Kärntner Sittenbild mit Happy End

Manchmal führt nicht nur am Theater der Zufall grandios Regie. Im Fall der Premiere am Klagenfurter Stadttheater passt die Aufführung von Gert Jonkes „Die versunkener Kathedrale“ haargenau zum Zustand des Landes Kärnten - inklusive „Happy End“.

Das 2005 am Akademietheater uraufgeführte Werk ist an die Gestade des Wörthersees heimgekehrt. Mit ihm das junge Paar, das von einer Hochzeitsreise nach Hause kommt. Doch was aufblühen sollte, gerät zum Chaos: Statt reich an Liebe und Glück zu sein, gibt es nur Hass, Streit und Hader.

Szenenausschnitt Die versunkene Kathedrale

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Morbus Ritardando: Alles verlangsamt sich und erstarrt

Das junge Paar verfällt der von Gert Jonke selbst ersonnenen Krankheit „Morbus Ritardando“. Alles verlangsamt sich, alles erstarrt - bis vor kurzem ein typischer Kärntner Zustand.

Szenenausschnitt Die versunkene Kathedrale

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„Klagenfurt ist ohnehin überall“

Gerade deshalb war es für den jungen Grazer Regisseur Dominique Schnizer auch so spannend, das in Kärnten spielende Stück am Klagenfurter Stadttheater zu inszenieren.

Sendungshinweis:

Kärnten heute, 7.3.2013

„Klagenfurt ist ohnehin überall: ist es nicht in unserem Kopf, in der Luft? Nein, ernsthaft: ich fand diese Verortung sehr reizvoll, weil Jonke seine Stücke sonst so gemacht hat, dass sie überall spielen können. Hier spielt alles in Klagenfurt und das war das besonders Reizvolle für mich.“

Als wäre die Erstarrung, in die das junge Paar fällt, nicht schon unglaublich genug, verschwindet dann auch noch, gleichsam inspiriert von der Sage des „Wörthersee-Mandls“, der ganze Wörthersee.

Szenenausschnitt Die Versunkene Kathedrale

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Jonkes Sprachmagie wird zum Strahlen gebracht

Für Regisseur Schnizer, der in Hamburg lebt und vorzugsweise in Deutschland inszeniert, ist es die erste große Regiearbeit in Österreich. Gert Jonkes Sprachmagie verzaubert in diesem Stück gleich mehrfach. Dominique Schnizer. „Ich finde, das Besondere an der Sprache Jonkes ist, dass diese so großen Humor und Witz besitzt. Ich weiß nicht, ob es gelungen ist, aber wir haben versucht, gerade das zum Strahlen zu bringen.“

Wenn man den Dingen auf den Grund geht...

Skurril, sprachgewaltig, überaus intelligent, schwarzhumorig und mit höherem Unernst versetzt wird ein Kärntner Sittenbild mit Happy End gezeichnet, bei dem auch die im See versunkene Kathedrale wieder auftaucht.

Szenenausschnitt Die versunkene Kathedrale

APA/Karlheinz Fessl

Ein Indiz dafür, dass das Dasein wieder Sinn macht, wenn man den Dingen auf den Grund geht. Das gilt wohl nicht nur für Kärnten, sondern auch für den Rest der Welt.