Was tun bei Demenzerkrankungen?

10.000 Kärntner leiden an einer Demenzkrankheit. Zum Welt-Alzheimertag am 21. September legt das Land eine neue Info-Broschüre für Betroffene auf. Denn auch wenn es keine Heilung gibt, die richtige Behandlung kann die Lebensqualität steigern.

Was den Betroffenen auf ihrer Reise in das Vergessen am längsten bleibt, ist die Gefühlswelt, zum Beispiel Erinnerungen an Kindheit und Jugend, Gedichte oder Lieder. Was auch immer vergessen wird, und wie schmerzlich das vor allem für die Angehörigen ist - zurück bleibt dennoch ein Mensch. 130.000 Österreicher sind an Demenz erkrankt, in Kärnten leben mehr als 10.000 Menschen mit demenzieller Erkrankung. Tendenz steigend, jährlich kommen in Kärnten 2.000 Neuerkrankte hinzu. 60 Prozent der Kärntner Patienten haben die Diagnose Alzheimer erhalten. Gegen Alzheimer, das „große Vergessen“, gibt es noch keine Heilung.

Erste Vergesslichkeit, der Charakter ändert sich, was soll man dann tun? „Erste Anlaufstelle bei Verdacht auf eine demenzielle Erkrankung sollte entweder der praktische Arzt oder der niedergelassene Facharzt sein“, sagt Facharzt Peter Kapeller. Die Erkrankung sei nicht heilbar, allerdings sei durch Medikamente ein verzögerter Verlauf möglich.

Wichtige Prävention

Wichtig sei auch die Prävention, sagt Primarius Jörg Weber von der Neurologie im Klinikum Klagenfurt. Laut Weber sollte man auf vier Faktoren besonders achten: soziale Kontakte, Bewegung, gesunde Ernährung und regelmäßige geistige Beschäftigung. „Studien belegen etwa, dass das Gehirnvolumen und damit die Gedächtnisleistung bei regelmäßigem Konditionstraining wachsen“, so Weber.

Demenz-Hotline des Landes

Am Welt-Alzheimtertag am 21. September gibt es eine Aktions- Hotline in der Landesregierung. Psychologen, Sozialarbeiter und Betreuer geben Auskunft zu den Themen Demenz und Alzheimer. Telefonnummer:. 050536 – 15402

Auch der Lebensstil sei ein wichtiger Faktor. Kleine Schlaganfälle etwa hätten eine sehr negative Auswirkung auf das Gehirn. Davor könne man sich etwa mit Sport und gesunder Ernährung schützen, auch der Verzicht auf Zigaretten könne hilfreich sein. Weber: „Wichtig ist auch, so lange wie möglich im Leben integriert zu sein, Frührente kann zum Beispiel zu einer Isolation führen.“

Die Volkskrankheit von morgen?

Weil die Menschen immer älter werden, kann die Erkrankung jeden treffen. „Immer mehr Familien werden in Zukunft in irgendeiner Weise davon betroffen sein“, sagt Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ), Demenz sei deswegen eine große Herausforderung. Kärnten sei aufgrund der demografischen Entwicklung bzw. „verschärfter Überalterung“ stärker als andere Bundesländer betroffen. 400 Millionen Euro investiert das Land in Beratung und Behandlung.

Sendungshinweis:

Kärnten heute,
19. September 2016

Wenn das Gehirn nicht mehr mitmacht, ist das nicht nur für die Betroffenen eine große Herausforderung, sondern auch für die Angehörigen. Denn der überwiegende Teil der Demenzkranken Menschen wird in Kärnten zu Hause gepflegt, das ergab eine Statistik des Landes. Die vom Land neu herausgegebene Info-Broschüre ist vor allem für Angehörige ein Wegweiser. Sie informiert über die Krankheit, Diagnose, Verlauf, über Anlaufstellen, Unterstützungsangebote, Betreuungsformen und Hilfestellungen für pflegende Angehörige. Die Broschüre liegt bei Ärzten, in Heimen und in Gemeindeämtern auf.

FPÖ kritisiert Fachärztemangel

FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz bemängelte anlässlich des Welt-Alzheimertages, dass es in Kärnten schwierig sei, einen Facharzt für Neurologie zu finden: „Kärnten hat seit Jahren die österreichweit geringste Anzahl an Kassenfachärzten für Neurologie, nämlich nur vier. Die Patienten warten derzeit monatelang auf einen Termin.“ Deshalb müsse die Anzahl von Kassenstellen für Neurologie massiv erhöht werden. Die ohnehin überlasteten Abteilungen im Klinikum Klagenfurt und im LKH Villach können die massiven ambulanten Lücken niemals schließen.