Görtschitztal: Langer Weg zur Normalität

Vor einem Jahr ist der HCB-Skandal im Görtschitztal in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Was geschah seitdem und wie kann die Zukunft im Tal aussehen? Die Diskutanten in der „Streitkultur“ Montagabend waren sich einig, dass es noch ein langer Weg zur Normalität sein wird.

Das Görtschitztal kommt immer noch nicht zur Ruhe. Vor kurzem sorgte auch ein Asbest-Fund für Schlagzeilen, es soll vier jahrzehntealte Ablagerungsstätten geben - mehr dazu in Görtschitztal: Noch mehr Asbest-Ablagerungen. Die Görtschitztaler seien gebrannte Kinder, so Horst Reichmann von der Initiative Zukunft Görtschitztal. Die Räumung der Deponie müsse so schnell und professionell wie möglich erfolgen, so Reichmann. Dies dürfe der Bevölkerung nicht mehr zugemutet werden.

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Streitkultur; 24. November 2015

Ausschreibung für Deponieräumung läuft

Noch läuft die EU-weite Ausschreibung der Donau Chemie AG für die Entsorgung der Blaukalk-Deponie in Brückl. Die Verbrennung des Blaukalks im Zementwerk bleibe die technisch beste Lösung, so Wolfgang Mayr Knoch, Geschäftsführer von Wietersdorfer. Mit der neuen Quecksilberreduktionsanlage sei man ab 2017 dazu in der Lage: „Wir werden uns an einer solchen Lösung nur beteiligen, wenn es einen breiten Konsens dafür gibt. Wenn jeder sieht, dass es das kleinste Übel ist.“

Ernährungstipps für Betroffene

Den Menschen im Görtschitztal, die laut Blutwerten bereits erhöhte Werte von HCB in sich tragen, wird geraten, nur mäßig tierische Lebensmittel zu essen. Die Med Uni Wien rät zu pflanzlichen Ölen und Fetten. Ausgenommen ist das Kürbiskernöl, das vermehrt HCB enthalte. Milch und Fleisch von außerhalb des Tales halten laut Land Kärnten die empfohlenen Vorsorgewerte ein und können verzehrt werden. Von Konsum dieser Lebensmittel aus dem Görtschitztal wird abgeraten.

„Kein Geld mehr für Entschädigungen“

Wietersdorfer werde weit über das normale Maß hinaus geprüft werden, sagte HCB- Krisenkoordinator Albert Kreiner. Die Grenzwerte für das Zementwerk würden weit über den gesetzlichen Grenzwerten angesetzt. Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) sprach sich einmal mehr gegen die Verbrennung von Blaukalk im Tal aus. Das Land habe bisher fast zehn Millionen Euro an Entschädigung gezahlt, Wietersdorfer 2,5 Millionen. Ohne einen weiteren Topf für Ausfälle werde es aber nicht gehen, so Holub. Man müsse den Menschen helfen, habe aber das Geld nicht mehr. Man müsse das privat aufbringen.

„Vertrauen und Ruhe“

Für die mit HCB belasteten Menschen im Tal ist vor allem bei Lebensmitteln weiter Vorsicht geboten. Mehr HCB ausscheiden als einnehmen lautet die Devise. Die Görtschitztaler bräuchten aber vor allem eines, eine Zukunftsperspektive, so Umweltmediziner Hans Peter Hutter: „Wir brauchen Vertrauen in alle Akteure aber auch Ruhe. Der psychische Druck muss ein Ende haben.“

Vertrauensbildende Maßnahmen nötig

Hilfe sei hier vor allem für die Direktvermarkter dringend nötig, hieß es von Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster. Die Biobauern hätten den Umweltskandal ans Licht gebracht. Nun müsse es eine Positivkennzeichnung für sichere Betriebe geben: „Klar ist, dass es im Görtschitztal wie in jeder anderen Industrieregion eine Koexistenz zwischen Industrie und Biolandwirtschaft geben kann.“ In einem waren sich alle Diskutanten an diesem Abend einig: Für das Görtschitztal sei es noch ein langer Weg hin zur Normalität. Vertrauensbildende Maßnahmen und ein neues Image seien dringend nötig.

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