Integration – die große Herausforderung

Rund 5.500 Flüchtlinge aus Kriegsgebieten sind derzeit in Kärnten untergebracht. Wie ist die Integration der Asylwerber aus den verschiedensten Ländern und Kulturen möglich? Darüber wurde Montagabend in der Radio Streitkultur diskutiert.

Mit 5.500 untergebrachten Flüchtlingen erfüllt Kärnten die Quote derzeit zu hundert Prozent. Was geschieht mit jenen Flüchtlingen, die vielleicht auch für länger in Kärnten bleiben? Wie ist das Zusammenleben möglich? Diesen Fragen ging am 15. Februar die Radio Kärnten Sendung Streitkultur nach. Die zweistündige Sendung können Sie online für eine Woche nachhören – mehr dazu in Radio Kärnten Streitkultur.

Oberstes Ziel ist derzeit, den Flüchtlingen Deutschkenntnisse zu vermitteln, sagte die Flüchtlingsbeauftragte des Landes, Barbara Payer. Sprachkurse müssten im Moment großteils mit freiwilligen Deutschlehrern organisiert werden, denn die Deutschkurse werden - noch - nicht vom Bund bezahlt. Payer: „Wir sind in Verhandlungen.“ Eine Lösung scheint in Sicht, laut Payer wurde „ein Topf mit einer namhaften Summe von mehreren Millionen Euro“ eingerichtet, daraus sollen dann die Deutschkurse bezahlt werden.

“Menschen brauchen Perspektiven“

Asylwerber, bei denen noch nicht klar ist, ob sie bleiben dürfen, würden aber oft ein Jahr lang kaum Deutschunterricht bekommen, kritisierte der Flüchtlingsbeauftragte der Diakonie, Marcel Leuschner: „Wenn wir möchten, dass sich Menschen mit unserer Gesellschaftsform identifizieren, dann müssen wir ihnen Angebote und eine Zukunftsperspektive schaffen. Da hinkt es an noch an vielen Stellen.“

Kaiser: Schnellere Verfahren und Rückführung

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) ist überzeugt, dass in Kärnten noch mehr Flüchtlinge betreut werden müssen: „Ich gehe davon aus, dass der Plafond noch nicht erreicht ist.“ Umso wichtiger sei es, die Asylverfahren zu beschleunigen. Und auch die Rückführungen von Asylwerbern, die nicht aufgenommen würden, sei zu beschleunigen.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Streitkultur, 15. Februar 2016

Die derzeitigen Versuche die Flüchtlingskrise in den Griff zu bekommen, seien nur ein Plan B, sagte der Landeshauptmann. Eigentliches Ziel der EU-Mitglieder müsse es sein, schon die Außengrenze in Italien und Griechenland, gemeinsam zu sichern.

Thema war auch das geplante zweite Asylquartier in der Gemeinde St. Egyden, nur wenige Meter vom bestehenden entfernt - mehr dazu in St. Egyden: Entscheidung wieder vertagt. Kaiser kündigte erneut volle Unterstützung an: „Wir werden alles dafür tun, dass es nicht zwei Asylquartiere in St. Egyden gibt.“

FPÖ für Nullgrenze

Einen sofortigen Aufnahmestopp forderte erneut der Kärntner FPÖ-Chef Christian Ragger: „Jetzt kann es nur eine Nullgrenze geben“, denn die derzeitige Situation sei nicht mehr tragbar. Auch der FPÖ-Chef spricht sich für deutlich schnellere Asylverfahren aus.

ÖVP-Klubobmann Ferdinand Hueter, zugleich Bürgermeister der Gemeinde Berg im Drautal, ist für eine klare Obergrenze bei der Aufnahme von Flüchtlingen. Gleichzeitig gab es aber in seiner Gemeinde ein einstimmiges Bekenntnis zur Aufnahme von Flüchtlingen: „Ich sehe auch die Not dieser Menschen.“ So habe die Gemeinde auch „ohne viel Tralala“ einige vietnamesische Flüchtlinge aufgenommen, diese hätten sich „perfekt integriert.“

Bislang wenig Asylwerber auf Jobsuche

Am Kärntner Arbeitsmarkt machen sich die Asylwerber derzeit kaum bemerkbar. Sie seien für die heimischen Arbeitnehmer keine große Konkurrenz, sagte der Chef des Arbeitsmarktservice Kärnten, Franz Zewell. 440 Asylberechtigte sind derzeit in Kärnten beim AMS gemeldet, das sind 1,3 Prozent der Arbeitslosen.

Das größte Problem sei nach wie vor die Verständigung. Zewell schätzt, dass nur ein Viertel der in Kärnten untergebrachten Asylwerber ausreichende Deutschkenntnisse für einen Job haben. „Das erste Ziel ist also, Deutsch zu lernen.“ Das werde wohl zumindest sechs Monate dauern, erst dann sei eine Arbeitsintegration möglich.