Mythische Heilpflanze - Holunder

Überall duftet es derzeit nach Holunder, die Büsche sind in voller Blüte. Besonders der Saft, der aus den Blüten gewonnen wird, ist besonders beliebt. Holler wird auch in der Heilkunde verwendet, um ihn ranken sich Mythen und Überlieferungen.

In Österreich wachsen drei verschieden Holunderarten: Der häufigste ist der schwarze Holunder, es gibt auch roten Holunder, der im April blüht und Zwergholunder, der erst im Sommer in Blüte steht. Weltweit sind nur zehn Arten bekannt, sagt Felix Schlatti vom Botanikzentrum in Klagenfurt. Sie kommen von Südamerika, Australien bis hin nach Asien vor.

Der Schwarzholunder wächst als Kleinbau- oder Strauch. Wenn er nur wenig Platz hat und von anderen Bäumen bedrängt wird, kann er nach oben ausweichen und bis zu elf Meter hoch werden. Er bildet im Juni Schirmrispen mit vielen hunderten Einzelblüten und einem fruchtigen, süßen Duft, der Insekten anlockt. Er wirke auch auf Menschen appetitanregend, so Schlatti.

Holunder Holler

ORF/Petra Haas

Holunder im Garten

Holz nicht zur Verarbeitung geeignet

Der besondere Drehwuchs ist dafür verantwortlich, dass das Holz, außer für Drechslerarbeiten, nicht verwertet werden kann, obwohl es sehr hart ist. Wenn man den Holunderbusch abschneidet, erkenne man, dass auch die dickeren Stämme ein Loch in der Mitte haben, eine Markhöhle, das sei auffällig, so Schlatti.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Family, 6.6.2016

Obwohl fast alle Pflanzenteile des Schwarzen Holunders in der Volksheilkunde verwendet werden, ist er doch giftig, sagte Schlatti. Er enthalte in geringen Mengen den Giftstoff Sambunigrin, vor allem in den unreifen Samen, in Rinde und Blättern. Mit Wasser spaltet dieses cyanogene Glycosid Blausäure ab. Durch Erhitzen zerfällt Sambunigrin und verliert somit seine toxische Wirkung. Den gekochten Saft aus den Früchten kann man also unbedenklich trinken kann. Der Schwarze Holunder ist nur leicht giftig.

Früchte des schwarzen Holunders könnten mit dem des Zwergholunders verwechselt werden und dessen Früchte sind stark giftig. Er habe aber gefiederte Blätter und sei kein Strauch, sondern eher niedrig und krautig. Er wachse an Waldrändern, seine Früchte seien wirklich giftig und dürfen auf keinen Fall in der Küche verwendet werden, so Schlatti. Der Zwergholunder stinkt widerlich.

Holunder Holler

ORF/Petra Haas

Schwitztee bei grippalen Infekten

Fast alle Pflanzenteile des Schwarzholunders werden zur Produktion von Heilmitteln eingesetzt. So verwendet man die Blüten, die man jetzt sammelt und trocknet, als Schwitztee für Kuren gegen grippale Infekte. Aber auch die Blätter werden gesammelt und zwar im Sommer, so Schlatti: „Früher hat man bei Quetschungen oder Frostbeulen Umschläge gemacht. Aus der Rinde hat man Brechmittel hergestellt, oder auch Durchfallmittel.“

Den Früchten wird ebenfalls Heilwirkung zugeschrieben. Sie haben viele Inhaltsstoffe und Vitamine, vor allem Vitamin C. Immer wieder werden sie für Kuren eingesetzt und positiv auf das Herz-Kreislauf-System wirken, möglicherweise gegen Krebs, so Schlatti.

Fliederbeerensuppe in Norddeutschland

Besonders beliebt ist Holunder als Getränk. Sowohl aus den Blüten als auch aus den Früchten kann Saft gemacht werden. In Norddeutschland wird aus den Früchten zum Beispiel die Fliederbeerensuppe zubereitet. Bei uns benutzt man die Früchte zur Herstellung von Lebensmittelfarbe, wie Gummibärchen. Früher färbte man sogar Leder, Stoffe oder Haare mit Holunder. Dies komme wieder in Mode, so Schlatti.

Holunder Busch Holler

ORF/Petra Haas

Holunderstrauch

Mythische Überlieferungen

Der Name Holunder oder Holler leitet sich möglicherweise aus der nordischen Mythologie ab, wo der Strauch mit der Unterweltgöttin Frau Holle in Verbindung gebracht wurde. Holler sei der Mittler zwischen Unter- und Oberwelt und werde traditionell als Zauberbaum gesehen, sagte Schlatti.

Deshalb entwickelten sich einige Bräuche, zum Beispiel vor dem Holunderstrauch den Hut zu ziehen. Oder, dass man ihn nicht umschneidet, sondern sich entschuldigt, wenn man Äste abschneidet. Man sagt, man solle Holunder nicht pflanzen, sondern Frau Holle suche sich den besten Platz selbst aus, so der Botaniker.