Tabuthema Alkohol in der Schwangerschaft

Alkoholkonsum während der Schwangerschaft gehört zu den größten Tabus unserer Gesellschaft. Experten sprechen von hohen Dunkelziffern und einem unterschätzten Problem.

Das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) lässt sich knapp nach der Geburt noch am besten diagnostizieren, zu diesem Zeitpunkt sind die körperliche Anzeichen noch relativ eindeutig: Ein kleiner Kopf, tief sitzende Ohren, eine schmale Oberlippe oder eine aufgestellte, so genannte Steckdosen-Nase, weisen auf das FAS-Syndrom hin. In Kärnten soll etwa jeder 500. bis 800. Fötus dem Alkoholkonsum seiner Mutter ausgesetzt gewesen sein.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagsjournal,
9. April 2016

Doch kaum eine Frau gebe zu, als Schwangere getrunken und damit das eigene Kind wissentlich geschädigt zu haben, sagt Primar Wolfgang Wladika, Kinder- und Jugendpsychiater am Klinikum Klagenfurt: „Das ist ein extrem mit Scham besetztes Thema.“ Die Gefahren des Alkohols würden nicht nur von manchen Schwangeren, sondern auch von einigen Kinderärzten unterschätzt, warnt der Kinderpsychiater. Tatsächlich müssen es gar keine großen Mengen Alkohol sein: Ein einziges Glas Alkohol, zum falschen Zeitpunkt getrunken, kann schwerwiegende Folgen für ein Ungeborenes haben.

Verhaltensstörungen als Spätfolge

Später wachsen sich die körperlichen Symptome aus, was bleibt sind, je nach Grad des Alkoholmissbrauchs, eine Reihe intellektueller Defizite sowie Verhaltensstörungen, die Psychiater oft vor ein Rätsel stellen. Extrem aggressives Verhalten zum Beispiel könne ein Indiz für FAS sein, sagt Kinderpsychiater Wolfgang Wladika.

Kindern mit der Fetalen Alkoholspektrumstörung ist äußerst schwer bis kaum zu helfen. Es können nur die Symptome bekämpft werden. Eine gesetzliche Handhabe, um Schwangere vom Trinken abzuhalten, gibt es laut Patientenanwaltschaft nicht. Anders als etwas in Schweden stuft der Gesetzgeber in Österreich die Gefährdung der eigenen Leibesfrucht nicht als Fremdgefährdung ein.