Autostoppen als Lebensphilosophie

Daumen raus und warten - mehrmals in der Woche pendelt Franco Martina von seinem Haus in Piani im Raccolanatal nach Udine, Villach oder Triest. Er beweist, dass man auch ohne eigenes Auto fast immer pünktlich sein kann.

Es sei seine Lebensentscheidung, sagte der Rechtsanwalt aus Piani und meint damit den aktiven Verzicht auf ein eigenes Auto: „Ich bin ein Umweltschützer, darum fahre ich immer per Anhalter“, so Franco Martina.

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Rechtsanwalt Franco Martina auf dem Weg in die Arbeit.

Trotz Anhalter fast immer pünktlich

Für einen Rechtsanwalt mit zahlreichen Terminen ist es natürlich wichtig, pünktlich zu sein: „Normalerweise bin ich immer pünktlich. Aber manchmal kann es auch sein, dass ich mich ein wenig verspäte“, so Martina.

Sendungshinweis:

"Servus, Srecno, Ciao“, 1.8.2015

Bei wichtigen Gerichtsterminen reist Martina deshalb manchmal auch einen Tag früher an. Er ist spezialisiert auf das Europarecht und auf internationale Verträge mit Klienten in der ganzen Europäischen Union. Mehrere Jahre lebte der Rechtsanwalt in Mailand, Wien und Madrid.

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Rechtanwalt Franco Martina an dem Ort, der ihm Kraft gibt: Die Julischen Alpen.

Kugy, Rätoromanisch und ein Bergführerbuch

Zurück im Raccolanatal genießt er umso mehr die Stille und Abgeschiedenheit. „Ich habe wirklich ein Gefühl für die Berge, weil ich ein Bergbewohner bin“, so Martina. In den Bergen bekomme er seine Kraft. Diese Kraft kann er sich fast vor der Haustür holen. Das Raccolanatal war schon für Bergsteiger und Schrifsteller Julius Kugy Ausgangspunkt für viele Bergtouren. Kugy gilt als Erschließer der Julischen Alpen, zahlreiche Erstbesteigungen in der Region gehen auf sein Konto.

Auf den Spuren Kugys wandelt nun auch Franco Martina ein wenig mit seinem Buch. Darin beschreibt er Wege auf die höchsten Gipfel der westlichen Julier. Ein Kapitel widmet der Rätoromane auch der Sprache und den Namen im Tal. „Die meisten Namen sind echt rätoromanisch. Aber es gibt auch slawische Namen auf der Canin Kette.“ Zu den rätoromanischen Sprachen zählen das im Schweizer Kanton Graubünden gesprochene Rätoromanisch, das Dolomitenladinischen und das Friaulische. Ob diese Sprachen näher verwandt sind, ist in der Sprachforschung bisher nicht entschieden.

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Das Buch von Franco über Wege durch die westlichen Julier enthält auch ein Kapitel über die rätroromanische Ausdrücke.

„In Frieden mit der Landschaft leben“

Sich selbst sieht Franco als Weltbürger: mehrsprachig, offen für andere Kulturen, aber auch verwurzelt mit seiner Heimat. „Meine Philosophie ist: In Frieden mit der Landschaft zu leben. Weil das Leben besteht nicht nur aus Laufen oder Verdienen“, so Franco.

Ein Lebenskonzept, das nicht dem Bild eines erfolgreichen Rechtsanwalts entspricht, aber eines, mit dem man ganz offensichtlich glücklich werden kann.