Zvončari: Die Glöckner aus Nordkroatien
Farbenfroh, unterhaltsam und laut … so ist der Fasching im Hinterland zwischen Opatija und Rijeka. Jeder Ort hat sein eigenes Brauchtum und die dazugehörige Verkleidung.
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Die Zvončari vertreiben den Winter
In Vale Mune etwa ziehen die Zvončari, die Glockenträger, vom Heiligendreikönigstag an ihre Runden durch das Dorf. Sie wollen den Winter vertreiben - als Vorboten für den Frühling. Darija Doričic´: „Wir können sagen, das ist fast wie eine magische Tradition, weil es das Brauchtum schon so viele Jahre hier gibt. Es ist etwas Besonderes für diese Umgebung und für unseren Ort Vale Mune. Wir beginnen im Alter von ein paar Monaten und machen mit, bis wir alt sind. Das ist ganz normal für uns.“
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Weil im Norden Kroatiens dieses Brauchtum schon seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wird zählt die UNESCO die Zvončari zum immateriellen Weltkulturerbe.
Ähnlichkeiten zum Dirndl
Bis das Kostüm der Zvončari perfekt sitzt braucht es etwas Zeit, denn beim Ankleiden müssen genaue Regeln befolgt werden, erzählt Darija Doričic: „Das Kostüm der Frauen sieht aus wie das Dirndl in Österreich. Es gibt verschiedene Elemente, die fast gleich sind: Wir haben auch ein Kleid, eine Bluse und einen Gürtel, so wie auch in Österreich.“
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Die Männer tragen traditionell eine weiße Hose, ein blau-weißes Shirt und die Glocken. „Wir haben typischerweise drei, in anderen Gruppen haben sie zum Beispiel nur eine“, ergänzt Darija Doričic.
„Teta Nada“ und ihre Papierblumen
Rund 30 Kilometer entfernt von Vale Mune, in Rukavac, laufen in der kleinen Werkstatt von Nada Mohorovičić, von allen liebevoll „Teta Nada“, also Tante Nada, genannt, die letzten Vorbereitungen für den Fasching. An die 2.000 Blüten fertigt sie jedes Jahr für die besonderen Hüte, die die Mitglieder der „Rukavacki Zvončari“, der Faschingsgruppe aus ihrem Ort.
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Als Jugendliche hat die heute 73-Jährige von den alten Frauen im Ort gelernt, wie man die Blumen bindet: „Ich mache das schon fast mein ganzes Leben lang. Früher gab es nicht so viele Farben und es gab auch wenig Papier. Jetzt gibt es aber viele Sorten und darum gefällt mir diese Arbeit.“
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Dass die Leute hier Hüte mit bunten Blumen und keine Masken tragen sei ein Relikt aus der Zeit der italienischen Besetzung der Gegend, erklärt Nada Mohorovičić: „Die Soldaten fürchteten im Fasching die Maskierten und forderten sie auf, ihr Gesicht zu zeigen. So kam es, dass besonders viel Wert auf die bunte Kopfbedeckung gelegt wurde.“ Sie wurde ausschließlich mit dem verziert, was entweder im Garten wuchs oder was die Frauen an Stoffresten aus ihrem Haushalt entbehren konnten.
Sendungshinweis:
„Servus, Srečno, Ciao“, 6.2.2016
Blaue Blüten erinnern an das Meer
Besonders an den Hüten aus Rukavac ist, dass sie mit blauen Blüten verziert werden … die Farbe blau steht für die Nähe zum Meer. Apropos Meer: Im Sommer hat „Tante Nada“ keine Zeit zum Basteln ... da geht sie lieber Schwimmen, sagt sie. Aber dafür wird dann von Dezember bis Februar in jeder freien Minute gearbeitet.
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Faschingsspezialität „Presnàc"
Wie bei uns der Faschingskrapfen darf in Nordkroatien zum Fasching auf keinen Fall der „Uleniak“, vergleichbar mit unseren „Gebackenen Mäusen“ und der „Presnàc“, ein Kuchen aus Germteig fehlen. Velimir Perčič bereitet den Kuchen, gefüllt mit Brot, Zucker, Rosinen, Zimt und Gewürznelken nach einer alten Rezeptur zu. Nach einer guten halben Stunde im Holzofen ist er fertig … und gibt Energie für die zahlreichen Faschingsumzüge hier in der Gegend.
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Marijana Kalčić vom Tourismusverein Matulji sagte, im kroatischen Fasching gebe es immer wieder viele Überraschungen. Besonders spannend für Besucher seien jedoch das Wochenende und die letzten zwei Tage vor dem Aschermittwoch. Dann heißt es „Zivio Pust - es lebe der Fasching" zwischen Opatija und Rijeka.