875 Jahre Stift Viktring

Das ehemalige Zisterzienserstift Viktring feiert sein 875-jähriges Bestehen. Die Mönche wurden von den Herzögen zu Spanheim mit der Trockenlegung der Sümpfe um Klagenfurt beauftragt und bauten hier ihr Kloster. Heute ist es ein Gymnasium.

Am 8. November fand der Auftakt zu einem großen Veranstaltungsreigen rund um 875 Jahre Stift Viktring und 40 Jahre BRG Viktring statt. Auch die Geschichte des einstigen Zisterzienserareals wird in den Mittelpunkt gerückt.

Stift Viktring

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Am Ostersonntag im Jahr 1142 brach im Kloster Weiler-Betnach in Lothringen eine Mönchskolonie auf, um sich auf den Weg nach Klagenfurt zu machen. Die Spanheimer als Herzöge von Kärnten, deren Hausmachtsbereich um Sankt Veit zentriert war, wollten auch ihre sumpfigen Besitzungen im Gebiet südöstlich des Wörthertsees zu einer Kulturlandschaft umgestalten lassen. Zur Trockenlegung riefen sie die Zisterzienser ins Land, Pioniere bei Rodung und Urbarmachung von Land.

Klagenfurt von Zisterziensern geprägt

Wilhelm Wadl, Leiter des Kärntner Landesarchivs, sagte, so sei der gesamte Klagenfurter Raum von den kulturellen Bemühungen der Zisterzienser geprägt. Das Kloster erhielt schnell ungemein reiche Stiftungen und dazu ein Privileg der Unterschutzstellung des Papstes Eugen des III, so Wadl. Daraus wurde eine riesige Grundherrschaft, die bis ins heutige Slowenien nach Krajn oder Marburg reichte, so Wadl.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagszeit; 9.11.2016

Abt Johann II als Chronist berühmt

Unter den 50 Äbten gab es im Mittelalter eine herausragende Persönlichkeit, die die Geschicke von Viktring mehr als drei Jahrzehnte leitete: Abt Johann II. Er sei ein Spitzenrepräsentant der feudalen Gesellschaft gewesen. Er sei bei allem Ereignissen dabei gewesen, so auch beim Übergang Kärntens in die Herrschaft der Habsburger 1335. Seine Chronik sei eine der beiden Hauptquellen für die Kärntner Herzogseinsetzung. „Als Geschichtsschreiber ist er weit über Kärnten hinaus von Bedeutung.“

Stift Viktring

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Prunkräume für den Kaiser

Von der Blüte im Mittelalter zeugen noch Bestände baulich gut erhaltener französisch- burgundischer Architekturmerkmale der Stiftskirche mit der Bernhardskapelle und den Glasfenstern. Historiker Wilhem Deuer sagte, es sei interessant, dass die Zisterzienser nach der ersten Phase der Strenge sich an die anderen Orden und ortsüblichen Repräsentationszwänge angepasst haben. Der Südflügel wurde im 18. Jahrhundert mit Zimmerfluchten großzügig ausgebaut, um den Kaiser und seinen Hofstaat bei einem möglichen Besuch adäquat beherbergen zu können.

Die aufgehobenen Klosterherrschaften wurden nach Joseph II bald privatisiert, so Wadl. In Viktring war es Tuchfabrikation und unter der Industriellenfamilie Moro wurde Viktring auch zum Kulturzentrum. So scharten sich Maler wie Markus Bernhard um die Mäzene.

Gymnasium mit musischem Schwerpunkt

Nach dem Weltkriegen sollte das Stiftsgebäude als Geschenk des Bundes an das Land Kärnten anlässlich des Volksabstimmungsjubiläums übergeben werden. Laut Wadl sei das aber entrüstet abgelehnt worden, so sei ein Gymnasium daraus geworden. Eine Schule mit besonderer Berücksichtigung der musischen Ausbildung und als Schauplatz des nunmehr gut etablierten Musikforum Viktring.