Teppichrestauration: Keine Männerbastion mehr

Jasmin Daneshs Welt ist voller Farben, Muster und orientalischer Einflüsse. Die 35-jährige Tochter eines Teppichhändlers übt einen typischen Männerberuf aus, sie repariert Teppiche. Das Knüpfen ist Frauensache, das Reparieren fest in Männerhand - bis jetzt.

Als Kind war die Teppichhandlung ihres Vaters ihr Abenteuerspielplatz. Eher durch Zufall kam Jasmin Danesh zum Beruf des Teppichrestaurators: „Es hat ein Teppich fertig repariert werden müssen und unser Meister war nicht da. Ich habe mich ein bisschen ausgekannt und es dann einfach gemacht. Dann habe ich mir gedacht: Ok, das macht Spaß und du siehst am Ende das fertige Stück, das du quasi gerettet hast oder wieder schön gemacht hast. Das macht dann Freude.“

Teppiche Danesh Restauration

ORF

Jasmin Danesh.

Knüpfen ist Frauenarbeit

Einen Monat verbrachte Jasmin dann in der Südtürkei, wo sie das Handwerk von der Pike auf lernte: „Ich war in der Türkei, wo ich es gelernt habe. Die Männer, in deren Mitte ich da reinschnuppern durfte, haben mir das so erklärt, dass das Knüpfen von einem Teppich ein reiner Frauenberuf ist und das Reparieren von Teppichen eine reine Männerarbeit, weil das in weiterer Folge - später im Leben - mit einbezogen wird. Da sind die Frauen dann eher zu Hause bei den Kindern und kochen.“

Teppiche Danesh Restauration

ORF

Jasmin Danesh während ihrer Lehrzeit in der Türkei.

Dennoch nahmen die Männer Jasmin herzlich und nett auf: „Ich habe nicht einmal das Gefühl gehabt: Was macht die Frau da bei uns in unserer Männerrunde. Sie haben mich total super mit einbezogen, sehr nett erklärt - mit den bisschen Sprachkenntnissen, die wir gehabt haben. Es war eine super Erfahrung.“

Symbole bilden das Muster

Derzeit arbeitet sie an einem Bachtiar-Teppich aus Persien. Die Fransen müssen erneuert werden. Er wird auch „Garten- oder Felderteppich“ genannt und spiegelt die Geschichte der persischen Gärten wider. Jedes Feld erzählt eine eigene Geschichte, so Kurosh Danesch: „Ein Symbol wäre die Trauerweide. Die Trauerweide steht für Anfang und Ende des Lebens - für Alpha und Omega. Es ist nichts Negatives, es steht einfach nur für den Lebenszyklus.“

Teppiche Danesh Restauration

ORF

Symbol der Trauerweide.

Viele Stunden Arbeit sind nötig, bis ein Teppich wieder ganz ist. Jasmin sagt, dass sie immer einen gewissen Respekt vor dem Werkstück hat, das vor ihr liegt: „Es sind auch oft Kreativlösungen notwendig, weil man oft nicht weiß, was einen erwartet unter den Knoten. Das ist immer wieder eine Herausforderung. Mit jedem Stück ist es eine neue Aufgabe und vielleicht sogar ein anderer Lösungsweg.“

Teppiche Danesh Restauration

ORF

Nicht nur Altes wird bewahrt - gemeinsam mit ihrem Bruder sucht Jasmin immer wieder auch nach neuen Trends. Traditionelle Muster modern interpretiert, sind derzeit besonders gefragt. Wenn man sie richtig pflegt und Schäden rechtzeitig reparieren lässt, sind echte Teppiche Begleiter fürs Leben.