“

Kaiser Franz Josef war allerdings mit seinen Aufgaben als Regent sehr ausgelastet und arbeitete meist von morgens bis spät abends. „Sie war oft den ganzen Tag alleine - unter der ‚Betreuung‘ von Herzogin Sofie, die gleichzeitig auch ihre Tante war. Die Beziehung mit ihrer Schwiegermutter war von Anfang an schwierig“, sagt Bressan.

SSC Sissi Ausstellung Görz

ORF/Iris Hofmeister

Kaiser Franz Josef und Sisi am Tag ihrer Krönung.

Das Meer als Sehnsuchtsort

So versuchte sie, sich so oft wie möglich vom Hofe zu absentieren und auf Reisen zu gehen. Sie verbrachte gerne Zeit in den Bergen, an der Nordsee, aber auch im sonnigen Süden, wie etwa in Maderia, Korfu und Venedig. Einer der Sehnsuchtsorte der Kaiserin schlechthin war Triest. Anlässlich der Kaiser-Reise 1856 sah Elisabeth zum ersten Mal das Meer und verliebte sich sofort. Gerne verbrachte sie auch Zeit im Schloss Miramare, das sich im Familienbesitz befand, erzählt Bressan: „Besonders wenn die Bora stark wehte und das Meer mit den großen Wellen war bewunderte sie diese Vorstellung von dem letzten Schloss mit der Hoffnung auch von dort abzufahren.“

sisi ausstelllung

Cassini

Admiral Cassini - einer der treuesten Begleiter der Kaiserin

Sechs Mal wurde Kaiserin Elisabeth bei ihren Reisen ans Meer von Graf Oscar Cassini begleitet. Mit ihm verband sie ein besonders freundschaftliches Verhältnis. Davon zeugt eine Taschenuhr mit einem eingravierten E für Elisabeth, die Graf Cassini bis zu seinem Tod hütete wie einen Schatz.

Sendungshinweis:

Servus, Srečno, Ciao, 17.3.2018

Kaiserin Elisabeth hatte definitiv ihren eigenen Kopf und setze sich auch oft durch. Für damalige Verhältnisse entsprach das nicht unbedingt dem gängigen Frauenbild - und schon garnicht den Erwartungen, die die Bevökerung gegenüber der Kaiserin, hatte, so Bressan: „Sie war schon eine freie Frau, eine unabhängige Frau. Aber sie brauchte auch das Geld von ihrem Mann. Sie hatte sehr viele Wünsche.“ Nicht nur, um ihre unzähligen Residenzen und Schlösser zu erhalten. Auch wenn sie auf Reisen ging, war der Aufwand enorm: „Wenn sie incognito fuhr, waren mindestens 60 Personen dabei. Hofdamen, Begleiter und nicht zu vergessen auch viele Köche.“

Wein, Bier und Veilchendesserts

Auch wenn ihre spätere Neigung zu Anorexie in aller Munde war, es gab auch Zeiten, in denen sich Sissi gerne kulinarischen Freuden hingab: „Sie trank sehr gerne Bier und auch gute Weine, wie Tocai oder Riesling oder die süßen Weine aus Madeira. Auch ein Dessert aß sie immer wieder gerne, denn ihr schmeckten besonders die Süßspeisen. Ihre Köchin, die immer dabei war, bereitete für sie oft ein Dessert aus Veilchen zu. Das war ihre Lieblingsblume. Natürlich aß sie keine großen Portionen, aber sie kostete alles und studierte aufmerksam die Menükarten. Am Hof in Wien kontrollierte sie sie täglich und sie achtete darauf, dass der Tisch perfekt gedeckt war.“

SSC Sissi Ausstellung Görz

ORF/Iris Hofmeister

Auch Requisiten aus den Sisi-Filmen sind bei der Ausstellung zu sehen.

Ausstellung zeigt unbekannte Seite von Sisi

200 Ausstellungsstücke - Gemälde, Porträts, Kupferstiche und Lithografien, die mit dem Leben und Wirken der Regentin in engem Zusammenhang stehen, zeigen ein „anderes“ Bild von Sisi und enthüllen die vielfach noch unbekannten Seiten der Regentin. Bis 17. Juni können sich die Besucher im Museo di Santa Chiara in Görz ein Bild davon machen bei der AUsstellung "Elisabeth von Österreich - Frau, Regentin, Reisende“, kuratiert von Marina Bressan und Marino De Grassi.

Kontakt Museo di Santa Chiara
Corso Giuseppe Verdi, 18,
I-34170 Gorizia (GO), Italien
Telefon: +39 0481 383276

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