Wolfgang Puschnig: Ein „Jazzer“ ist 60
Ein Saxophon - stehengelassen in einem Probelokal – markiert den Anfang von Wolfgang Puschnigs Weltkarriere an diesem Instrument. „Ich habe aus Jux und Tollerei reingetutet. Dann habe ich mir von jemandem eines ausgeborgt und anschließend versucht, mit der Band auch Saxophon zu spielen.“
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Wenig später, nach der Matura, führte Wolfgang Puschnig der Weg nach Wien. „Ich habe Wien gewählt, weil es eine logische Konsequenz war. Nicht nur ich bin nach Wien gegangen, sondern alle Mitglieder meiner damaligen Band Sokrates.“ Nach dem klassischen Flötenstudium an der Hochschule studierte Puschnig schließlich am Jazz-Konservatorium Saxophon. Ein wegweisender Meilenstein war 1978 die Gründung des Vienna Art Orchestras gemeinsam mit Mathias Rüegg. 1989 verließ er die Formation, er spielt seither als Leader und Sideman in den verschiedensten Formationen, ist weltweit auf allen Konzertbühnen und Festivals zu hören. Zu seinen letzten Projekten gehört seine Begegnung mit „Kurt Ostbahn“ in der Gruppe RP5. Außerdem arbeitet er als Vorstand für Popularmusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst. Mittlerweile lebt Puschnig abwechselnd in Wien und Klagenfurt.
Zu Gast bei Kaffee und Kuchen
Zum 60. Geburtstag hat Angelika Benke zu „Kaffee und Kuchen“ gebeten. Das Interview in voller Länge und musikalische Kostproben sind am Sonntag ab 14.00 Uhr in Radio Kärnten zu hören.
Sendungshinweis:
Kaffee und Kuchen, 22.5.2016
Selbstdefinition: Ein „Daham-Hucker“
Puschnig: „Ich habe den Connect zu Klagenfurt natürlich nie verloren, bin jetzt nach all den Jahren draufgekommen: Ich bin ein bisschen ein „Daham-Hucker“ und wollte das nie missen. Jetzt muss ich diesen Spagat eben machen denn rein beruflich kann ich auf Wien nicht verzichten, es wäre schwieriger, alles von Klagenfurt aus zu machen."
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Über Jazz: „Musik, die mir im Innersten entspricht“
Schon bald stellten sich internationale Erfolge ein, trotzdem - oder vielleicht gerade weil - Wolfgang Puschnigs Musik ihre musikalische Wurzeln nie verleugnet hat. Er lässt immer wieder Volksmusik einfließen. „Das ist sicher etwas, das nicht bewusst passiert ist. Da haben Kritiker darüber geschrieben und es nach meiner ersten CD festgestellt. Mir selbst war das bis dahin gar nicht so bewusst. Das hat sich dann bis heute durchgezogen. Es hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass es nie mein Bestreben war, in die Welt hinauszugehen und dort irgendeinen Rabatz zu machen, eine Botschaft zu verbreiten oder anders großartig zu sein - sondern mir ist es einfach nur den Luxus gegangen, die Musik zu machen, hinter der ich wirklich stehen kann und die mir im Innersten entspricht.“
Jazz ist seinem Wesen nach etwas Besonderes. Michael Masen schreibt darüber auf der Homepage von Wolfgang Puschnig: „Individualität“, „Vielseitigkeit“, „Experimentierfreude“, und „Offenheit Neuem gegenüber“ sind wohl neben der Selbstverständlichkeit, sein Instrument unfallfrei bedienen zu können, diejenigen Eigenschaften, die man sich idealtypischer Weise von einem Jazzmusiker wünscht.
Auf Talent kann man sich nichts einbilden
Für Wolfgang Puschnig ist klar, dass es mit Talent allein noch nicht getan ist. „Talent ist angeboren, aber darauf kann man sich nichts einbilden: Man hat es, oder man hat es nicht. Es kommt darauf an, was man damit macht, welche Verantwortung man übernimmt und wie man es in der Welt positioniert. Anderes ist nicht angeboren und man muss es sich durch manchmal bittere, manchmal schöne Erfahrung, aneignen.“
Gerade was die Live-Improvisation betrifft, lasse Jazz eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen den Musikern und dem Publikum zu. „Im Idealfall ist es im Jazz schon so, dass der Zuhörer, in dem Augenblick, in dem etwas entsteht, in dem also Kreativität passiert, eins zu eins dabei ist. Das ist etwas, das mir immer sehr gut gefallen hat.“
Großes Ehrenzeichen bei „Kontinente“
Gefeiert wurde Wolfgang Puschnigs Geburtstag ausgiebig: Unter anderem mit einer vierteiligen Reihe im Konzerthaus in Wien, aber auch in Kärnten lässt man den Jubilar hochleben: Am Freitag begeisterte er das Konzertpublikum von „Kontinente“ im Konzerthaus Klagenfurt. In diesem Rahmen überreichte ihm Landeshauptmann Peter Kaiser auch das „Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten“.