Pontebba beherbergt kostbaren Flügelaltar

Die Gemeinde Pontebba im Kanaltal ist im Besitz eines ganz besonderen kunsthistorischen Schatzes: In der Pfarrkirche Santa Maria Maggiore befindet sich ein kunstvoll geschnitzter Flügelaltar aus der Spätgotik. Erbaut wurde er im Jahr 1517.

Die Pfarrkirche Santa Maria Maggiore wurde in ihrer ursprünglichen Form schon im zwölften Jahrhundert errichtet. Im Jahr 1504 gestaltete sie der Architekt Johann Komauer um. Das Portal der Kirche schuf Decio Deotto Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Fenster des Chorraumes zeigen neugotische Glasmalereien. Vor der oberen Wand des Triumphbogens hängt ein Holzkruzifix aus dem 16. Jahrhunderts.

SSC Flügelaltar Pontebba

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„Villacher Kreis“ schuf Madonna ein Denkmal

Nicht nur aus historischen, auch aus sozialen und religiösen Gründen ist die Pfarrkirche von Pontebba bedeutsam, erklärt Maria Paola Frattolin: „Drei Familien, die von der Pest verschont blieben, haben die Kirche gestiftet, um der schützenden Madonna ein Denkmal zu setzen. Der Flügelaltar, der als besonders Prunkstück gilt, ist ebenfalls dem Marienkult geweiht.“ Heinrich aus Villach erschuf ihn, er galt als Begründer und wichtigster Vertreter des “Villacher-Kreises”.

Beispiel für Handwerkskunst aus drei Regionen

Maria Paola Frattolin erklärt, der Flügelaltar sei - historisch gesehen - sehr wichtig: "Er stammt aus dem Jahr 1517 und ist somit ein sehr wichtiger Beleg. Er wurde in einer Grenzregion erschaffen - zwischen Italien und dem Reich der Habsburger. Das entsprach damals auch einer kulturellen Grenze, wo die Einflüsse des Nordens mit jenen aus Italien aufeinandertrafen. Der Flügelaltar vereint die germanische Handwerkskunst mit der alpenländischen und jener aus Italien. Für den christlichen Glauben ist der Flügelaltar ein Beispiel für die Geschlossenheit, für die er steht. 1517 war auch das Jahr der 95 Thesen von Martin Luther. Es war der Beginn der Evangelisierung. Mit diesem Altar wird hier nochmals die Wichtigkeit der Jungfrau Maria betont.“

SSC Flügelaltar Pontebba

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Der geschlossene Flügelaltar

Mensch und Natur im Mittelpunkt

Die hölzernen Bildwerke und die Malereien am Flügelaltar zeigen Einflüsse der italienischen Renaissance. Kunstvolle Details sind überall zu finden. Typisch ist, dass der Mensch und die Natur bei den Bildnissen im Mittelpunkt stehen. Bei den Malereien auf der Rückseite des Altars, die wahrscheinlich aus der Donau-Schule stammen, fällt die groteske Art auf, wie die Figuren dargestellt sind. Die wichtigste Gestalt ist aber die Heilige Maria, die den eigentlichen Schwerpunkt der gesamten Darstellung bildet.

SSC Flügelaltar Pontebba

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Groteske Malereien zieren die Rückseite des Flügelaltars

Altar war „Musterwerk“

Die Art, wie die Schnitzereien ausgeführt wurden, lassen vermuten, dass gerade dieser Altar ein „Musterwerk“ des Meisters war. Er war Vorbild für eine Reihe ähnlicher Altäre ist, die von den Künstlern des “Villacher-Kreises” geschaffen wurden. Zu finden sind sie in verschiedenen Kirchen im gesamten Alpen-Adria-Raum.

Sendunghinweis:

„Servus, Srečno, Ciao“, 6.1.18

„Der Künstler war für seine Zeit ein wahrer Meister. Sein Schaffen erstreckt sich über die ersten 25 Jahre des 16. Jahrhunderts. Er war im gesamten Alpenraum sehr aktiv, seine Spuren gehen bis nach Slowenien. Viele seiner Werke werden heute noch am Antiquitätenmarkt gehandelt und so gehen sie verloren. Wir hoffen, dass Forschungen angestellt werden, um seine zahlreichen Werke zu dokumentieren. Bis jetzt können nur Vermutungen angestellt werden, wie weit sein Schaffen tatsächlich reicht.“

SSC Flügelaltar Pontebba

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Pfarrkirche Santa Maria Maggiore in Pontebba

Mehrfach wurde er schon restauriert und seit den 1930 Jahren wird der Flügelaltar von Pontebba als nationales Denkmal gesehen - ein kunsthistorischer Schatz in einer Gegend, wo man einen solchen wohl nicht auf den ersten Blick vermuten würde.