Beziehungen: Nie zu reden aufhören

Nicht jeder Tag ist Valentinstag, in jeder Beziehung gibt es bessere und schlechtere Zeiten. Am wichtigsten in einer Paarbeziehung sei es, immer miteinander zu reden, so Paar-Kommunikationstrainerin Doris Gietler-Gröblinger.

Die Herausforderung in jeder Beziehung sei es, einen gemeinsamen Nenner und Kompromisse finden. Noch eine größere Herausforderung scheint es für viele Paare aber zu sein, die eigenen Probleme und oft auch Intimes vor einer dritten Person, einem Therapeuten, offen zu legen. So komme oft erst einer alleine, so Gietler-Gröblinger. Es komme der Partner, der sich verletzter fühlt, der emotionalere Part in der Beziehung. Der Rationale merkt das oft gar nicht."

„Keiner kann Probleme des anderen heilen“

Da werden schon einmal die wichtigsten Dinge in der Paarkommunikation besprochen, so die Therapeutin. Sollte eine aktuelle Affäre im Spiel sein, übernehme sie den Fall nicht. Ein Paartherapeut gehe mehr in die Entwicklungspsychologie, ihr gehe es mehr darum in der Kommunikation einen Fortschritt zu schaffen, damit wieder Nähe entstehen könne, so Gietler-Gröblinger.

Herz Baum Birke

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Man merke, dass es zu einer Änderung in der Kommunikation kommen müsse, wenn die Zeiten vorbei seien, wo es heiße ‚ohne dich kann ich nicht leben‘. Keiner kann emotionale Probleme des anderen heilen. Wenn es viel Rechthaberei und Vorwürfe gebe, dann sei es Zeit, die Kommunikation zu ändern. Die Plus-Minus-Liste gebe es und sie funktioniere, so die Trainerin. Oft fehle es an Wertschätzung, Anerkennung und Respekt, man müsse die Punkte nur wieder finden.

„Vorwürfe und Rechthaberei“

Konflikte an sich seien etwas Gutes, so Gietler-Gröblinger: „Schlimm ist es, wenn es Vorwürfe und Rechthaberei gibt. Oder wenn ein Paar nicht mehr imstande ist, Beziehungsvisionen zu kreieren. Wenn man sich nicht mehr vorstellen kann, mit dem Partner viel zu lachen oder viel zu unternehmen.“ Es gebe aber natürlich Beziehungen, wo nichts mehr zu retten sei. Dann sei ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende, so die Paarkommunikations-Trainerin.

Man merke das dann auch daran, wenn eine Berührung kürzer als zehn Sekunden werde. Berührungen jeder Art seien sehr wichtig. Auch beim Sex merke man es, wenn die Intimität nicht mehr passe. Eine Verbesserung in der Kommunikation funktioniere nur gemeinsam: „Wenn sich beide ändern möchten und verstehen, warum das wichtig ist. Sie müssen verstehen, wie sie miteinander umgehen müssen.“

„Keine Schuldzuweisungen“

Auf Schuldzuweisungen sollte man verzichten. Wichtig sei, Sätze nicht immer mit „du“ zu beginnen. Du kochst nicht, du gehst nicht mit dem Müll runter, du kümmerst dich nicht. Man solle mit „ich“ beginnen und klarstellen, wie man sich fühle. „Dazu gibt es eine Übung, gemeinsam atmen. Man sieht sich an und versucht, den eigenen Atem auf den des Partners einzustellen.“

Sie male auch gerne Paarbilder, auf denen der eine in einer Ecke und der andere in der gegenüberliegenden Ecke beginne. Man treffe sich dann in der Mitte, das sage viel über die Atmosphäre in der Beziehung aus.

„Eifersucht darf nicht überhand nehmen“

Anfangs seien auch Yogaübungen nützlich, wo man sich gegenseitig an den Fußsohlen berühre. Bei bereits gefestigteren Beziehungen macht die Kommunikationstrainerin Schauspielübungen, da werden Szenarien überspitzt nachgespielt. Man könne abbrechen, wenn es zu emotional werde, aber meistens lachen die Paare viel, wenn sie sich selbst so überzeichnet sehen.

Ein großer Störfaktor in Beziehungen sei auch die Eifersucht: „Eifersucht selbst schadet nicht, sie darf aber nicht überhand bekommen.“ Auch Freiräume müsse man dem Partner zugestehen. Wichtig sei es auch, den Partner trösten zu können, ohne gleich mit einem Sammelsurium von Ratschlägen zu kommen. Ratschläge gibt die Kommunikationstrainerin auch schriftlich.