Hilfe bei Clusterkopfschmerz
Der Name der Krankheit leitet sich vom englischen Wort „Cluster“ für Anhäufung ab. Typisch für den Clusterkopfschmerz sind Phasen, in denen es bis zu acht Mal täglich zu extremen, einseitigen Schmerzattacken im Bereich der Augenhöhlen und Schläfen kommt. Es ist ein brennender und bohrender Schmerz, der bis zu zwei Stunden andauert.
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Betroffener: Ließ mir gesunden Backenzahn reißen
Der 35-Jahre alte Klagenfurter Daniel Kaspurz leidet seit sieben Jahren an Clusterkopfschmerzen. Seine Krankheit hat ihn zum Psychologie-Studium gebracht und ist auch das Thema seiner Abschlussarbeit. Immer mit dabei hat Kaspurz einen speziellen Nasenspray; er dämpft den Schmerz, wenn die Attacken einsetzen. Begonnen haben sie zum ersten Mal im 28. Lebensjahr: „Am Abend hat es angefangen in der Oberkiefergegend zu ziehen und immer weiter rauf zu gehen, bis der Schmwerz unerträglich war.“ Daniel Kaspurz dachte damals zuerst an Zahnschmerzen: „Ich habe mir drei Zähne wurzelbehandeln lassen, einen sogar zwei Mal, bis ich zu einem Zahnarzt sagte, er soll den Backenzahn reißen. Es hat trotzdem nichts geholfen.“
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Erst ein Neurologe attestierte dem Klagenfurter schließlich Clusterkopfschmerzen. Die Attacken werden unterdessen häufiger. Kaspurz: „Es ist ein unerträglicher Schmerz, ganz so als hätte man einen offenen Zahnhals oder zwei und jemand mit kalter Luft über etwa 1,5 Stunden draufbläst.“
Medizinischer Sauerstoff hilft gegen Schmerzen
Sind die Schmerzattacken besonders schlimm, muss Daniel Kaspurz medizinischen Sauerstoff inhalieren. Herkömmliche Schmerztabletten sind bei Clusterkopfschmerzen wirkungslos, sagte der Mediziner Walter Amberger. Daniel Kaspurz ist einer von rund 30 Clusterkopfschmerzpatienten, die der Neurologe behandelt.
Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagszeit, 22.9.2015
Viele davon glaubten zuerst an Migräne zu leiden, die nicht nur weiter verbreitet ist, sondern auch wesentlich länger andauert, oft sogar bis zu drei Tagen. Neurologe Walter Amberger über den Unterschied: „Migräne ist ein Schmerz, der mit einem Krankheitsgefühl und enormen Ruhebedürfnis verbunden ist. Der Cluster-Patienthat einen kurzen Schmerz ohne Ruhebedürfnis, im Gegenteil, er muss oft herumlaufen.“
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Behandlungen für kleine Besserungen
Da die Ursachen der Clustkopfschmerzen noch unbekannt sind, gibt es auch noch keine Heilung. Es gibt jedoch Möglichkeiten, den Schmerz durch eine vorbeugende Behandlung oder durch die Behandlung einer akuten Attacke zu linder. „Die prophylaktische Therapie beginnt gleichzeitig mit dem Einsetzen einer Attacke. Der Patient nimmt ein typisch prophylaktisches Medikament ein und schluckt es dann täglich. Ziel ist es, dass die Attacken innerhalb einiger Tage verschwinden“, erklärt Amberger. Für akute Attacken gebe es Medikamente, es gebe auch die Möglichkeit, reinen Sauerstoff über einige Minuten zu inhalieren.
Bei 15 bis 20 Prozent der Patienten helfen diese Behandlungen aber nichts. In bestimmten Fällen kann dann laut Amberger eine Operation mit Nervenimplantaten durchgeführt werden, die ebenfalls die Schmerzen verschwinden lassen sollen.
Patient zwischen Verleugnung und Verständnis
Die Krankheit hat den Alltag von Daniel Kaspurz stark verändert. Aus Angst vor Attacken zog er sich zunehmend zurück. Kaspurz: „Ich habe es nie jemanden gesagt, sondern selbst ewig verdrängt. Wenn einmal jemand im Bekanntenkreis sieht, wie so eine Attacke aussieht, wenn man am Boden mit Sauerstoff-Maske liegt, dann ist da oft schon ein Verständnis da.“
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Selbsthilfegruppe: Austausch für Betroffenen
Inzwischen geht Daniel Kaspurz offen mit seiner Krankheit um. Gemeinsam mit anderen hat er eine Selbsthilfegruppe ins Leben zu rufen. Der gegenseitige Austausch soll helfen, den Alltag mit den Schmerzen besser zu meistern.