Filmporträt eines Bergdoktors

„Bei Tag und bei Nacht – Aus dem Leben eines Bergdoktors“ – so heißt der Titel des Dokumentarfilms, der am 18. August im Volkskino Klagenfurt uraufgeführt wurde. Der Film zeigt das Aussterben des Bergdoktors und Bergbauers. Ab 11.10. ist er im Filmstudio Villach zu sehen.

Der Regisseur Hans Andreas Guttner hat das Leben seines Bruders Martin Guttner, einem Oberdrauburger Bergdoktor, porträtiert. Über ein Jahr lang wird aus dem Leben des Arztes erzählt. Es sei aber nicht nur ein Film über das Leben als Arzt am Land, so der Regisseur: „Es ist eigentlich viel mehr. Es ist auch ein Film über die Bevölkerung. Der Arzt bzw. die Praxis ist quasi das Herz, dann gibt es drei Wege zum Schottenberg, Hochstadl und Zwickenberg. Dort besucht er die Alten und Kranken.“

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Filmszene

Großer Aufwand für großes Kino

Dass der Film so lang werden würde war nicht geplant. Nachdem der ORF-Redakteur Franz Grabner angeregt hat, nicht nur im Sommer oder Winter zu drehen, sondern auch im Frühjahr und Herbst kamen 180 Minuten an Material zusammen. "Ich hab dem ORF dann vorgeschlagen, unabhängig von der Kinofassung, zwei Fassungen von 90 Minuten zu machen. Die hatten aber Angst wegen der Quote bei der zweiten Fassung. Dann haben wir uns entschieden, einen zweistündigen Film zu machen“ erzählte Guttner am Mittwoch im Radio-Kärnten-Studio.

Für diese zwei Stunden wurde 55 Tage lang in Oberdrauburg, den Lienzer Dolomiten und den Gailtaler Alpen gedreht. Dazu wurden acht Monate für Schnitt aufgewandt. Kommentare wurden weggelassen, was dem Streifen den Status eines sogenannten poetischen Dokumentarfilms zuspricht. „Wenn man mehr Infos braucht, kann man sich auf Wikipedia schlau machen“, so der Regisseur.

Plötzlich Schauspieler

Die Idee zum Film hatte er schon in seiner Kindheit, die er in Feld am See verbrachte. „Eines Tages habe ich mir gedacht, jetzt muss ich das bald einmal angehen. Also habe ich meinen Bruder angerufen und gefragt, wie es wäre, einen Film über ihn und die Gegend zu machen. Der hat gedacht, das wird sowieso nichts und hat einfach zugesagt“, so der Filmemacher.

Die Brüder waren beide „sehr verwundert“, dass der ORF und die österreichische Filmförderung so begeistert von der Idee waren. Der Hauptdarsteller war nicht darauf vorbereitet, Schauspieler zu sein: „Ich war skeptisch und schockiert. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Film wirklich gewinnt. Ich habe nur Infos gegeben zur Ordination und zum Arztberuf, und plötzlich musste ich schauspielen.“

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Cabrio 18.8.16

Die Patienten waren großteils interessiert und positiv gestimmt. Laut Guttner haben vor allem die älteren Patienten gut mitgespielt und nach Regieanweisung nicht in die Kamera geschaut. „Manche von den jüngeren Patienten wollten das nicht oder haben direkt in die Kamera geschaut. Aber der Großteil hat gut mitgespielt und sich natürlich verhalten“, so der Arzt.

Landwirtschaft in unserer Identität

Das Ziel des Films war es, den Leuten bewusst zu machen, was sie verlieren, wenn es den Bergdoktor und den Bergbauern nicht mehr gibt. „Es ist ein Unterschied ob ein anonymer großer Konzern die Landwirtschaft betreibt oder ein einzelner Bauer. Gleichzeitig wollte ich die menschlichen Qualitäten zeigen, die dem alten System verhaftet waren“, erklärte Guttner.

Er erinnerte, dass vor 100 Jahren 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung von der Landwirtschaft abhängig waren. Heute seien es nur noch 0,5 Prozent. Laut Guttner bestimmt die Landwirtschaft immer noch sehr stark unsere Identität. „Ich wollte ein bisschen propagieren, was das für ein tolles System ist, wenn drei Generationen zusammen sind und ein Landarzt in persönlichem Kontakt mit den Leuten ist. Das verliert man durch anonyme Gesundheitszentren und Großkonzerne.“

Ab 11.10. ist „Bei Tag und bei Nacht – Aus dem Leben eines Bergdoktors“ im Filmstudio Villach zu sehen.

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