Soja - eine Pflanze ernährt die Welt

Die Sojabohne wird auf allen Kontinenten dieser Welt angebaut und dient zur Ernährung und Ölgewinnung. Sie hat sich enorm verbreitet und steht nun nach Weizen und Mais an dritter Stelle der weltweiten Erntemenge.

Heimisch ist die Sojapflanze ursprünglich im asiatischen Raum, wo sie schon seit Jahrtausenden in den Gärten kultiviert wird. Seit dem 20. Jahrhundert wird sie weltweit angebaut. Felix Schlatti, vom Kärntner Botanikzentrum: „Zunächst wurde die Sojabohne als Gründüngerpflanze angebaut, weil sie Giftstoffe enthält. Die Menschen mussten erst im Laufe der Zeit herausfinden, wie sich diese Giftstoffe deaktivieren lassen“. Das geschieht durch Kochverfahren oder Fermentationsprozesse, also Gärung. So entsteht zum Beispiel Sojasauce, Tempeh oder Miso.

Mähdrescher Sojaernte

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Selbstbestäubung: Keine Arbeit für Insekten

Im Aussehen ähnelt die einen Meter hohe Sojapflanze der Buschbohne. Die Bohnen sind gleichzeitig die Samen der Pflanze und wachsen in weißen oder braunen Hülsen, die mit bräunlichen Borstenhaaren besetzt sind. Die weiß, rosa oder violetten Blüten sind nur sehr klein und besitzen keinen Nektar, denn die Sojabohne ist ein Selbstbestäuber: „Wenn man ein Sojabohnenfeld beobachtet, sieht man nahezu keine Insekten. Da wird offensichtlich kein Nektar für Bestäuber angeboten“, sagt Felix Schlatti. Dadurch sei sie auch für Imker und Insekten dementsprechend uninteressant.

Sojasprossen - ein „Markenschwindel“

„Sojastrankalan“, oder Edamame, wie man sie in Amerika und Asien nennt, sind derzeit sehr beliebt und werden in Amerika gerne als Gemüse gegessen. In Europa werden sie als Sojadrinks, Sojadesserts oder gekochte Sojabohnen verzehrt - nicht so in Asien.

Chinesisches Gericht mit Stäbchen

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Anders als man glauben könnte, stammen Sojasprossen nicht von der Sojabohne, erklärt Felix Schlatti: „Sojasprossen sind die Keimlinge der Mungbohnen - das ist also ein Markenschwindel“.

Siegeszug im 20. Jahrhundert

Die ersten Sojabohnen kamen durch einen deutschen Botaniker nach Europa. Er soll sie im 17. Jahrhundert von einer Japanreise mitgebracht haben, erzählt Schlatti: „Er hat auch die Sojasauce gekostet. Diese heißt auf Japanisch Shōyu, daraufhin hat er die Sojabohne Soja benannt“. Dann brachte er auch die ersten Samen nach Europa. Die Sojabohne erlitt jedoch ein ähnliches Schicksal wie die Kartoffel 100 Jahre zuvor und geriet schnell in Vergessenheit.

Der „Soja-Boom“ in Amerika

Der eigentliche Soja-Boom begann zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA. „Einige ganz bekannte Förderer waren zum Beispiel Henry Ford, der Sojabohnen anbauen wollte, um daraus technische Produkte herzustellen“, so Felix Schlatti. 1941 habe Henry Ford ein mit Soja-Öl betriebenes Auto vorgestellt, wobei der Kunststoff für die Karosserie ebenfalls aus Soja-Öl gemacht war. In Serie ging dieses Auto nie.

Sendungshinweis:

Cabrio, 14.9.2015

Auch John Harvey Kellogg, der Erfinder der Cornflakes und vehementer Vegetarier, sah in der Sojabohne ein riesiges Potential, um Fleisch zu ersetzen. So wurden zur Zeit des Zweiten Weltkrieges in Amerika Felder mit einer Fläche halb so groß wie Österreich mit Sojabohnen bepflanzt.

Anfang der 1950er Jahre suchten die Amerikaner neue Absatzmärkte für Soja: „Im Zuge des Marshall-Plans und des ‚Food for Piece Programs‘ wurde die Sojabohne so in die ganze Welt exportiert, auch nach Europa. Bei uns wurde dann Sojaöl gepresst und der Pressrückstand dann zu dem Kraftfutter, das es heute ist“, erzählt Felix Schlatti.

Soja - ein nahrhaftes Gift

Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe liegt die Sojabohne auch bei Vegetariern im Trend. Sie enthält laut Felix Schlatti alle neuen, für den Menschen essentiellen Aminosäuren. Außerdem ist sie sehr fetthaltig, enthält Kohlehydrate, B-Vitamine, Vitamin E, Folsäure, Kalium, Magnesium, Eisen und Phosphorlipide. Allerdings enthält sie auch anti-nutritive Inhaltsstoffe wie Beispielsweise „Trypsininhibitoren“. Sie hemmen das in unserem Verdauungstrakt aktive Enzym Trypsin, welches Proteine aufspaltet: „Das heißt wenn wir eine rohe Sojabohne essen würden, hätte sie zwar Proteine, aber wir könnten sie nicht verdauen, weil die Sojabohne das selbst verhindert“, so Felix Schlatti.

Sojabohnen

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Zusätzlich enthält die Sojabohne noch sogenanntes Lecithin, also Giftstoffe und Phytinsäure, eine Säure, die Mineralstoffe schlecht verfügbar macht und die erst mit Druck- und Temperaturverfahren abgebaut werden kann.

Die Nahrungsmittelindustrie kann hier - anders als bei den sogenannten Phyto-Östrogenen - Abhilfe schaffen. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die den menschlichen Östrogenen ähnlich sind: „Sie können an Rezeptoren im menschlichen Körper andocken, an die auch Östrogene andocken können und dort ähnliche Wirkungen hervorrufen“, so Felix Schlatti.

Keine eindeutigen Studienergebnisse

Es wurden bereits unzählige Studien zu den Inhaltsstoffen der Sojabohne und ihrer Wirkung durchgeführt. Die Ergebnisse sind ebenso vielfältig: die Palette reicht von „zellschädigend“ und „fruchtbarkeitshemmend“, hin zu „Gut fürs Herz“. Auch eine Linderung von Wechseljahrsbeschwerden wird der Sojabohne nachgesagt.

Der weitaus größte Teil der Publikationen komme zu keinerlei medizinischen Wirkungen, ist also weder positiv noch negativ. Nur wenige zeigen eine Wirkung, hier müsse man sich aber genauer anschauen, inwiefern die Methodik seriös angewendet wurde, so Felix Schlatti: „Generell würde ich sagen, dass eine einseitige Ernährung oft zu Problemen führt, zweifelsohne sind Sojabohnen - und das ist auch ein Faktum - eine Alternative zu Fleisch, denn sie bieten eine große Menge von Eiweißstoffen an“.

Übermäßiger Verzehr nicht empfehlenswert

Aufgrund kontroverser Ansichten empfiehlt das deutsche Institut für Risikoforschung, dass Kleinkindern keine Sojabohnen konsumieren und Nahrungsergänzungsmittel aus Sojabohnen nicht übermäßig verzehrt werden sollten.