Obernosterer: Heimatliteratur ohne Kitsch

Der Schriftsteller Engelbert Obernosterer feiert am 28. Dezember seinen 80. Geburtstag. Bekannt ist er für seine kritische Heimatliteratur, weit weg von Sentimentalität. Auch auf die Schule warf der ehemalige Lehrer so manchen kritischen Blick.

Engelbert Obernosterer ist das jüngste Kind von sieben Kindern eines Bergbauern aus dem Kärntner Lesachtal. Der Bergbauernbub besuchte das Priesterseminar in Tanzenberg, wurde dann aber doch Lehrer und Schriftsteller. Er lebt gerne in der „Provinz“, sagt er, das Leben hier findet er „herrlich“. Und trotzdem braucht er immer wieder Abstand, die, wie er es gerne nennt, „Zertrümmerung des Bekannten“. Dann kann er wieder hinschauen, dann sieht er wieder genau, was mit seiner Heimat, was mit Kärnten geschieht und kann es aufschreiben. Kurz, prägnant und gerne mit einer Pointe.

Zuletzt war Obernosterer Lehrer für Kunsterziehung in Hermagor. Für das Doppelleben als Lehrer und Schriftsteller entschied sich Obernosterer ganz bewusst, „ein reiner Mensch der Buchstaben“, das sei er nicht: „Ich will zwischendurch ganz gewöhnlich leben. Und was mir dabei passiert, das will ich als Schriftsteller verarbeiten.“

Engelbert Obernosterer

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Kritische Haltung zur Schule

Gerade über das Lehrersein schrieb er immer wieder, wie zum Beispiel in „Am Zaun der Welt“ vor fast 20 Jahren. Seine kritische Haltung zur Schule und dem was sie mit Menschen macht und machen muss, änderte sich im Lauf der Jahrzehnte nicht. „Ein unschuldiges Kind wird zum Gebrauchsmenschen gemacht“, so Obernosterer. Einerseits sei das teils nötig, aber die kindliche Naivität werde dabei teils vernichtet, eine Eigenschaft die aber so mancher Schriftsteller brauche.

“Ein gutes Verhältnis zum Schlechten“

Obernosterers Bücher, wie sein berühmtes Werk „Mythos Lesachtal“, sind kritische Heimatliteratur, weit weg von jeder Sentimentalität. Er wolle nicht nur „die Sonntagswelt schildern“, sagt der Schriftsteller. Vor allem gehe es ihm um die „ausgeblendete Welt, die Werktagswelt, jene Welt, die man nicht so gerne herzeigt“. Dabei gehe es ihm nicht darum, den Alltag in den Schmutz zu ziehen, „ich habe ein gutes Verhältnis zum Schlechten.“

Engelbert Obernosterer

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Auszeichnung für Lebenswerk

Im Mai wurde Obernosterer für sein Lebenswerk mit dem Humbert Fink-Literaturpreis ausgezeichnet - mehr dazu in Humbert-Fink-Preis für Engelbert Obernosterer. Schriftsteller gehen übrigens auch mit 80 nicht in Pension, sagt er: „Dann belästigt einen wieder ein Einfall, man notiert, und es kommt wieder etwas zustande.“

Sendungshinweis:

Mittagszeit, 28. Dezember 2016

In Obernosterers Werk „Der Kampf mit dem Engel“ geht es um die Folgen des Tourismus, das Älterwerden, die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, Erinnerungen an das eigene Leben und vieles mehr. Kurzum, es geht um die Welt, in der Engelbert Obernosterer lebt, eine Reflektion des „Ich“. Dieses „Ich“ ist aber weder belehrend, noch besserwisserisch, vielleicht kann man deshalb so viel von den Büchern dieses Schriftstellers lernen. Schriftsteller wie Engelbert Obernosterer bringen eine sehr oft wortlose, stumme Welt zur Sprache. Sie erzählen von den Menschen, die nicht reden und so viel zu oft einfach übersehen oder vergessen werden.

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