Gelsenplage steht bevor

In diesem Sommer gibt es besonders viele Gelsen, weil es durch den häufigen Regen viele Brutmöglichkeiten gibt. Laut Experten könnte heuer deswegen noch eine Gelsenplage anstehen.

Bei abwechslungsreichem Wetter sind Gelsen aktiver, erklärte Christian Wieser, Abteilungsleiter für Zoologie im Kärntner Landesmuseum. Das heurige Sommerwetter sollte durch die vielen Gewitter beste Voraussetzungen für die Fortpflanzung der Gelsen bieten, den die Tierchen brüten im Wasser. Dennoch gebe es derzeit noch keine Ausnahmesituation, sagte Wieser. Was nicht heiße, dass es nicht noch zu einer Gelsenplage kommen könnte. Auch in anderen Teilen Österreichs sind heuer die Gelsen weit verbreitet - mehr dazu in Salzburger klagen über Gelsenplage (salzburg.ORF.at).

Mythos vom „süßen Blut“ stimmt nicht

„Gelse“ ist übrigens die österreichische Bezeichnung für die Plagegeister, der offizielle Ausdruck lautet „Stechmücke“. Nur die weiblichen Gelsen stechen, denn sie brauchen das Blut zur Entwicklung der Eier. Bei ihrer „Opfersuche“ gehen die Gelsen nach mehreren Kriterien vor. „Das liegt aber nicht an süßem Blut, das hat mit der Ausscheidung zu tun. Das können CO2, Buttersäure oder sonstige Stoffe sein, die Gelsen mögen“, erklärte Wieser.

In den Stechwerkzeugen der Stechmücken gibt es zwei Kanäle. „Ein Kanal wird benötigt, um den Speichel zu injizieren und die Blutgerinnung zu verhindern. Der andere wird zum Saugen verwendet“, so Wieser. Beim Stechen dringen histaminähnliche Substanzen in die Blutbahn des Menschen ein. Werner Dorfinger, Allgemeinmediziner aus Radenthein, erklärte: „Diese Substanzen lösen eine allergische Reaktion aus, durch die Schwellungen, Entzündungen und Juckreiz entstehen.“

Gelse

APA/dpa/Patrick Pleul

Einige Arten der Gelsen können Krankheiten übertragen. Durch das Blutsaugen nehmen sie Parasiten, Keime und Viren der gestochenen Menschen auf und können diese bei erneutem Stich übertragen. Laut Werner Dorfinger kommt das in Österreich aber äußerst selten vor: „Bei uns ist die Übertragung von Krankheiten durch Gelsenstiche eher selten und harmlos. Anders sieht es in tropischen Gebieten aus. Da können auch durchaus ernsthafte Erkrankungen übertragen werden.“

Kratzen verstärkt Juckreiz

Wenn man gestochen wird, sollte man die Stelle auf keinen Fall kratzen. Der Juckreiz wird nur vorübergehend verringert und verstärkt sich langfristig. „Es kommt zu einer weiteren Irritation der Haut, durch die eine weitere Schwellung entsteht“, so Dorfinger. Durch Einbringung von Schmutz in die Haut kann es auch zu Entzündungen kommen.

Statt Kratzen hilft es, die Haut nach dem Stich zu kühlen. Kälte verengt die Blutgefäße, wodurch sich die Schwellung und der Juckreiz verringern. „Am besten geeignet sind Eiswürfel oder Coolpacks, mit denen man über die Stichstelle streicht“, erklärte Dorfinger. Außerdem verschaffen kühlende Salben und Cremen Linderung.

Lavendel Görz

ORF

Der Geruch von Lavendel hält Gelsen fern

Hausmittel zur Gelsenabwehr

Bei der Gelsenabwehr schwören aber auch viele auf Hausmittel. Ätherische Öle wie Lavendel, Zitrone, Eukalyptus, Nelke, Sandelholz oder Zeder sollen helfen. Laut Dorfinger weisen die Öle aber nur eine sehr kurze Wirksamkeit auf. „Neuerdings gibt es elektrischen Stichheiler. Das sind Geräte, die punktuell die Haut auf 50 Grad erhitzen und dadurch die histaminähnlichen Substanzen zerstören.“

Hausgelse legt ihre Eier im Wasser

Um sich gar nicht erst stechen zu lassen, empfiehlt Dorfinger, sich an Professor Stemberger, dem Leiter des Tropeninstituts in Wien, zu halten: „Laut Stemberger ist der wirksamste Schutz gegen Stechmücken die Kombination von auf der Haut aufgetragenen Duftstoffen und Kleidung, die mit einem mückenabweisenden Mittel imprägniert werden.“

Um einem Stich vorzubeugen, gibt es auch die Möglichkeit, sein Zuhause für Gelsen unattraktiv zu gestalten. Hausgelsen etwa legen ihre Eier gern in kleinen Gewässern ab. „Wenn man im Garten einen Kübel stehen lässt, der sich dann mit Regenwasser füllt, sind das ideale Bedingungen für die Gelseneier“, so Wieser.

Aus den Eiern schlüpfen dann Larven, die sich von Algen und anderen organischen Substanzen im Wasser ernähren. Die Larven verpuppen sich und schlüpfen nach wenigen Tagen. „Das kommt auf die Wärme des Wassers an. So ein Zyklus kann zwischen zwei und vier Wochen dauern.“ Wer nicht selbst zur rasanten Vermehrung der Blutsauger beitragen will, sollte etwa die Regentonnen abdecken und keine Schüsseln mit abgestandenen Wasser herumstehen haben.

Gießkanne Garten Sonne

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Gießkannen mit Regenwasser sind ideale Brutplätze für Gelsen.

Hausgelsen überwintern oft als erwachsene Tiere oft in Kellern. „Sie suchen Unterschlupf irgendwo in frostfreien Bereichen. "Im Sommer und Herbst werden sie auch den Menschen lästig und stechen“, erklärte Wieser. Im Winter befinden sie sich im Ruhestadium und warten auf den Frühling, um dann ihre Eier zu legen. Generell gilt, je kälter es wird, desto weniger Gelsen sind unterwegs.

Gelse ist „Teil des Systems“

Wenn sie auch lästig sind, erfüllen Stechmücken durchaus ihren Zweck. Blütennektar ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Nahrung. Außerdem ist die Gelse Bestandteil der Nahrungskette, so Wieser: „Eine Tierart, die in derartigen Massen auftaucht, ist natürlich eine massenhafte Nahrung für viele Lebewesen und ist damit Teil des Systems.“