Weiter Widerstand gegen Zwölfstundentag

In der Radio Kärnten „Streitukultur“ haben am Montagabend Experten und Interessensvertreter über den Zwölf-Stunden-Arbeitstag diskutiert. Arbeiterkammer und Gewerkschaft sind dagegen, die Wirtschaft begrüßt die kommende Regelung.

Mit der Flexibilisierung der Arbeitszeit will die Bundesregierung ab dem nächsten Jahr den Zwölf-Stunden-Arbeitstag und die 60-Stunden-Arbeitswoche, zumindest auf gewisse Zeit, ermöglichen. Weil das Gesetz als Initiativantrag der Regierung schon im Juli beschlossen werden soll, kritisiert die Opposition, das Gesetz werde zu Lasten der Arbeitnehmer durchgepeitscht.

„Keine Zeit zu regenerieren“

Für die Vertreter der Arbeitnehmer ergeben sich dramatische Beispiele, sagte Ursula Heitzer, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer, sagte wenn man um 19.00 Uhr Dienstende habe und dann einen Heimweg von einer Stunde oder mehr habe, werde man kleinere Kinder nicht mehr sehen und am nächsten Tag wieder. „Das könnte in Zukunft, mit dieser Änderung, fünf mal die Woche der Fall sein.“

Der Landesvorsitzende der Kärntner Gewerkschaft, Hermann Lipitsch, sagte, im Endeffekt könnte man mehrere Wochen hintereinander 60 Stunden arbeiten und komme nicht zur Ruhe. „Das ist für mich gesundheitsgefährdend, ich habe keine Zeit, mich zu regenerieren, der Mensch wird ausgepresst.“

Dienstzeiten müssen weiterhin vereinbar werden

Ganz anders sehen das die Vertreter der Unternehmer. Es sollen nur Auftragsspitzen leichter abgearbeitet werden können, sagte der per Telefon zugeschaltete Arbeitsrechtexperte Rolf Gleißner von der Bundeswirtschaftskammer. Acht und und 40 Stunden bleiben bestehen, so Gleißner. Wichtig sei, dass man nach wie vor zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer bzw. Betriebsrat die Arbeitszeiten vereinbaren müsse. „Der Betriebsrat kann auch eine Betriebsvereinbarung zur Arbeitszeit erzwingen“. Es gehe darum, fallweise über die zwölf Stunden zu gehen.

Schon jetzt gibt es Branchen, die zwölf Stunden Dienstzeiten vereinbart haben. Etwa im öffentlichen Dienst in Krankenhäusern oder bei der Polizei. Klein- und Mittelbetriebe haben die Möglichkeit aber derzeit oft noch nicht, argumentiert Marc Gfrerer, der Vorsitzende der jungen Wirtschaft Kärnten: „Wir im KMU-Bereich bis zehn Mitarbeiter haben keine Betriebsräte und sind nicht so flexible wie andere.“

„Unglücklich formuliert“

Für die Arbeitsmedizin wünscht sich Christian Angerschmidt von der Ärztekammer eine genauere Ausformulierung des Gesetzes. Derzeit werde der Eindruck vermittelt, dass es eh kein Problem für die Gesundheit gebe, denn es stehe ja im Gesetz. Unklarheit herrsche auch darüber, bis wann Überstunden künftig abzubauen sind. Dazu der Arbeitsrechtsexperte Michael Wohlgemuth es stellen sich viele Fragen und es sei unglücklich formuliert. Erst, wenn man wisse, wie oft die Ausweitung möglich sei, könne man seriös darüber diskutieren. Arbeiterkammer und Gewerkschaft sagten, sie hoffen noch auf ein Einlenken der Regierung und auf neue Verhandlungen der Sozialpartner.

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