Streitkultur: Druck am Arbeitsplatz

Der zunehmende Druck am Arbeitsplatz war am 23. März Thema der Radio Kärnten Sendung „Streitkultur“. Die Arbeiterkammer kritisierte Kündigungen im Krankenstand und unbezahlte Überstunden, die Wirtschaftskammer lehnte Pauschalverurteilungen ab.

Die Arbeiterkammer erstritt allein im letzten Jahr für ihre Mitglieder fast 22 Millionen Euro. Am meisten sei es um Kündigungen und Kündigungen im Krankenstand gegangen, sagt Richard Wohlgemut von der AK Kärnten in der „Streitkultur“. Bis zum Jahr 2000 gab es den Entgeltfortzahlungserstattungsfonds. Dieser Fonds wurde von allen Unternehmern in Österreich gespeist und übernahm den Lohn für erkrankte Mitarbeiter. Die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung schaffte diesen Fonds im Jahr 2000 ab. Seither müssen die Unternehmen alleine für erkrankte Mitarbeiter zahlen. Seither gebe es wesentlich mehr Kündigungen im Krankenstand, so Wohlgemut.

In Österreich werden jährlich 300 Millionen Überstunden geleistet. Fast ein Viertel davon sei unbezahlt, sagt die Arbeiterkammer. Diese unbezahlten Überstundenwürden 35.000 Arbeitsplätzen entsprechen.

WK: „Hervorragende Zusammenarbeit“

Dass es Kündigungen im Krankenstand gibt, räumte auch Helmut Hinterleitner, der Obmann der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer, ein. Die Wechselbeziehung zwischen Arbeitgeber und -nehmer funktioniere aber gerade in der Kärntner Wirtschaft aber „hervorragend“. In den mittelständischen Unternehmen sei die Zahl der Krankenstände am geringsten.

Sendungshinweis:
Radio Kärnten Streitkultur,
23. März 2015

Auch der WK-Obmann der Sparte Handwerk und Gewerbe, Klaus Peter Kronlechner, wies die Vorwürfe der Arbeiterkammer zurück. „Von einem guten Mitarbeiter wird man sich nicht trennen“, sagte er.

Arbeitsmediziner fordern Entschleunigung

Die Arbeitsmedizinerin Ingrid Wedenig wies auf eine weitere Problematik der modernen Arbeitswelt hin. Computer und Maschinen würden in rasender Geschwindigkeit arbeiten. Arbeitnehmer könnten bei diesem Tempo nicht mithalten: „Das erzeugt großen Druck, das kann nur krank machen.“ Es brauche in der Arbeitswelt eine Entschleunigung, sagte auch Jutta Brandhuber von der Gewerkschaft der Privatangestellten: „Wir brauchen deswegen vermehrt Pausen und Ruhephasen.“

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