EU Innovation: Elektroautos werden sicherer

Damit Elektroautos sicherer werden, wurde im Rahmen eines EU-Projekts zwischen Kärnten und Slowenien ein neues Sicherheitssystem entwickelt. Eine wichtige Rolle dabei spielen erneuerbare Rohstoffe wie Flachs und Hanf, eine leichtere, aber sicherere Bauweise.

Čebela - Biene heißt das Gefährt, vergleichbar mit einem Mopedauto mit Elektroantrieb. Unter der Motorhaube verbirgt sich eine Entwicklung, die in der Automobilbranche, aber auch für den Schienenverkehr und in der Luftfahrt schon bald für neue Maßstäbe sorgen könnte, was die Sicherheit betrifft.

SSC 20 Jahre EU Innovation Elektroauto

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Aufprall wird gedämpft

Eine sogenannte „Crashbox“ soll bei Unfällen die Wucht des Aufpralls dämpfen. Wie das funktionieren kann, wurde an der Fachhochschule Kärnten in Villach getestet, sagte Christoph Unterweger: „Man sieht sehr schön, wie sich dieses Werksstück faltet, die Struktur faltet. Das Werksstück erwärmt sich. Es soll eben mit einer so dünnen Struktur wie möglich eine möglichst große Energie absorbiert werden. Fahrzeuge sollen heute so leicht wie möglich gebaut werden. Dadurch wird der CO2-Ausstoß natürlich geringer und die Sicherheit muss ja auch gegeben sein.“

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Hanf als Basis für Bauteile.

Leichtbaustoffe müssen getestet werden

Weil diese Leichtbaustoffe noch nicht so gut erforscht seien, habe man hier die Möglichkeit, sie mit dem Crash-Schlitten zu testen, sagte Unterweger. Für die Herstellung der „Crashbox“ wurden Materialien verwendet, die in dieser Form noch nicht miteinander kombiniert wurden - sogenannte „Hybridwerkstoffe“, sagte der Experte für Metallleichtbau, Franz Riemelmoser: „Das Aluminium ist sehr gut verformbar und das Carbon stützt das Aluminium. Das heißt, die zwei sind wie zwei Freunde, die sich gegenseitig unterstützen und damit schaffen wir es insgesamt, ein besser verformbares und gleichzeitig stabileres Verhalten zusammenzubringen.“

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Die Crashtests werden am Computer analysiert.

Naturfasern kommen Umwelt zugute

Damit gleichzeitig auch die Umwelt geschont wird, kommen neben Carbon und Glasfaser Bauteilen auch solche aus Naturfasern zum Einsatz. Im Holz-Kompetenzzentrum W3C in St. Veit an der Glan werden nachwachsende Rohstoffe erforscht - von Harzen über Papier bis hin zu Holz, Flachs oder Hanf.

Herfried Lammer vom Holzkompetenzzentrum W3C. „Hanf ist eine Pflanze, die in Grundwasserschutzgebieten angebaut werden kann, weil ich keinen Dünger brauche, ich brauche keine Spritzmittel. Er wächst in einem Jahr, in hundert Tagen, etwa vier Meter hoch und hat eine Reißfestigkeit, die in der Natur sehr stark ist.“

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Stärke fast wie Glasfaser

Sie ist fast vergleichbar mit der Stärke von Glasfasern. Außerdem ist Hanf um bis zu 30 Prozent leichter gegenüber künstlichen Fasern. Lammer sagte, man forsche auch deswegen daran, weil man glaube, dass einerseits die Nachhaltigkeit der Werkstoffe wichtig sei. Andererseits sei es im Sinne der Produktions- und Wertschöpfungsketten wichtig, stärker auf Regionen zu bauen.

Diese Rohstoffe werden seit Jahrtausenden benutzt, so Hammer. Flugzeuge wie Speedfire oder Automobile seien früher viel stärker mit diesen Materialien ausgestattet gewesen. Heute seien die Vorteile auch Nachhaltigkeit, Recyclingfähigkeit, aber vor allem auch Gewicht und vor allem auch für Kleinserien auch der Preis.

Sendungshinweis:

Servus Srecno Ciao, 30. Mai 2015

Weiterer Prototyp in Arbeit

Zwei Jahre lang wurde daran getüftelt - gemeinsam mit der slowenischen Firma „Oprema Ravne“ - die eigentlich auf die Herstellung von Presslufthämmern und Maschinen für die Automobilindustrie und Metallurgie spezialisiert ist. Mit dem EU-Projekt wurde das Angebot erweitert, sagte Entwicklungsleiter Marijan Kotnik: „Es war für uns eine Herausforderung, einen wissenschaftlichen Partner zu finden, wo wir als Industriepartner mitgehen können.“

Viel fehlt nicht mehr bis zur Fertigstellung eines weiteren Prototypen der rund 400 Kilogramm leichten Biene, „Čebela“. Sie kann dann mit bis zu 90 km/h etwa 200 Kilometer weit fahren. Wenn sie die Marktreife erreicht, soll sie vor allem im Stadtverkehr eine Alternative zu herkömmlichen Fahrzeugen darstellen: Für Dienstleister wie Postboten, Pizzalieferanten oder Taxiunternehmen, aber auch für Privatpersonen.

Das Projekt "UL4C“ wurde von der Europäischen Union mit 800.000 Euro gefördert; bei der Umsetzung behilflich war auch der Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds.

Projektmanager Hans Jörg Peyha vom KWF: „Die Kombination der beteiligten Partner ist ein gutes Beispiel für die Nutzung und Ergänzung bestehender Fähigkeiten, bestehenden Wissens bzw. bestehender Netzwerke zur Schaffung neuer Produkte, Dienstleistungen. Dies ist die Basis für die Schaffung künftiger Arbeitsplätze und Einnahmequellen. Die Bündelung und Ergänzung der vorhandenen Stärken der gemeinsamen Grenzregion dient als Quelle für künftige Innovationen und liefert einen Beitrag für die Sichtbarkeit und Attraktivität über die Region hinausgehend.“

Weitere gemeinsame, grenzübergreifende Projekte der Partner aus Kärnten und Slowenien sind geplant. Aus den Prototypen sollen serienreife Fahrzeuge werden. Und so könnte schon bald aus einer kleinen Idee etwas ganz Großes werden.