Samentausch rettet Pflanzenvielfalt
Der internationale Pflanzensamentausch sei eine sehr alte Gewohnheit, sagt der Leiter des Botanikzentrums Kärnten, Roland Eberwein. Mittlerweile sei er notwendig geworden, um die Arten zu erhalten. Aus diesen Gründen führen die Botanischen Gärten weltweit Samenkataloge, um effizient das Saatgut auszutauschen. „Zum Beispiel schickt uns ein Botanischer Garten aus Sibirien seinen Katalog. Wir suchen daraus Pflanzensamen aus und bekommen sie kostenlos. Im Gegenzug bieten wir kostenfrei unser Saatgut an.“
Felix Schlatti
Pflanzen müssen auch ersetzt werden
Die Pflanzen haben unterschiedliche Lebensdauern, man brauche also immer wieder Ersatz. Manche sterben, kommen mit dem Klima nicht zurecht. Man müsse also neu anbauen oder neue Pflanzen aufnehmen, um sie zu erhalten. In Klagenfurt bietet man rund 900 verschiedene Samensorten zum Tausch an. Und das macht viel Arbeit, so Eberwein: „Das Saatgut muss gesammelt, gereinigt und aufbereitet werden.“ Rund 3.000 verschiedene Samenproben werden an 360 Botanische Gärten in aller Welt verschickt. Vor allem in den Wintermonaten ist das Botanikzentrum mit der Abwicklung des Samentausches beschäftigt.
Roland K. Eberwein
Angeschrieben werden nur Gärten, von denen das Botanikzentrum Kärnten selbst gerne Samenmaterial hätte. Eberwein: „Wir haben keine Glashäuser, um tropische Pflanzen, die wir im Austausch bekommen könnten, zu ziehen. Hier macht ein Austausch also keinen Sinn.“ Hunderte Samenproben bestellt man pro Jahr in Klagenfurt „und dann hoffen wir, dass sie keimen.“
Roland K. Eberwein
“Es war nie einfach“
Seit rund 300 Jahren werden Pflanzensamen zum Erhalt der Arten ausgetauscht. Der Import von Pflanzen war nie einfach, sagt Botaniker Roland: „Vor Jahrhunderten war die Reise
selbst problematisch. Vor 200 oder 300 Jahren hat man sich einfach geholt, was man wollte, dann war es schwierig, die Pflanze lebend in die Heimat zurückzubringen. Vom Naturschutz her war es unproblematisch.“
Roland K. Eberwein
Roland K. Eberwein
Aber auch heute gebe es beim Pflanzenimport viele Probleme, mittlerweile gibt es in allen Ländern Naturschutzgesetze, phytosanitäre Kontrollen und Einfuhr- und Ausfuhrbestimmungen. Auch in der Heimat könne man nicht einfach ins Gelände gehen und sammeln, es gebe ja Naturschutzgebiete oder seien Privatgrund. Getauscht wird heute zumeist über die Organisation „International Exchange Network“, hier gilt es, gewisse Bedingungen einzuhalten. Zum Beispiel dürfe das Saatgut nicht kommerziell verwertet werden, so Eberwein.
Sendungshinweis:
Kärnten heute Family 15.1.2018
Überraschungen sind nicht ausgeschlossen
Immer wieder sei neues Saatgut spannend, so Eberwein. Auch wenn schon so manche Überraschung dabei war: „Irren ist menschlich, manchmal wird auch das falsche Saatgut geliefert. Wenn nach jahrelanger Aufzucht die Pflanzen erstmals blühen und man dann merkt, das ist die falsche Pflanze, dann ist das natürlich bitter.“ Und manche Pflanze aus dem Ausland fühlt sich in Klagenfurt so wohl, „dass sie beginnt wie Unkraut zu wuchern, auch das kann ein Problem sein.“