Josef Winkler: Ein Unbequemer wird 60

Der Büchner-Preisträger Josef Winkler ist einer der kritischsten Geister, was die Situation im Land Kärnten betrifft. Rund um seinen 60. Geburtstag, den er am 3. März feiert, erscheinen auch zwei neue Bücher.

„Ich habe das Dorf in mir ausgegraben, es steht da zwischen etlichen Buchdeckeln“, sagt Josef Winkler und meint damit Kamering, seinen Herkunftsort. Eigentlich sollte aus Josef Winkler ein Pfarrer werden, aber durch die religiöse Erziehung habe man an ihm den Glauben kaputt gemacht. So sei er eben ein literarischer Blasphemiker (Gotteslästerer, Anm.) geworden. Ein Ziel des Literaten sei es, exkommuniziert zu werden. „Deswegen schreibe ich ja weiter. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, zum Büchner-Preis habe ich es ja gebracht“, meint er.

Seine literarische Karriere begann der 1953 Geborene, mit dem 1979 erschienenen Roman „Menschenkind“. Dass ihm bereits mit seinem Debüt der Sprung „vom Misthaufen zu Suhrkamp“ gelang, verdankt er Martin Walser, der damals das Manuskript dem renommierten deutschen Verlag empfahl. Dem Verlag blieb Winkler bis heute treu. Gemeinsam mit den folgenden Büchern „Der Ackermann aus Kärnten“ und „Muttersprache“ gelang Winkler mit dieser „Das wilde Kärnten“ genannten Trilogie eine literarische Auseinandersetzung mit den Gespenstern und Schrecken seiner Kindheit - und auch die Möglichkeit, seit 1982 als freier Schriftsteller seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können.

Stete Auseinandersetzung mit der Herkunft

Die Auseinandersetzung mit der katholisch-bäuerlichen Herkunft, mit streng hierarchischen, patriarchalen Strukturen, mit Tod und Selbstmord, sowie die Beschäftigung mit der Gewalt der Sprachlosigkeit durchziehen Winklers gesamtes Werk. Seine barocke Bilderwut und orgiastische Metaphorik zeichnen seit Anbeginn seine Texte aus.

Josef Winkler

ORF

Josef Winkler, Autor

All das gilt auch für seine zwei neuen Bücher: „Wortschatz der Nacht“ wird am 3. März um 16.10 Uhr in der Ö1-Sendung „Ex libris“ vorgestellt , „Mutter und der Bleistift“ wird erst im April veröffentlicht. Im Herbst erscheint „eine kleine Karl May-Geschichte“ mit dem Titel „Abel, Winnetou und ich“. Aus Anlass seines Geburtstags bringt Ö1 am 30. März unter dem Titel „Aus dem wilden Kärnten“ ein „Diagonal“ über den Dichter, sein Abarbeiten an der Heimat und sein Sehnsuchtsland Indien.

Unklar ist, warum Josef Winkler die Herkunftslandschaft, an der er sich seit Jahrzehnten literarisch abarbeitet, nicht längst für immer verließ. Winkler dazu: „Der große Filmemacher und Dichter Herbert Achternbusch hat über seine Heimat einmal gesagt: ‚Die Gegend hat mich kaputt gemacht und ich bleibe bis man es ihr ansieht.‘“

Kamering

ORF

Winklers Heimat Kamering

„Es muss anders werden“

Seit einigen Jahren sorgt Josef Winkler immer wieder mit politischen Einmischungen für Aufregung. Sein wortgewaltiger Kampf gegen Landeshauptmann Jörg Haider und dessen politische Erben brachte ihn ins Zentrum tagespolitischer Auseinandersetzungen.

Sendungshinweis:

Kärnten heute, 27. Februar 2013

Den bevorstehenden Landtagswahlen steht er kritisch gegenüber, denn man „weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird“. „Aber dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll - das muss das Volk begreifen“, ist sich Winkler sicher. Sonst befürchte er „etwas ganz Schlimmes“.

Winkler lebt heute mit seiner Frau, seinem siebzehnjährigen Sohn und seiner zehnjährigen Tochter in Klagenfurt. Die Universität Klagenfurt, wo er heute als Lehrbeauftragter u.a. „Erkenntnis durch Kunst“ zu vermitteln versucht, verlieh ihm 2009 das Ehrendoktorat. Zu den vielen Auszeichnungen wie dem spanischen Premio Lateral 2005, dem Großen Österreichischen Staatspreis 2007 und dem Georg-Büchner-Preis 2008 gesellte sich im Vorjahr die Ernennung zum Präsidenten des Österreichischen Kunstsenats.

Links: