Erster Weltkrieg: Kriegsalltag in Kärnten

Der Erste Weltkrieg hat sowohl Spuren in ganz Europa als auch in den Seelen der Menschen hinterlassen. Nach einer kurzen Phase der Begeisterung setzten im Alltag rasch Ernüchterung und Ermüdung ein. Die Menschen litten unter Entbehrungen und Hunger.

Die Versorgungslage der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern funktionierte bereits im zweiten Kriegsjahr nicht mehr. Die Mobilmachung zog die wehrfähigen Männer von ihren Berufen ab. Die Frauen hatten den Arbeitskräftemangel auszugleichen und strömten in Berufe, die für sie bislang ungewöhnlich waren. Beispielsweise in der Industrie oder im Sanitätsbereich. Kriegsgefangene wurden für Schwerarbeit und Hilfe in der Landwirtschaft herangezogen. In Steindorf am Ossiacher See zum Beispiel hatten sie Ziegel herzustellen.

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Güter-Nachfrage kurbelte industrielle Revolution an

Die Produktion war ganz auf kriegswichtige Güter ausgerichtet: In Villach-Magdalen begann man, Kraftfahrzeuge, die für den Nachschub Bedeutung erlangt hatten, zu bauen. Allerdings waren diese auf schlechten Straßen relativ unzuverlässig. Der Mangel an Ressourcen und die benötigten großen Mengen an gleichwertigen Produkten trieben die industrielle Revolution an.

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Sendungshinweis:

Kärnten Heute, 16. Juli 2014

Historiker Werner Drobesch erzählt: „Es wurden Ressourcen-Zuteilungen getroffen. Das gilt für die Industrie. Insbesondere für jene Bereiche die unmittelbar in Zusammenhang mit der Kriegsindustrie gestanden sind. Das war im Falle von Kärnten die Montanindustrie.“

Kirchenglocken zur Deckung des Metallbedarfs

Der Bedarf an Metallen stieg unentwegt. Im Jahr 1915 wurden ab Herbst Kirchenglocken abgenommen und gesammelt vor dem Wiener Arsenal eingegraben. Sie wurden mit Wasser gefüllt und mit Sprengpatronen, die unter Wasser gezündet wurden, durch den sich verteilenden Explosionsdruck zertrümmert.

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Kommunikation über das Feldpostwesen

Werner Drobesch berichtet man habe seitens des Militärs natürlich auch darauf geachtet, dass die Kommunikation zwischen der Front und dem Hinterland, zwischen dem dienenden Soldaten und der Familie zu Hause funktioniert. „Dieses Feldpostwesen hat eigentlich bis in den Spätherbst im Jahr 1917 und noch im Frühjahr von 1918 bestens funktioniert. Natürlich immer auch unter den strengen Augen der Zensur“, so Drobesch.

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Nachrichtentechnik: Feldradiostation

Die Nachrichtentechnik machte Fortschritte. Während zu Kriegsbeginn noch der Einsatz von Brieftauben dominierte, experimentierte man im Jahr 1916 bereits in einer Feldradiostation auf dem Dobratsch.

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Feldradiostation

Notlage verschlimmerte sich

Regelmäßig gab es Sammlungen von kriegswichtigen Gütern. Doch die Notlage der Zivilbevölkerung wurde immer schlimmer. Es gab nur noch Hungerrationen und nichts funktionierte mehr ohne stundenlanges Anstellen vor öffentlichen Abgabestellen. Dazu kam der Mangel an Brennmaterial. Das Missverhältnis zwischen Gehältern und Teuerung bewirkte zudem extreme Verarmung. Die anfängliche Kriegsbegeisterung mündete somit in reinste Verzweiflung.

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