Junger Kärntner als Tschernobyl-Experte

Das Projekt „Pripyat“ beschäftigt sich mit den Folgen der Explosion und der radioaktiven Verseuchung. Ein junger Kärntner betreut die Internetplattform des Projekts und ist selbst immer wieder in Tschernobyl.

Zum Zeitpunkt der Explosion des Reaktorblocks vier in Tschernobyl war Alexander Kleinberger noch gar nicht auf der Welt. Der 27 Jahre alte Klagenfurter wurde aber durch das Projekt „Pripyat“ zum Tschernobyl-Experten. Er betreut eine dreisprachige Internetplattform, die über die Atomkatastrophe und die Folgen für die Menschen in der Region informiert.

Kleinberger: „Ich war insgesamt schon acht Mal in der verbotenen Zone. Das hat sich immer wieder durch das Projekt ergeben. Beim ersten Mal sagte ich, dass ich hinfahre und dann nicht mehr. Für das Hauptprojekt bin ich dann jedes Jahr ein mal hingefahren.“

Tschernobil Projekt Pripyat

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Alexander Kleinberger betreut die dreisprachige Internetseite selbst.

Natur erobert sich Stadt zurück

Die Stadt Pripyat, drei Kilometer vom Kernkraftwerk Tschernobyl entfernt, gleicht heute eine Geisterstadt. Touristen dürfen stundenweise hinein, die radioaktive Belastung entspricht einem Transatlantikflug. Die Bewohner können aber nicht mehr in ihre alte Heimat zurückkehren.

Tschernobil Projekt Pripyat

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Pripyat

Wer Pripyat besucht unternimmt eine Reise in die Vergangenheit. Die Fotos von Alexander Kleinberger dokumentieren den Verfall einer sowjetischen Musterstadt: „Man kann sagen, dass die Natur schon viel zurückerobert hat. Es wurde von einem Tag auf den anderen in der Zone alles verlassen. Man merkt dadurch sehr gut, was mit den Gebäuden passiert und was noch übrig bleibt von dem, was die Menschen hinterlassen haben“, so der Tschernobyl-Experte.

Tschernobil Projekt Pripyat

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Baum auf Terrasse

Übriggebliebenes findet man auch im Arbeitszimmer von Alexander Kleinberger. Er hat Bücher, Dokumente, Hefte und verschiedene Gegenstände bei seinen Besuchen in Tschernobyl gefunden und gesammelt. Sie erinnern an das Leben vor der Reaktorkatastrophe.

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Ein Gefahrenschild - eines der Erinnerungsstücke an die Reaktorkatastrophe, die Alexander Kleinberger gesammelt hat.

Folgeschäden nicht ausgeschlossen

Was Viele nicht wissen: Nur im stillgelegten Atomkraftwerk alleine arbeiten derzeit rund 4.000 Menschen. Kleinberger: „Viele arbeiten an der neue Hülle über dem Reaktor und zehntausende Menschen sind in der Zone beschäftigt.“

Sendungshinweis:

„Kärnten heute“, 25.4.16

Aber auch die Hülle selbst ist keine Garantie, dass nie wieder Radioaktivität aus dem zerstörten Reaktor austreten kann.

Kleinberger: „Man weiß, dass vor allem bei den nächsten Generationen noch Probleme entstehen können.“ Besonders betreffen werde das die Menschen, die im und um das Kraftwerk leben müssen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass mindestens 150.000 Menschen aufgrund der Strahlung schwer erkrankt sind. Auch dass soll mit dem Projekt „Pripyat“ nicht in Vergessenheit geraten.

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