Neue Diagnosemethode für Prostatakrebs
Im Vorjahr erkrankten in Kärnten 500 Männer an Prostatakrebs. Bei Verdacht auf diese Krankheit beginnt für viele Männer ein wahrer Diagnosemarathon, denn es ist schwierig, zwischen einem möglichen Krebsherd in der Prostata - der nur per Biopsie, also durch eine Gewebeentnahme, diagnostiziert werden kann - und altersabhängigen, gutartigen Veränderungen der Prostata zu unterscheiden. Mit der neuen MRT-gesteuerten Fusionsbiopsie gibt es nun die Möglichkeit einer verbesserten Diagnose, mit der auch sehr kleine krebsverdächtige Areale entdeckt und untersucht werden können.
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Hans-Jürgen Hnativ war von der Diagnose betroffen: „Zuerst war die Diagnose ein großer Schock für meine Familie und mich, doch nach ein paar Tagen hat dieser sich gelegt und ich bin zuversichtlich zur Operation gegangen.“ Der gelernte Tapezierer gilt inzwischen als geheilt. Der Krebs konnte lokalisiert und entfernt werden. Auch er wurde mit der neuen Methode am Klinikum Klagenfurt untersucht.
Frühzeitige Erkennung wegen Metastasen wichtig
Egal ob eine auffällige Tastuntersuchung der Prostata, ein verdächtiger Bereich im Ultraschall oder erhöhte Blutwerte des „prostataspezifischen Antigens“ (PSA) können auf das Vorliegen von Prostatakrebs hinweisen. Der PSA-Wert kann aber auch bei einer gutartig vergrößerten Prostata oder einer Entzündung dieser vorliegen. Eine weitergehende Abklärung ist jedenfalls ratsam und wird in der Regel mittels einer Prostatabiopsie vorgenommen.
Je mehr sich die Prostatakrebszellen von normalen Prostatazellen unterscheiden, desto unreifer und aggressiver ist der Tumor. Ein unreifer Prostatakrebs wächst in der Regel schnell und führt in kurzer Zeit zu Tumorabsiedelungen (Metastasen). Deshalb ist eine frühzeitige Erkennung der Krankheit umso wichtiger.
„Verdächtige Areale“ besser eingrenzbar
Man habe schon immer nach einer Lösung gesucht, um den Krebs besser lokalisieren zu können, sagt Klaus Jeschke, Leiter der Urologie am Klinikum Klagenfurt. „Inzwischen gibt es röntgentechnische Methoden, mit denen wir verdächtige Areale feststellen und gezielt Gewebeproben aus diesen Arealen entnehmen können. Somit können Proben gespart werden, wenn keine verdächtigen Areale vorhanden sind“, so Jeschke über die Fusionsbiopsie.
Ein Pathologe bereitet die Gewebeproben auf und untersucht diese durch eine Einfärbung unter dem Mikroskop. Letztlich werden durch feingewebliche Untersuchungen normale von bösartigen Prostatazellen unterschieden. Hat sich der Verdacht auf Krebs bestätigt, wird der Grad der Bösartigkeit der Tumorzellen bestimmt.
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Bessere Lokalisierung durch MR-Technologie
Bei der 3D-gesteuerten Ultraschallbiopsie wird das MRT-Bild mit dem Ultraschallbild fusioniert, beide Bilder werden übereinandergelegt. So kann der untersuchende Arzt genau erkennen, welche Gebiete er zur Probeentnahme ansteuern muss. Die Biopsienadel kann punktgenau auf verdächtige Stellen gerichtet werden.
Sendungshinweis:
Kärnten Heute; 6.9.2017
Auch Klaus Hausegger, Leiter der Radiologie weiß die Vorteile der neuen Methode zu schätzen: „Der Vorteil der MR-Technologie bei der Abklärung von unklaren Prostataherden besteht darin, dass wir mit spezifischen Untersuchungstechniken, die wir im Zuge der Kernspintomografie anwenden, unterschiedliche Areale der Prostata betreffend der Durchblutung und des Zellreichtums darstellen können.“
Gewebeprobe mit mehr Aussagekraft
Oberarzt Herwig Scharfegger erklärt die Vorgehensweise der Planung vor dem Eingriff: „Der Eingriff wird gemeinsam mit den punktierenden Urologen besprochen. Außerdem haben wir eine Skizze, worauf wir das verdächtige Material einzeichnen und mit Hilfe dieser Skizze wird dann die fusionierte Biopsie durchgeführt.“
Die Biopsie wird durch die neue Methode also treffsicherer und schonender. Die gewonnene Gewebeprobe hat mehr Aussagekraft. Ärztin Aigul Salmhofer sagte: „Die Untersuchung dauert zirka 15 Minuten lang, also nicht viel länger als normale Punkturen. Grund dafür ist das gezielten Stanzen. Patienten werden außerdem örtlich betäubt, was die Behandlung erträglicher macht.“ Die Kosten für diese Behandlung werden in Kärnten von den Krankenkassen übernommen. Dafür ist eine Überweisung des behandelnden Urologen notwendig.