Alte Schriften lernen in Ragogna

Scriptorium Foro Iuliense ist ein 2012 gegründeter Kulturverein, der es sich zum Ziel gesetzt hat, antike Kalligrafie-Techniken aus dem Alpe-Adria-Raum am Leben zu erhalten. Im Castello di Ragogna gibt es seit Anfang November ein „Museum der alten Schrift“.

Ragogna - der Name wird abgeleitet von „Reuina“ und verweist auf die Nähe zum Fluss Tagliamento.

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Das Castello di Ragogna am Fluss Tagliamento.

Strategisch bedeutsame Lage

Unweit seiner engsten Stelle thront auf einem Hügel das Castello, das einst ein strategisch bedeutsamer Punkt während der Römer-Zeit war. Noch heute sind die Überreste der „strada del ferro“, der Eisenstraße, zu sehen. Sie galt als die wohl wichtigste Transportroute von Norcium bis nach Concordia Sagittaria, wo früher Pfeilspitzen hergestellt wurden. Denn „sagitta“ bedeutet zu Deutsch Pfeil.

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Überreste der Eisenstraße sind noch heute zu sehen.

Langer Weg zum fertigen Buch

Vor 2.000 Jahren gab es in Ragogna die erste Schreibwerkstatt. Anfang November wurde das „Opificium Librorum“, die „Werkstatt des Buches“, wiedereröffnet. Schritt für Schritt wird dort dargestellt, wie lange es früher dauerte, bis ein einfaches Schriftstück zu einem fertigen Buch wurde.

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Wieder Eröffnet: Die Werkstatt des Buches, das Opificium Librorum.

Im Mittelalter schrieben hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Erwachsene sahen dafür meist schon zu schlecht.

Sendungshinweis:

„Servus, Srecno, Ciao“, 22.11.14

Kurse enden mit Zertifikat

Auch Roberto Giurano hat als Jugendlicher von Mönchen in Assisi das antike Schreibhandwerk erlernt. Seit 25 Jahren bringt er Interessierten bei, wie man uralte Schriften lesen und schreiben kann. Die Kurse sind kostenlos. Dabei lernen die Schüler, auf Pergamenten zu schreiben und erhalten zum Abschluss ein Zertifikat. Diese Initiative geht auf den 2012 gegründeten Verein „Scriptorium Foro Iuliense“ zurück.

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Roberto Giurano lehrt alte Techniken.

Gründungsmitglied Gianni Sergio Pascoli: „Man muss das alte Wissen bewahren und vor dem Vergessen bewahren. Heutzutage laufen ja alle mit Smartphones, Tablets und so etwas herum. Gerade aus diesem Grund finden wir es wichtig, dass Traditionelles einen modernen Touch erhält, damit sie nicht verloren gehen.“

Jedes Dorf hatte eigene Schrift

Während in Süditalien die „Beneventana“-Schrift vorherrschte, die heute nur mehr schwer lesbar ist, breitete sich bis in den Norden Europas die „Italica“ aus. Roberto Giurano: „Mit diesen Kurven und Formen haben wir sie personalisiert und ‚Reunia‘ genannt, zu Ehren dieses Dorfes. Jedes hatte ja früher eine eigene Schrift. Die, die wir verwenden, ist kursiver, rundlicher, größer und besser lesbar.“

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Die Reunia-Schrift: Kursiver, rundlicher und besser lesbar

Ambra Gerussi studiert Literaturwissenschaften und muss oft alte Schriftstücke entziffern. Seit einem Monat nimmt sie zwei Mal in der Woche Unterricht und ist begeistert von ihrem neuen Hobby.

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Ambra Gerussi aus Udine.

In alte Zeit zurück versetzt

Ambra Gerussi aus Udine: „Ich fühle mich in die Zeit zurückversetzt, als das Schreibhandwerk noch den Mönchen vorbehalten war. Es entspannt mich - auch wenn man schon mal schmutzige Hände bekommt und einem die Augen brennen. Aber es ist schön.“

Handgeschriebene Briefe oder Einladungen sind heute eine Besonderheit und sehr gefragt - und so gibt es viel zu tun für Roberto Giurano und seine Schüler, die die althergebrachten Techniken aus der Gegend um Ragogna davor bewahren, in Vergessenheit zu geraten.

Kursstart am 25. November

Interessierte haben die Möglichkeit, selbst die alten Schriftzeichen zu erlernen. Ab 25. November findet jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 20.00 und 22.00 Uhr ein Kurs in der „Aula Didattica“ in der Via Roma 23 in Ragogna statt. Anmeldeschluss ist der 23. November. Nähere Informationen finden Sie (auf Italienisch) unter Scriptorium Foro Iuliense.