„Jesu Hochzeit“ erstmals in Ossiach

Am Samstagabend wird erstmals beim Carinthischen Sommer in Ossiach die Mysterienoper „Jesu Hochzeit“ von Gottfried von Einem aufgeführt. Es ist eine Art „Heimholung“ jenes Werkes, das der Komponist vor 36 Jahren als Auftragsarbeit geschrieben hat.

Der neue Intendant des Carinthischen Sommers, Holger Bleck, setzte sich zum Ziel, das Festival zu einem Fest von Kärntnern für Kärntner zu machen. Nach mehreren Jahren Pause steht heuer in Ossiach mit „Jesu Hochzeit“ wieder eine Kirchenoper auf dem Programm.

Sendungshinweis:

„Kärnten heute“, 6.8.2016

Vor Uraufführung skandalisiert

Gottfried von Einem schrieb sie 1980 als Auftragsarbeit für den Carinthischen Sommer nach einem Libretto seiner Frau Lotte Ingresch. Sie bezieht sich auf Bibelzitate und arbeitete eigene Verse ein. Schon im Vorfeld der Uraufführung wurde das Werk als blasphemisch abgetan und die Vorstellungen in der Ossiacher Stiftskirche wurden abgesagt. Die umstrittene Uraufführung fand daraufhin 1980 im Theater an der Wien, anlässlich der Eröffnung der Wiener Festwochen, statt. Später war das Werk nur noch zweimal auf Bühnen in Deutschland zu sehen. Am Samstag wird es erstmals in Ossiach gezeigt.

Mysterienoper "Jesu Hochzeit" Ossiach

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Maria und Josef werden in der Inszenierung zu einem eher bodenständig denkenden Paar.

Stiftshof als Austragungsort

Bleck sagt, Jesu Hochzeit sei die einzige Kirchenoper, die für den Carinthischen Sommer gestaltet aber nicht aufgeführt wurde. Er wolle keinen Skandal wiederholen, sondern ein gutes Werk auf die Bühne bringen, das es wert sei, beim Carinthischen Sommer aufgeführt zu werden.

Es sei zwar mit einem gewissen Risiko verbunden, die eigene Intendanz mit einem derart skandalumwitterten Werk zu beginnen. Er wollte und musse es trotzdem eingehen, obwhl man auch diesmal nicht in der Stiftskirche spielen könne, sondern in den Stiftshof ausweichen müsse: „Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber es gibt trotzdem noch Vorbehalte seitens der katholischen Kirche. Im Endeffekt halte ich es so, wie es ist, für gut und richtig. Wir haben - nachdem wir uns mit dem Werk beschäftgit haben - uns dazu entschlossen, es mit dem Symphonieorchester des Kooperationspartners Stadttheater Klagenfurt zu realisieren. Das wäre in der jetzigen Form deutlich zu groß für die Stiftskirche.“

Mysterienoper "Jesu Hochzeit" Ossiach

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Die „Tödin“

Zwei Liebesprinzipien prallen aufeinander

Bei „Jesu Hochzeit“ sind die Erlösungsgeschichte und Passion zentrale Themen. Der Titel bezieht sich auf Jesu Hochzeit mit dem Tod, der - wie im romanischen Kulturkreis - als „Tödin“ erscheint.

Regisseurin Nicola Raab sagt, in dem Stück würden zwei Prinzipien aufeinandertreffen: „Die Tödin bietet eine Art von Liebe im Hier und Jetzt an. Diese muss aber automatisch mit dem Tod enden, weil sie eben im Moment passiert, der nicht hält, sondern der kurz ist. Jesus spricht von einer anderen Art von Liebe, einer Art universellen Liebe.“

Die Oper begegnet dem dem Widerspruch von Leben und Tod in einer versöhnlichen Weise, indem man durch die Bejahung des Lebens auch den Tod annehmen kann. Die Premiere findet am Samstagabend um 20.00 Uhr im Stiftshof Ossiach statt. Im Laufe der kommenden Woche folgen vier weitere Aufführungen.

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