Immer mehr Schilddrüsenerkrankungen

Seit den 1980er-Jahren nehmen Schilddrüsenerkrankungen zu. In Kärnten gibt es überdurchschnittlich viele Fälle von Schilddrüsenkrebs, jährlich kommen 100 neue Patienten dazu.

Als Ursache für den stetigen Anstieg von Schilddrüsenerkrankungen gelten Stress und Umwelteinflüsse, vermutet werden aber auch Nachwirkungen der Tschernobyl-Katastrophe 1986. In Kärnten gibt es jährlich rund 100 Neuerkrankungen. Im Bundesländervergleich liegt Kärnten damit bei der Schilddrüsenkrebsrate auf Platz fünf, angesichts der Bevölkerungszahl ein relativ hoher Prozentsatz. Frauen sind in Kärnten mit rund 80 Prozent besonders betroffen. Die letzten Zahlen der Statistik Austria stammen aus dem Jahr 2012. Bundesweit gab es da 905 Fälle von Schilddrüsenkrebs, 1983 waren es noch 343.

Patienten werden radioaktiv behandelt

Alle Kärntner Patienten werden auf der Abteilung für Nuklearmedizin am Klinikum Klagenfurt behandelt, die am Freitag ihr 20-jähriges Bestehen feierte. Auf der „Nuklearmedizin“ ticken die Uhren gänzlich anders als im restlichen Teil des Krankenhauses. Die Patienten werden mit radioaktiven Substanzen behandelt und müssen deshalb mindestens drei Tage lang von der Außenwelt abgeschirmt werden. „Die Patienten strahlen“, sagt Primar Peter Lind. Von außen darf daher auch niemand zu Besuch kommen.

Schilddrüsen Erkrankungen Nuklearmedizin

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Station wie ein Hochsicherheitstrakt

Die Station kann nur über eine Zugangskarte betreten werden, der Lift setzt sich nur mit einem Code in Gang. Auch der Umgang der Schwestern und Mediziner mit den Patienten unterliegt strengen Richtlinien. Die Visite spielt sich hinter einer bleiverstärkten halbhohen Mauer ab, ein Sensor über dem Bett überwacht ständig, wie hoch die Strahlung eines Patienten ist. Die Vorsichtsmaßnahmen sollen das Personal, das oft viele Jahre mit Radioaktivität in Berührung kommt, schützen. Patienten kommen auch aus Osttirol und der Steiermark, um sich behandeln zu lassen.

Die für die Therapie benötigten radioaktiven Substanzen werden direkt auf der Station angereichert. Das verabreichte radioaktive Jod zerstört die erkrankte Schilddrüse. Nur ein bis zwei Prozent Radioaktivität verbleiben in der Schilddrüse, der Rest wird auf normalem Wege ausgeschieden, weshalb auch Duschwasser und Abwasser gesammelt werden muss.

Abwassertanks im Keller

Die Abwässer werden unter der Abteilung gesammelt. In den sechs, jeweils 20.000 Liter fassenden Tanks muss die Radioaktivität erst einmal für sechs Monate abklingen, bevor das Abwasser der Kanalisation zugeführt werden darf. Dabei ist die darin enthaltene Strahlendosis relativ gering: Sie entspricht jener Dosis, die ein Mensch bei einem Transatlantikflug ausgesetzt ist.

Schilddrüsen Erkrankungen Nuklearmedizin

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Abwassertanks der Nuklearmedizin