Unbekannter Honiglieferant: Die Blattlaus
Blattläuse werden bis zu sieben Milimeter groß und ernähren sich von den Pflanzensäften. Heuer sollen sie verstärkt Gemüse, Obst und Kräuter befallen. Doch ist dieser Eindruck richtig, Zoologe Christian Wieser? „Es hängt immer von der Wetterlage ab – ist es warm und trocken, geht es den Insekten gut. Ist es warm und feucht, eher nicht. Man wird sehen, wie es weitergeht.“
ORF
Zahlreiche „Liebhaber“ innerhalb des Tierreichs
Eine genaue Prognose ist also nicht wirklich möglich - fest steht aber, dass jetzt im Juni die Blattlaus-Populationen explodieren. Denn die Feinde der Blattläuse „hinken“ entwicklungstechnisch hinterher. Im Juli und August werden die Feinde aber aktiv und reduzieren die kleinen Pflanzensauger auf ein erträgliches Maß, weiß der Zoologe. „Bei einem solch riesigen Nahrungsangebot, wie es Blattläuse darstellen, ist es kein Wunder, dass sich viele Arten darauf eingestellt haben – ob es sich nun um die Larven der Schwebfliegen, des Marienkäfers oder von Netzflüglern handelt - aber auch jede Kohlmeise oder jeder kleinere Singvogel ist erpicht darauf, Blattläuse zu bekommen.“
Jeder Blattlaus ihr „Lieblings“-Blatt
Zirka 850 Blattlausarten leben in Mitteleuropa. Fast jede Art ist auf eine bestimmte Pflanze spezialisiert. Blattläuse haben deshalb eine so extrem hohe Nachkommenschaft, weil sie sich mit Jungfernzeugung vermehren können - die „Parthogenese“ ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung ohne Befruchtung. Wieser: „Männchen entwickeln sich nur im Herbst, ansonsten geht eine stetige Jungenerzeugung vor sich, ohne dass Geschlechtstiere notwendig sind. Damit geht eine richtige Massenproduktion vor sich.“
Sendungshinweis:
Stadt Land; 21.6.2016
Die erste Generation der Nachkommen hat Flügel. Jene, die später zur Welt kommen, werden oft von Ameisen auf die Pflanzen gebracht. "Ameisen lieben Blattläuse, weil diese einen Zuckersaft ausscheiden, auf den Ameisen ganz wild sind. Sie machen das wie die Viehzüchter, tragen die Blattläuse von einer guten Futterstelle zur nächsten und verteidigen sie auch gegen Feinde.“
Nasse Kälte, kümmerliche Pflanzen?
Herrscht wie jetzt eine nasskalte Witterung vor, halten die Ameisen ihre Schützlinge eher in Bodennähe bzw. teilweise sogar „unterirdisch“. Sollte sich eine Pflanze im Garten oder Hochbeet also nicht wie gewünscht entwickeln, lohnt sich ein Blick in Richtung Wurzeln.
Auf Gift verzichten
Um dieser Plage einigermaßen Herr zu werden, kann man auf natürliche Spritzmittel zurückgreifen, erklärt Christian Wieser: „Es gibt verschiedenste Hausmittel, wie Brennesseljauche oder Tabaksud, um wirklich schweren Giften ausweichen zu können. Wenn man mit wirklich schweren Giften arbeitet, vernichtet man auch sämtliche ihrer Feinde – die Larven von Schweb- und Florfliegen werden mit den Blattläusen getötet.“
Kein Schädling ohne Nutzen
Die Blattläuse sind also ein wesentlicher Teil der Nahrungskette - haben aber noch einen weiteren, eher ungewöhnlichen Nutzen. Wieser: „Wenn man ein Freund von Waldhonig ist, sollte man wissen, dass dieser von Blattläusen stammt. Die Bienen sammeln diese Ausscheidungen der Läuse zusammen und machen daraus ihren sogenannten Waldhonig.“
Die Blattlaus als Honiglieferant - zumindest ein Grund, diesen Schädling doch ein klein wenig wertzuschätzen.