Winterdoping mit Wurzeln

Wurzeln sind Doping für den Winter. Sie stärken den Körper des Menschen, wenn es draußen kalt, nass und unfreundlich ist. Jetzt ist die richtige Zeit, um Blut-, Engel- oder Meisterwurz auszugraben. Tinkturen eignen sich für Wunden, Stärkung und Männerleiden.

Wurzeln werden bei abnehmendem Mond gegraben, solange der Boden nicht gefroren ist, rät Kräuterexpertin Christine Spazier aus Landskron bei Villach. Die Inhaltsstoffe ziehen sich von den Blüten, Früchten, Blättern und Stängel in die Wurzel zurück: „Die Wurzel ist ein Überdauerungsorgan. Die Pflanze speichert alle wichtigen Inhaltsstoffe über den Winter, damit sie im nächsten Jahr wieder austreiben kann.“ Auch zeitig im Frühling, wenn der Boden wieder locker ist, könne man ebenfalls noch graben.

Blutwurz getrocknet

ORF

Wenn der Boden relativ hart ist, gräbt Christine Spazier die Wurzeln am liebsten mit einem Geweih aus. Denn mit einem Spaten bestehe die Gefahr, die Wurzel abzustechen. Mit einem Geweih hingegen könne man die gesamte Wurzeln ausgraben, auch wenn sie verzweigt seien oder quer liegen. Auch Äste und Stöcke könne man verwenden, je nachdem, wie locker der Boden sei.

Mehrjährige Pflanzen werden verwendet

Gegraben werden vor allem die mehrjährigen Pflanzen, vor allem von Doldenblütler wie Engel- oder Meisterwurz. Auch die Blutwurz eigne sich, sie sei ein Rosengewächs, eine zarte Pflanze mit wunderschönen Blüten. Diese Wurzel ist auf den ersten Blick unscheinbar und knollig. Sie werde auseinander geschnitten und verfärbe sich sofort rot.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Family; 19.9.2016

Blutwurz wird in 70 bis 80-prozentigen Alkohol angesetzt. Die Tinktur helfe durch hohen Gerbstoffgehalt bei Zahnfleischbluten oder auch Durchfall. Sie hält aber nur ein Jahr. Den Rest könne man zu Likör verarbeiten. Aus Blutwurz könne auch ein Pulver hergestellt werden, das eigne sich für Wunden, die sich zusammenziehen und heilen.

Meisterwurz für Männerbeschwerden

Christine Spazier verwendet auch gerne die Meisterwurz, die aber erst ab 1.000 Meter Seehöhe wachse. Sie liebe es feucht und wachse bei Gewässern. Die Blätter sehen aus wie eine Schwarze Johannisbeere und rieche stark nach Sellerie. Die Imperatoria, die Kaiserin, wie die Meisterwurz auch genannt wird, gibt vor allem Kraft und wird während und nach Krankheiten genommen.

Meisterwurz

Miriam Wiegele

Meisterwurz

„Sie ist vor allem eine Pflanze für Männer, sie begleitet sie durch die Midlifecrisis und gibt Selbstbewusstsein.“ Der Punkt, wo es im Job nicht mehr so funktioniere, die Haare schütter werden, die Frauen sie nicht mehr so loben, da brauchen Männer die Männerwurz. Es heiße nicht umsonst: „Die Meisterwurz bringt den Meister auf die Meisterin.“

„Allheilmittel“ Theriak aus Wurzeln

Auch die Engelwurz ist ein Stärkungsmittel, könne nicht mehr graben, wenn sie geblüht habe. Man müsse im Herbst nach jungen Pflanzen suchen. Sowohl die Blut-, die Meister- als auch die Engelwurz werden unter anderen für den Theriak verwendet, aber auch Kalmus- und Aland-Wurzeln. Sie werden in Alkohol ausgezogen. Der Theriak gibt Kraft, auch bei langer Krankheit, helfe nach schwerem Essen. Er sei ein Allheilmittel und solle in jeder Hausapotheke stehen, so Spazier. Man könne ihn mit Magenbitter vergleichen.