TV-Premiere für „Der Graben - Grapa“

„Der Graben/Grapa“ ist ein Film, der einzig auf den Erinnerungen von Zeitzeugen beider Kärntner Volksgruppen in Bad Eisenkappel beruht. Für das Projekt standen deutsch- und slowenischsprachige Kärntner erstmals gemeinsam vor der Kamera. TV-Premiere ist am 15. Mai in ORF2.

Ein tiefer „Graben“ hat die beiden Kärntner Volksgruppen lange Zeit getrennt. Verbrechen gab es auf beiden Seiten und auch einen Mantel des Schweigens. Ein Jahr lang hat aus Deutschland stammende Regisseurin Birgit-Sabine Sommer mit ihrem Filmteam die Geschichte Bad Eisenkappels aufgearbeitet und mit Zeitzeugen beider Volksgruppen gesprochen.

Mit der Methode des „partizipativen Re-Enactments“ kombiniert Sommer Erzählungen der Zeitzeugen mit filmischen Nacherzählungen an den Originalschauplätzen.

Im Film lässt Sommer beide Seiten - die deutsche und die slowenische Sicht auf die Geschichte - zu Wort kommen: „Der Titel des Films beinhaltet eine Wort mit zwei Bedeutungen. Und ich glaube, dass sich schon während des Films, beim Mittun, Fronten aufgeweicht haben.“

Geschichte, wiedererlebt

Der Film beruht auf Erzählungen von Ortsbewohnern, die den Krieg und die Zeit bis zum Staatsvertrag als Kinder und Jugendliche miterlebt haben. Die Darsteller der Filmszenen sind deren Enkel, Nachbarn und Freunde. Bis zu drei Generationen haben an dem Film mitgewirkt.

Darstellerin Majda Kutschnig-Furjan: „Ich denke, dass ist ganz etwas Wichtiges für die ganze Aufarbeitung, für das, was passiert ist und dass auch andere erfahren, was wirklich vorgefallen ist, wie es im Krieg war und das man praktisch die Geschichte wiedererlebt.“

Widerstand als Voraussetzung für Staatsvertrag

Anlässlich des Jubiläums „60 Jahre Staatsvertrag“, erinnert der Film auch daran, dass es der Partisanenkampf war, der Österreich nach dem Krieg die Freiheit beschert hat. Produzent Kurt Langbein: „Leider ist unmittelbar nach dem Krieg dieser Widerstand nur als Banditentum bezeichnet worden und die Leute, die diesen Widerstand geleistet haben, sind eigentlich der Verachtung anheim gefallen.“

Insgesamt 200 Laiendarsteller aus beiden Volksgruppen haben mitgewirk, fast jeder zehnte Bürger in Bad Eisenkappel also. Paul Bevc, Darsteller: „Es hat schon gewisse Feindschaften gegeben, die es heute nicht mehr gibt. Jetzt haben wir überall zweisprachige Aufschriften. Ich habe mir meine Eltern nicht aussuchen können - der andere aber auch nicht. Haben wir jetzt einen Grund dass wir uns anfeinden sollten?“

Der Krieg kennt keine Gewinner

„Der Graben - Grapa“ ist ein Stück lebendige Kärntner Geschichte. Ein Film der zeigt, dass durch es den Krieg niemals Gewinner geben kann.