Blitze – das unterschätzte Phänomen
Das Blitzortungssystem ALDIS (Austrian Lightning Detection & Information System) ortet und dokumentiert Blitze im zentraleuropäischen Raum und liefert die Daten an Wetterdienste, Energieversorgungsunternehmen, Versicherungen und Sachverständige. Seit 1992 zählt, berechnet und misst ALDIS. Diese Messdaten sind die Grundlage für viele Bereiche, die direkt und indirekt vom Wettergeschehen betroffen sind.
5.413 Blitze an einem Tag
Bei den jüngsten Unwettern am 7. August wurden laut ALDIS-Aufzeichnungen in Kärnten 5.413 Blitze registriert, bundesweit waren es 19.000. Ein besonders starkes Blitzjahr gebe es heuer trotzdem nicht, sagt Wolfgang Schulz von ALDIS: „Es blitzt nur etwas mehr als im letzten Jahr, aber wir liegen im Mittelfeld.“ In Kärnten gebe es generell viele Gewitter, sagt der Blitzforscher. Grund seien feuchte Luftmassen aus dem Adriaraum, die sich an den Bergen entladen würden.
ALDIS
Die Blitzdichte zeigt regional starke Unterschiede. Die Gebiete mit den größten Blitzdichtewerten in Österreich (größer als fünf Blitze pro km2 und Jahr) liegen in der Steiermark und Kärnten.
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Posted by Kärnten Panorama on Montag, 7. August 2017
Blitze bleiben Mysterium
Vorhersagen lassen sich Blitze nicht, sie lassen sich aber orten, auch kann ihre Intensität gemessen werden. Trotz aller Forschung, Blitze seien teils noch immer unbekannte Phänomene, so Wolfgang Schutz: „Vieles wissen wir noch nicht, wir sind dabei zu kategorisieren. Aber das gesamte Bild haben wir noch nicht.“ Die Blitzentladung habe ihren Ursprung in der elektrisch geladenen Gewitterwolke, wobei der genaue Mechanismus der Ladungstrennung innerhalb der Gewitterwolke bis heute nicht vollständig geklärt sei: „Wir können in die Wolke nicht hineinschauen.“
Helmut Gorenjak
Jeder Blitz besteht aus einem Leitblitz (Leader), der von der Wolke zur Erde „wächst“, und einer Hauptentladung (Return Stroke), die vom Einschlagspunkt am Boden in Richtung Wolke erfolgt. Der erste Leitblitz wächst mit mehr oder weniger starker Verästelung in Längen von zehn bis 200 Metern.
Unterschätzte Gefahr
Derzeit häufen sich Meldungen über Blitzunfälle, das mag daran liegen, dass die Gefahr immer wieder unterschätzt wird. „Die meisten Leute beobachten im Freien fasziniert ein Gewitter und sind sich der Gefahr nicht bewusst.“ Schulz rät, bei Gewittern einen geschützten Raum aufzusuchen, etwa ein Haus mit Blitzschutzanlage oder ein Auto mit Metallkarosserie.
Wenn zwischen Donner und Blitz nur zehn Sekunden vergehen, kann ein Blitzschlag unmittelbar auftreten, es kann Lebensgefahr herrschen. Wer sich im Freien befindet und sich nicht aus der Gewitterzone bringen kann, dem bleibt nur eines: Mit geschlossenen Füßen in die Hocke gehen, das verringert das Risiko, von einem Blitz getroffen zu werden. Außerdem darauf achten, dass man nicht den höchsten Punkt im Gelände bildet. Außerdem sollte man rund drei Meter Abstand zu anderen Personen, Wänden und anderen Gegenständen halten.
Thomas Horwath
Blitzschutzanlagen schützen Häuser
Blitze treten zufällig auf und können nicht verhindert werden. Trifft ein Blitz ein Gebäude ohne Blitzschutz, bahnt er sich seinen eigenen Weg vom Dach bis in den Keller, bevorzugt über elektrisch leitende Einbauten wie z. B. Metallrohre der Wasser- bzw. Heizungsinstallation, die Elektroinstallation oder Antennenkabel. Dabei treten dann die bekannten Folgen wie Brand, mechanische Zerstörungen oder Überspannungsschäden an Elektrogeräten auf.
Sendungshinweis:
Mittagszeit, 7. August 2017
Hauptzweck einer Blitzschutzanlage ist es, dem Blitz einen für ihn idealen Weg vom Einschlagspunkt am Dach bis in den Erdboden vorzugeben. Ein vollständiges Blitzschutzsystem besteht aus dem „Äußeren Blitzschutz“ (Fangleitungen, Ableitungen und Erdung), sowie dem „Inneren Blitzschutz“ aus Überspannungsschutz und Potenzialausgleich.