Darknet: Die dunkle Seite des Internets

Wer das Internet benutzt, tut das in der Regel im Clearnet, also jenem Bereich, der für jeden leicht zugänglich ist. Tatsächlich existiert aber noch ein weiterer Bereich, das Darknet, das auch von Kriminellen gerne benutzt wird, weil es mehr Anonymität bietet.

Das Darknet taucht seit einiger Zeit beinahe täglich in den Schlagzeilen auf, etwa im Zusammenhang mit illegalen Waffenkäufen. Im Vergleich zum Clearnet ist das Darknet verschlüsselt. Es müssen auch eigene technische Voraussetzungen geschaffen werden, um mit dem eigenen Rechner in dieses Netz zu gelangen, sagte der IT-Experte Ingo Webernig.

Sendungshinweis:

„Radio Kärnten Mittagszeit“, 1. August 2016

Mehr Schutz durch Anonymität

Innerhalb des Darknet herrscht weitestgehend Anonymität. Was man hier tut, ist in der Regel nicht zurückverfolgbar. Und man findet im Darknet viele Informationen, die im Clearnet nicht zur Verfügung stehen, sagte Webernig. „Da arbeitet man über eine Liste in etwa wie mit Inhaltsverzeichnissen. Das heißt, wenn ich mich jetzt zum Beispiel informieren möchte, was gerade in Syrien passiert - wo ich im Clearnet nicht zu diesen Informationen kommen würde, weil dort einfach Nachrichtensperre oder sonst irgendetwas ist - dann kann ich diese über das Darknet finden. Da gibt es dann einschlägige Adressen, die ich mit einem speziellen Browser ansurfen kann und dort finde ich dann diese Informationen.“

Das Darknet ist nicht ein Ort nur für Kriminelle sagte Webernig. Etwa ein Drittel, etwa 37 Prozent vom Darknet seien eigentlich positiv. „Sich im Darknet zu bewegen ist an sich nicht illegal. Journalisten, Dissidenten und Oppositionelle aus diktaturgeführten Ländern beschaffen sich hier Informationen und tauschen sich mit anderen aus. Wenn Informationsquellen geschützt werden sollen, ist Anonymisierung vonnöten. Whistleblower, also Enthüller von Skandalen, nutzen das Darknet, um Informationen an die Öffentlichkeit zu bringen.“

Hilfe bei Veröffentlichung geheimer Unterlagen

Ohne dieses Dark-Net hätte es in den letzten Jahren viele aufgedeckte Skandale nicht gegeben, vieles wäre nicht an die Öffentlichkeit gekommen. „Das ist auch der Sinn dahinter, dass man einfach hergeht und sagt okay, ich habe Informationen, die mir schaden könnten, aber die ich der Öffentlichkeit einfach preisgeben will. Da gibt es dann Anlaufstellen, wo ich das einfach hochladen kann, in Dokumente oder sonst was. Die werden dann von Kontaktpersonen dementsprechend vom Dark-Net ins Clear-Net gebracht.“

Im legalen Bereich des Darknet gibt es auch legale Email-Anbieter, die hochgradig gesicherten Mail-Verkehr ermöglichen. In jenen 63 Prozent des Dark-Net, die von Kriminellen genutzt werden gibt nichts, das nicht angeboten wird, sagte Webernig. "Das fängt bei Waffen und Drogen an und hört mit den kränksten Fantasien auf am Sex-Sektor. Das Dark-Net hat natürlich nicht nur positive Seiten, sondern auch negative.

Computer wird innerhalb von Minuten übernommen

Im Darknet tummeln sich zig-tausende an Hackern, sagte Webernig. Es gibt Viren und alles Mögliche, was für normale User auch eine Riesengefahr ist. „Wenn ich im Dark-Net unterwegs bin, kann ich damit rechnen, wenn ich dort auf gewisse Seiten komme, dass ich sofort gehackt werde. Im Durchschnitt dauert das zwischen ein und drei Minuten bis der Computer komplett übernommen ist. Ich bin dort unterwegs, werde einfach angeschrieben: ‚Hallo wie geht’s, bist du neu hier?‘, währenddessen ist der Computer schon gehackt.“

Was dunkel ist und geheimnisvoll erscheint, übt auch auf viele eine besondere Faszination aus, insbesondere auf Jugendliche, die dann auch versuchen ins Darknet zu gelangen, vielleicht nur, um sich umzusehen. Davor rät Webernig dringend ab: „Es ist zwar heute sehr, sehr leicht, dort reinzukommen, aber man muss sich einfach bewusst sein, dass es dort keine Grenzen gibt. Ich bin den anderen Usern im Dark-Net eigentlich ausgeliefert. Das heißt, man sollte sich schon davor Gedanken machen, was will man überhaupt? Wenn man alles will, muss man damit rechnen, dass auch alles passiert.“

In jeder Gesellschaft gibt es Gut und Böse

Es sei eine Sub-Gesellschaft, die sich hier entwickelt habe im Internet, sagte Webernig. Da gebe es eben Böse und Gute, das sei genauso wie in unserer normalen Gesellschaft. Man sollte nicht alles verteufeln. Wenn es das Dark-Net nicht geben würde, dann würden wir viele Informationen nicht bekommen, die aber für unser Leben wichtig sind. Die Polizei ist natürlich auch im Darknet unterwegs. Kriminelle müssen sich schon gut auskennen, um sich hinter der Maske der Anonymität verstecken zu können.