Künstlerische Haider-Kritik im Lendhafen

Im Lendhafen in Klagenfurt stellt derzeit eine Installation des Kärntner Künstlers Ernst Logar auf satirische Weise eine Verbindungen zwischen der Umweltkatastrophe im Golf von Mexico und dem Hypo-Skandal in der Haider-Ära her.

Eingeladen wurde Ernst Logar vom Verein Lendhauer im Rahmen des Lendspiel 2016. Er hat einen zehn Meter hohen Bohrturm im Lendhafen Klagenfurt errichtet. Bestehend aus Stahl und Plastik, also Erdölderivaten, zeigt die Skulptur die ökologischen Auswirkungen des Ölkatastrophen-Desasters von 2010. Logar spricht mit der Causa Hypo aber auch eine kärntenspezifische Problematik an. Kuratiert wurde die Installation von Nora Leitgeb.

Skulptur Lendhafen

Gerhard Maurer

„Carinthian Horizon“ am Lendhafen in Klagenfurt

Es war eine der schlimmsten ökologischen Katastrophen des 21. Jahrhunderts. Nach einem Blowout sank die von der Firma BP betriebene Ölbohrinsel „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexico. 80 Tage lang floss Öl ins Meer, die Spätfolgen für das Ökosystem sind bis heute nicht klar definierbar. Die Bohrinsel in Klagenfurt trägt den Namen „Carinthian Horizon“ und soll eine Erinnerung an die Umweltkatastrophe sein.

Geschredderte Geldscheine als Hypoanspielung

Logar erinnert mit seiner Installation aber auch an die Ära Haider in Kärnten, als statt Öl Geld floss. Auch hier sind die Auswirkungen bis heute spürbar und schwer zu bestimmen. Die Kombination zweier völlig unterschiedlicher, aber doch ähnlicher Themen zeigt Logars Sinn für das Nachbohren und Nachdenken: „Das Desaster im Golf von Mexico habe ich aufgegriffen, um mit der Skulptur auch einen Kärnten-Bezug herzustellen. Ich versuche auf satirische Weise Elemente der Kärntner Politik oder eines Kärntner Desasters, genauer gesagt ‚Hypo Alpe Adria‘, einzubauen", so der Künstler.

„Schüttelnde Hände“ verweisen nach Gurk

Den Kärnten-Bezug erkennt man deutlich an den schüttelnden Händen aus Gurk, die mit geschreddertem Geld gefüllt sind - wie auch der Rest der Skulptur. Damit wird der missbräuchliche Umgang mit Geld symbolisiert. Das Kärntner Wappen wurde seiner Löwen beraubt. Stattdessen sieht man drei Paragraph-Zeichen als Anspielung auf die Justiz.

Skulptur Lendhafen

Gerhard Maurer

Verstümmeltes Kärntner Wappen und Hände als Anspielung auf den Hyposkandal

Teersand-Gewinnung in Kanada als Kunstthema

Logar stammt aus Klagenfurt und lebt jetzt in Wien. Er hat als Künstler bereits internationalen Bekanntheitsgrad erreicht. Eines der Projekte führt ihn über den Atlantik nach Kanada. Fort McMurray, das Zentrum der dortigen Ölsandindustrie, musste nach Waldbränden evakuiert werden. Logar setzt sich dort kritisch mit dem Thema Ölsand auseinander und arbeitet dabei mit Wissenschaftlern zusammen: „Ich bin eingeladen worden, dort eine Ausstellung zu machen, beschäftige mich mit Ölsand - wie er gefördert wird und welche ökologischen Auswirkungen seine Produktion hat. Das ist nämlich eine sehr energieaufwendige Produktionsweise. Der Verbrauch von Teersand, wie die kritischen Leute ihn bezeichnen, hat auf das Klima große Auswirkungen".

Sendungshinweis:

Radio Kärnten SSC, 9.8.2016

Ein Kärntner Slowene „ohne Sprache“

Logars nächstes Projekt wird es sein, Slowenisch zu lernen, nachdem er herausgefunden hat, dass seine Eltern Kärntner Slowenen sind. Wie es in den 70er Jahren üblich war, zogen auch sie es vor, dem Sohn die Sprache nicht beizubringen, was Logar heute noch wütend macht: „Da waren alle Zeichen auf negativ, dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, Slowenisch zu lernen.“

Der Klagenfurter redet gerne über seine Projekte, über die aktuelle Arbeit im Lendhafen verliert er aber wenig Worte. Die Menschen müssten es sich selbst ansehen, um herauszufinden, was die Bohrinsel im Lendkanal mit ihnen selbst und ihrem Blick auf die Welt macht. Und, ob das Kunstobjekt etwas bisher Nichtwahrgenommenes, Nichtgedachtes oder Nichtverstandenes ans Tageslicht zu fördern vermag. „Carinthian Horizon“ ist noch bis 15. September zu sehen.