20 Jahre EU: Kulturprojekte profitierten

Die EU macht auch in kleinem Rahmen Initiativen im Kulturbereich möglich. Zwei Beispiele sind Liesing im Lesachtal, wo es um den Erhalt alter Handwerkskuns geht und Gmünd, das sich als Kulturstadt einen Namen machte.

Bis in die 90er-Jahre arbeitete Schuhmachermeister Andreas Niggler in seiner Werkstatt. Alles wurde so belassen, wie seinerzeit.

20 Jahre EU SSC Kulturinitiativen

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Andreas Niggler.

Das war auch der Wunsch des Meisters, sagte Hans Guggenberger von der Kulturwerkstatt Lesachtal: „Er hat uns viele Schuhe hinterlassen, die er gemacht hat. Die haben wir hier in der Schusterwerkstatt ausgestellt, wo man sieht, wie vor vielen, vielen Jahren Schuhe erzeugt wurden.“ Niggler habe immer schon gesagt, wer wünsche sich ein Museum. Er habe buchstäblich bis zum Schluss in seiner Werkstatt gearbeitet.

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Handwerk zum Anfassen.

„Lebenswerk bleibt Nachwelt erhalten“

Dass dieses Kleinod der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde ist der „Kulturwerkstatt Lesachtal“ und einem EU-LEADER-Projekt zu verdanken. Laut Guggenberger sei es wichtig, altes Handwerk zu erhalten, außerdem sei es das Lebenswerk eines Menschen: „Man weiß ja nie, was geschieht, es kommen andere Generationen ins Haus und sehen darin nicht mehr den unbedingten Wert und dann wird es verschachtert.“ Damit würde Kultur verloren gehen.

Friedrich Veider, Leader- und Regionalmanager sagte: „Jede Region legt selber fest, mit welchem Fördersatz man diese Initiative oder dieses Projekt unterstützt. Im Fall der Kulturwerkstatt waren es 50 Prozent bei einer Gesamtsumme von 100.000 Euro. Da sind noch viele tausende Euro hinzuzulegen, was die vielen ehrenamtlichen Akteure vor Ort geleistet haben, wenn man diese Stunden zusammenzählen würde. Das könnte man sich wahrscheinlich gar nicht leisten.“

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Geigenbauer Johann Lexer

Dass hier in der Gegend so manch findiger Kopf wohnte, zeigt auch das neue Geigenmuseum in der Volksmusikakademie. Es dokumentiert das Wirken von Johann Lexer. Die Musik war sein Leben - er war nicht nur Kapellmeister, Musiklehrer und leidenschaftlicher Musiker und Komponist, sondern auch Instrumentenbauer.

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Kinder können dabei zuschauen, wie eine Geige entsteht.

An die 671 Geigen fertigte der Autodidakt in jeder freien Minute. Dabei legte er Wert auf Präzision, denn er eiferte seinen großen Vorbildern Anotnio Stradivari und Jakob Stainer nach. Jeden Arbeitsschritt dokumentierte er mit äußerster Sorgfalt.

Bei den Führungen mit einem seiner Söhne erfahren die Besucher auch viele Anekdoten aus dem Leben von Johann Lexer: „Er hatte nur einen strengen Blick, ansonsten war er nicht streng. Wir haben keine Watschn kriegt, aber wir mussten täglich üben. Zu uns Kindern hat er immer gesagt: Kinder lest und nehmt ein Buch in die Hand und nicht den Fußball.“

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Ein Autodidakt und Perfektionist: Johann Lexer.

Brot aus dem Brotbackhaus

Traditionelles und Modernes können miteinander existieren, das zeigt auch das Beispiel von Familie Stabentheiner. Sie haben neue Rezeptur für ihr „gesundes Brot“ erfunden. Gebacken wird es wie schon vor Jahrhunderten im einzigen Brotbackhaus des Tales, das ebenfalls im Zuge des EU-Leader-Projekts instand gesetzt wurde.

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Das Brothaus würde es ohne EU wohl nicht mehr geben.

Gute vier Stunden braucht es, bis die Kohle heiß genug ist. Der Aufwand lohnt sich, denn das Brot der Familie Stabentheiner ist mittlerweile schon weit über das Lesachtal hinaus bekannt. Die Bevölkerung im Tal möchte weitere Chancen nutzen, die die Europäische Union bietet: Bis 2020 soll in unterschiedlichen Bereichen mit zwei benachbarten Regionen in Italien zusammengearbeitet werden.

Gmünd: Neues Leben in mittelalterlicher Stadt

Dass nicht nur in Ballungszentren interessante Initiativen auf die Beine gestellt werden, zeigt auch das Beispiel Gmünd. Seit Jahren macht sie sich als „Künstlerstadt“ einen Namen und - nicht zuletzt auch durch ein EU-Programm - wurden spannende, neue Projekte realisiert.

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Gmünd setzte auf Kultur, und das sehr erfolgreich.

145.000 Euro stellte die EU zur Verfügung, um das Image von Gmünd als Künstlerstadt durch verschiedene Initiativen weiter zu festigen und sie international bekannter zu machen. 39 Ausstellungen an sieben Orten zum Thema „Berg und Kunst“ standen zwischen 2011 und 2013 im Mittelpunkt. Mit dem Fördergeld wurde auch der Umbau des alten Pfarrtheaters ins „Kulturkino Gmünd“ finanziert und das Dach des Burgtheaters saniert.

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Chinesische Künstler zu Gast

In der Altstadtgalerie wurde ein eigenes Künstleratelier geschaffen: 70 Gastkünstler aus aller Welt waren schon für zwei Monate hier - zuletzt eine Kunst-Professoren-Familie aus der chinesischen Millionenstadt Hefei in der Provinz Anhui.

Erika Schuster von der Kulturinitiative Gmünd: „Sie sprechen weder Englisch, Deutsch - noch eine europäische Sprache und wir natürlich kein Chinesisch. Wir kommen gut zurecht - mit Händen und Füßen und diesmal auch mit dem Handy können wir kommunizieren.“

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 27. Juni 2015

Künstlerin Shaohua Huang fühlt sich gut aufgenommen. Es sei eine Ehre gewesen, als erste chinesische Künstler eingeladen worden zu sein, sagte sie. Man fühle sich hier sehr wohl. Folgen sie sonst eher der klassischen chinesischen Maltradition mit Feder und Tusche hat sie der Aufenthalt in Kärnten auch zu neuen Motiven inspiriert. Der Erfolg, den Gmünd mit der Kunst-Ausrichtung hat, liegt nicht nur an den Förderungen der EU, sondern auch daran, dass alle an einem Strang ziehen.