Die „Tomats“ haben wieder Hochsaison
Es sind gar sonderbare Gestalten, denen man dieser Tage in und um Tarcento begegnet. Ihre Kleidung ist einfach gehalten - umso auffälliger dafür ihr Kopfschmuck ... große, teils bunt bemalte Holzmasken mit überdimensionalen Nasen, großen Augenhöhlen und grotesken Gesichtszügen.
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Es kann schon vorkommen, dass einem diese Fantasiewesen auf der Straße begegnen oder dass sie plötzlich in einer Osteria auftauchen ... doch fürchten, muss man sich nicht vor ihnen. Sie führen nichts Böses im Schilde, sondern wollen für gute Laune sorgen und Faschingsstimmung verbreiten.
Jahrhundertealte Tradition
Die Ursprünge dieser Holzmasken, die im örtlichen Dialekt „Tomats“ genannt werden, gehen auf das 16. und 17. Jahrhundert zurück. Seit damals dienen sie den Dorfbewohnern bei den sogenannten „strits“ als Verkleidung.
Dabei werden lustige Szenen aus dem Dorfleben nachgespielt und die Eigenheiten von so manchem Dorfbewohner mit übertriebenen Gesten dargestellt.
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Dieses uralte Kulturgut und Brauchtum zu bewahren ist das Ziel eines örtlichen Vereins. Ältestes Mitglied ist der 78 Jahre alte Sergio Mico. Er ist der Hüter der „Tomats“ und beherbergt in seiner Werkstatt mehr als 200 Masken – vorwiegend Eigenkreationen, aber auch einige rare Sammlerstücke.
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Sendungshinweis: „Servus, Srečno, Ciao“, 18. Feburar 2012
Tarnung für eine einzige Saison
Früher wurden die Masken heimlich gefertigt und nach Ende des Karnevals hatten sie ihren Zweck erfüllt. Die Menschen wollten kein Risiko eingehen, womöglich im nächsten Jahr wiedererkannt zu werden. So wurden die Masken einfach weggeworfen, verbrannt oder auf den Dachboden verbannt.
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Gerne erinnert sich Sergio Micco an das fröhliche Faschingstreiben in seiner Jugend. Eine willkommene Abwechslung zum harten, entbehrungsreichen Leben am Land. Gemeinsam mit Musikanten zogen die Leute von Haus zu Haus und verbreiteten eine ausgelassene Stimmung.
Jugend ging inkognito auf „Brautschau“
Sergio Micco: “Wir gingen immer dorthin, wo die schönsten Mädchen waren. Natürlich waren wir immer maskiert, wenn wir an die Türen geklopft haben. Nachdem wir hereingebeten wurden, wurde gefeiert und getanzt. Wir machten Späße und erlaubten uns so manchen Witz mit den Leuten. Danach gab es etwas zu trinken. Natürlich musste man dafür vor das Haus gehen, um die Maske abzunehmen – sonst wäre man ja erkannt worden.“
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Aussehen eines „Tomat“ ensteht spontan
Remo del Medico hat das Maskenschnitzerhandwerk vor vielen Jahren von seinem Vater erlernt und sich von ihm so manchen Trick abgeschaut.
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Trotz aller Vorbereitung - das spätere Aussehen der Maske entsteht während der Bearbeitung des Holzes.
Remo del Medico: „Ich habe zwar eine genaue Vorstellung und auch meine Skizzen, aber oft bricht ein Stückchen Holz ab oder die Beschaffenheit ist anders als gedacht und ich muss spontan etwas verändern.“
Da die Masken stundenlang getragen werden, sind das leicht zu bearbeitende Holz der Linde, Zirbe und Weidenhölzer aus der Gegend besonders geeignet.
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Noch heute können es die Dorfbewohner kaum erwarten, ihre „Tomats“ endlich auszuführen. Dazu werden sie bis Faschingsdienstag sicher noch ausreichend Gelegenheit haben.