Kärntner Zwillinge leben und lieben ohne Grenze

Für viele Menschen im Dreiländereck gehört das Leben mit den unterschiedlichen Kulturen mittlerweile zum Alltag. Auf zwei Kärntnerinnen trifft das Motto „amore senza confini“ zu, denn beide sind mit Italienern liiert.

Petra Pietschnig und Martina Bonfiglio aus Klagenfurt waren schon als Kinder gerne in Italien. Die Adriastrände, vor allem in Grado, waren für sie ihr Lieblingsspielplatz. Vielleicht befiel sie schon damals der „Italien-Virus“. Während ihres Studiums zog es sie beide nach Triest. Dort lerne Martina auch ihren heutigen Ehemann Maurizio kennen, mit dem sie seit zwei Jahren verheiratet ist.

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Beide Schwestern lieben Italien

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Schöne Erinnerungen an das Meer

Martina und Maurizio führen Ehe auf Distanz

Unter der Woche unterrichtet sie an der HLW für Sozialberufe der Caritas in Klagenfurt, unter anderem Italienisch. Maurizio ist bei der Küstenwache in Triest beschäftigt.

Dass ihre Beziehung auf Distanz unter den beruflichen Verpflichtungen der Eheleute leiden könnte, sieht Martina nicht so: „Es war eigentlich schon eine bewusste Entscheidung. Wir haben uns ja vor acht Jahren kennengelernt, vor zwei Jahren haben wir dann geheiratet.“ Sie habe Lehramt studiert und habe den Beruf immer ausüben wollen. Ihr Mann habe sie immer unterstützt. Als sie den Job in Klagenfurt bekommen habe, riet ihr Mann dazu, ihn anzunehmen. „Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar.“

Maurizio ist gebürtig aus Taranto und seit 2001 in Triest wohnhaft. Auch wenn er schon oft darüber nachgedacht hat, zu seiner Frau nach Kärnten zu ziehen - je älter er werde, desto realistischer schätze er seine Chancen ein, hier beruflich Fuß zu fassen. Das Pendeln sei auch für ihn halb so schlimm, sagt Maurizio: „Die Zeit, die andere vor dem Fernseher verbringen, nutze ich lieber, um zu meiner Frau zu fahren. Das ist Einstellungssache - für uns überhaupt kein Problem.“

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Martina und Maurizio pendeln zwischen Triest und Klagenfurt

Martina sagt, unter der Woche konzentriere sie sich auf die Arbeit, auf die Familie und die Hobbys. „Das Wochenende ist dann voller Lebensqualität gemeinsam mit meinem Mann. Da genießen wir dann halt entweder Triest oder Klagenfurt - je nachdem, was wir halt so vor haben.“

Zwei Stunden bis zur zweiten Heimat

Gute zwei Stunden Autofahrt trennen sie von ihrer zweiten Heimat. Was andere als nervenaufreibend empfinden würden ist für sie „Entspannung“, denn die Vorfreude überwiegt. „Wenn ich mit dem Auto nach Triest fahre, dann fahre ich immer über Slowenien, da ist man recht schnell, und dann komme ich in Opicina raus und fahre runter und sehe das Meer und dann denke ich mir - ah, fein, Italien, jetzt fangen wir das ‚bella vita‘, also das ‚schöne Leben‘, wieder an.“

Sendungshinweis:

„Servus, Srečno, Ciao“, 8. Oktober 2016

An der Mentalität unserer südlichen Nachbarn schätzt sie vor allem die Offenheit, auch wenn die Triestiner - im Vergleich zu Rest-Italien - als etwas reservierter gelten: „Am Anfang sind sie sehr, sehr herzlich, du brauchst aber ein bisschen Zeit, um in diese Runde reinzukommen. Aber wenn du einmal drinnen bist, dann sind sie alle ganz herzliche Leute und Freunde fürs Leben.“

Schwester lebt in Klagenfurt

Auch Martinas Zwillingsschwester Petra lebte einige Jahre in der Hafenstadt Triest. Die Entscheidung, wieder zurück nach Österreich zu gehen, traf sie gemeinsam mit ihrem Verlobten Danilo, den sie im Urlaub in Grado kennenlernte. Ein Schritt, den beide nicht bereuen, sagt Petra: „Ich glaube, ich vermisse Italien viel mehr als er. Mir hat es natürlich sehr gut gefallen - ich möchte es nicht missen. Man wird viel weltoffener und es ist eine andere Welt. Alleine wenn der Busfahrer extra noch einmal stehen bleibt und dich einsteigen lässt oder der Trafikant grüßt dich schon von Weitem. Klagenfurt hat andere Vorteile: Wir haben meine Familie da. Ihm gefällt es total gut - sagt er mir zumindest immer.“

Beide haben nach ihrem Umzug ziemlich bald in Klagenfurt Arbeit gefunden und Danilo, der brasilianische Wurzeln hat und lange in Cividale lebte, gibt sich Mühe, Deutsch zu lernen: „Es ist nicht so einfach. Ich bin seit vier Jahren hier und habe praktisch bei der Arbeit Deutsch gelernt. Mit meinen Kollegen muss ich ja Deutsch reden, mit Petra reden wir meistens Italienisch.“

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Danilo ist seiner zukünftigen Frau nach Kärnten gefolgt

„Alpen-Adria-Kind“ Matteo macht Glück perfekt

Das Zusammenleben als Paar mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln sei nicht immer einfach. Aber Schwierigkeiten sind da, um gemeistert zu werden, ist die kleine Familie überzeugt.

Seit einem Jahr dreht sich bei Petra und Danilo alles um ihren gemeinsamen Sohn Matteo. Er lernt schon jetzt mit beiden Kulturen und Sprachen zu leben, sagt die Neo-Mama: „Er wird natürlich da in die Schule gehen - aber er soll natürlich die zweite Sprache auch super lernen. Schauen wir mal, ob Slowenisch auch einmal dazu kommt, dann ist es ein wirkliches Alpen-Adria-Kind.“

Petra, Danilo und Matteo, sowie Martina und ihr Maurizio sind Beispiele dafür, welch unterschiedliche Lebensentwürfe im Alpen-Adria-Raum möglich sind - wenn man sich darauf einlässt.