Friedenskreuz an historischem Ort

Im Ersten Weltkrieg standen einander entlang des karnischen Hauptkammes italienische und österreichisch-ungarische Soldaten gegenüber. Auf der Letterspitze errichtete Nikolaus Lanner an diesem Ort, vor 63 Jahren, ein Kreuz als Symbol des Friedens.

Während des Ersten Weltkrieges verlief in den Karnischen Alpen eine der Verteidigungslinien. Auf der Letterspitze in 2.463 Meter Seehöhe steht deshalb seit 63 Jahren ein Symbol des Friedens.

EU Friedenskreuz

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Nikolaus Lanner

Nikolaus Lanner denkt noch gerne daran zurück, wie er in immer in den Bergen seiner Heimat als Schafhirte unterwegs war: „Im Jahre 1951 war ich noch ein junger Bursche. Eines Tages kam mir die Idee, auf der Letterspitze ein Gipfelkreuz aufzustellen. Meine Freunde aus Obergail halfen mir dabei und somit entstand das erste Gipfelkreuz in den Karnischen Alpen“, sagt Lanner.

Transport Kreuz Letterspitze 1951

Nikolaus Lanner

Transport des ersten Friedenskreuzes auf die Letterspitze im Jahr 1951

Montage Friedenskreuz Letterspitze 1951

Nikolaus Lanner

„Die Jugend Obergail“ auf der Letterspitze bei der Errichtung des Fundaments für das Friedenskreuz

Schwieriger Transport ohne technische Hilfsmittel

Damals standen allerdings noch nicht die gleichen Mittel zur Verfügung. Nikolaus Lanner erinnert sich an die Schwierigkeiten: „Wir mussten damals alles händisch bewältigen. Es gab keinen Hubschrauber, keine maschinellen Werkzeuge. Wir mussten den Sand für das Einbetonieren des Gipfelkreuzes, den Zement und auch das notwendige Wasser hinauftragen.“

Sendungshinweis:

Servus, Srečno, Ciao; 30.8.2014

Außerdem soll der Winter im Jahre 1951 besonders schwer gewesen sein. Mittels eines Schlittens war man in der Lage das Kreuz den Berg hochzuziehen, erklärt Lanner. Knapp 100 Leute nahmen im Anschluss den Aufstieg auf die Letterspitze auf sich, um bei der feierlichen Einweihung mit dabei sein zu können. Auch zahlreiche Gäste aus Friaul Julisch-Venetien waren damals dabei.

„Ich wundere mich heute noch, wie wir das alles zustande gebracht haben - ohne Handy, ohne Telefon und trotzdem waren wir in der Lage, die Leute einzuladen. Das war ein großartiges Fest“, so Lanner.

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Aus gegenseitiger Hilfe entstand Freundschaft

Immer wieder ist der Präsident des Klagenfurter Europahauses zu Besuch bei den Nachbarn jenseits der Grenze in Forni Avoltri, mit welchen die Lesachtaler schon lange eine tiefe Freundschaft verbindet. Lanner bekennt: „Bei uns im Lesachtal ist die Polenta heute noch eine ‚Nationalspeise‘. Nach dem Krieg konnten wir in Österreich kein Polentamehl bekommen. Die Italiener hatten das zur Verfügung und deshalb haben wir das nach Österreich hin geschmuggelt." Als Gegenleistung tauschte man Feuerzeuge, Werkzeuge und sogar Tiere.

Lanner weiß über eine Anekdote aus der Zeit, als er später Bürgermeister von Maria Wörth war, zu berichten: „Als ich einmal einen Betriebsausflug mit meiner Gemeinde nach Sappada machte habe ich den Bürgermeister und einige Hoteliers eingeladen und in meiner Tischrede habe ich erwähnt: Mit diesem Ort hatten wir nach dem Krieg ‚handelspolitische Beziehungen‘. Daraufhin steht ein Hotelier auf und sagt auf Plodnerisch: ‚Aber eines verstehe ich nicht ganz: Wie kann denn ein Schmuggler Bürgermeister werden!?‘“

Forni Avoltri Museum

ORF/Iris Hofmeister

Nikolaus Lanner mit einer Delegation des Europahauses Klagenfurt und aus dem Lesachtal bei einem Besuch des „museo della grande guerra“ in Forni Avoltri.

Neues Kreuz zum Jubiläum

Jenes Friedenskreuz, welches Nikolaus Lanner vor 63 Jahren errichtete, wurde nun ersetzt, auch wenn das ursprüngliche Konstrukt noch einige Jahre gehalten hätte. „Ich wollte dieses Fundament setzen, aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums des ersten Weltkrieges“, sagt Lanner.

Wie oft er schon am Gipfel war, kann Lanner nicht mehr sagen. Sogar verlobt hat er sich dort. Für ihn wird die Letterspitze immer ein ganz besonderer Berg bleiben und das neue Gipfelkreuz soll in erster Linie auch ein Zeichen für den Frieden und die Einigkeit in Europa sein.

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