Drei Frauen, drei (Kunst)-Welten

„Es war wirklich eine Begegnung“ sagt die in Klagenfurt geborene Künstlerin Britta Keber. Sie meint damit aber nicht nur das künstlerische Zusammentreffen mit Cristina Fiorenza und Maruscha Šuštar im Künstlerhaus, sondern auch, wie ähnlich sich Bilder und Menschen doch sein können.

Mit Britta Keber, Cristina Fiorenza und Marusa Šuštar stellen drei Künstlerinnen aus Kärnten, Slowenien und Italien im Klagenfurter Künstlerhaus aus. Ein gemeinsames Thema für die Ausstellung war aber nicht vorgegeben. So trafen - ganz frei - drei sehr verschiedene Künstlerinnen aufeinander.

Ausstellung im Künstlerhaus

ORF

Bilder miteinander zu „versöhnen“ geht nicht

Keber: „Was bei Menschen oder Personen selbstverständlich ist, funktioniert bei Bildern ähnlich oder eigentlich genauso. Wir haben festgestellt, dass einige Arbeiten miteinander sofort können, und andere wieder gar nicht. Mit ist dabei der Gedanke gekommen, dass es bei Menschen zumindest die Möglichkeit gibt, sie über Gespräche zueinander zu bringen. Bei Bildern funktioniert das nicht. Es geht oder es geht nicht. Das war eine Feststellung, die spannend war.“

Sterne als schwarze Himmelsboten

Ein großes Bild Britta Kebers trägt den Titel: „So many stars in Paradise tonight“. Es sind auf diesem Bild wirklich viele Sterne zu sehen, nur strahlen sie nicht, sind eher dunkle Flecken und auch das Paradies scheint weit weg zu sein. Der Gedanke an ein Paradies ist aber hier noch möglich, betont Britta Keber. Allein dieser Gedanke kann das Leben aber schon ein bisschen heller machen, kann wieder ein bisschen Licht in die Dunkelheit bringen. Keber: „Ich habe schon das Gefühl, dass ich mich in meiner Kunst sehr nahe oder sehr dicht am Leben bewege und das ist mir auch persönlich wichtig. Das wirklich cleane, ganz geordnete, saubere, ist mir einfach nicht wichtig in meiner Arbeit, das Gegenteil ist der Fall.“

Ausstellung im Künstlerhaus

ORF

Null Interesse an Perfektion

Perfekte, helle und saubere Bilder will diese Künstlerin nicht machen. Bei einem Bild ist die Leinwand scheinbar nachlässig am Rahmen befestigt. Auch die Leinwand selbst ist bewusst nicht perfekt und besteht immer wieder aus mehreren Teilen. Britta Keber ist auf einem Segelboot aufgewachsen und diese Segel tauchen auch heute noch in ihren Arbeiten auf. Keber: „Segel sind nie aus einem Stück genäht oder gefertigt, es besteht immer aus Teilen und so werden auch die Leinwände zum Teil mit Patches versehen oder eben genäht. Am Material selbst zu arbeiten ist mir auch wichtig.“

Ausstellung im Künstlerhaus

ORF

Wichtig ist der Künstlerin aber auch ihre Freiheit, genau das zu tun, was sie will. Ihre Bilder sind immer wieder weder abstrakt noch gegenständlich. In einem Bild ist ein Herz ganz genau gezeichnet, alles andere verschwimmt. Eine ganz besondere Begegnung war die Inspiration für ein anderes Bild. Auf dem ausgestellten Bild scheint diese Figur fast zu schweben. Ein Gast in der Ausstellung, der sehr anwesend aber wie die Kunst von Britta Keber doch nicht ganz fassbar ist. Britta Keber: „Diese Person ist in der Wüste im Sand gesessen und hat mit einem Holzstab im Sand geschrieben – so wie Kinder im Sand herumrühren – das war irgendwie ein einprägsames Bild.“

Was passiert wenn man über Grenzen geht

Um Menschen geht es auch bei den Arbeiten von Cristina Fiorenza und Maruscha Šuštar. Cristina Fiorenza zeigt in Klagenfurt Arbeiten, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind. Sie tragen Titel wie „Dschungel“ oder „Treiben und schwimmen“. Sie interessiert, was passiert, wenn Menschen an ihre Grenzen geraten. Bei Maruscha Schuschtars Bildern spielt die Landschaft die Hauptrolle. Menschen tauchen in Gruppen auf, klein wie Ameisen.

Sendungshinweis:

Servus, Srecno, Ciao, 16.3.2015

Cristina Fiorenza stammt aus Neapel und lebt seit einigen Jahren in Wien. Migration und Auswanderung sind Themen, die sie immer wieder beschäftigen. Sie will, dass ihre Bilder die Menschen berühren. Cristina Fiorenza: „Es ist eine Neugier dahinter, dieses Weitergehen, über die Grenze zu gehen. Ich will, dass die Malerei eine Form erhält, die diese Kraft hat, die berühren kann, aber nicht in einer Düsternis oder im hoffnungslosen Blick endet. Wie ist dieser Moment, wenn ich fast hoffnungslos bin?“

Ausstellung im Künstlerhaus

ORF

In vielen ihrer Bilder taucht das Meer auf. Es sind Schiffe zu sehen. Wie bei Britta Keber spielen Erinnerungen an die Kindheit eine wichtige Rolle. „Meine Beziehung zur Natur ist die Erinnerung daran, wie ich aufgewachsen bin. Ich bin am Meer aufgewachsen. Diese Landschaft, diese Weite, ist geblieben. Das kommt in jedem Bild wieder. Das Meer, Boote und diese Weite. Weitergehen, immer Weitergehen – eine innere Wanderung. Das ermöglicht mir die Natur mit dem Meer – dort, wo keine Berge sind. Es ist einfach unendlich weit.“

Die Welt - eine gefährdete Schönheit

Mitten im großen Raum des Künstlerhauses steht eine Installation von Cristina Fiorenza. Bunte LED-Leuchten und alte Stühle hat die Künstlerin zu schönen und harmonischen Formen zusammengefügt. Auch dies eine Erinnerung an die Kindheit in Süditalien und die Feste voller bunter Lichter. Britta Keber und Cristina Fiorenza sind mit ihren Arbeiten ganz nah beim Menschen und seinen Gefühlen. Maruscha Šuštar will das ganz und gar nicht. Die Menschen auf ihren Bildern sind winzig. Sie zeigt die Welt von ganz oben, aus der Vogelperspektive. Maruscha Šuštar geht es um die Welt als Ganzes, um ihre gefährdete Schönheit: „Ich will Erinnerung schaffen und Aufmerksamkeit, um zu zeigen, wie schön diese Welt ist. Sie ist nicht nur ein Objekt für die Kolonialisierung. Es geht mir um ihre Schönheit.“

Ausstellung im Künstlerhaus

ORF

Ganz bewusst wählt die slowenische Künstlerin Landschaften von Ländern wie Iran, Irak oder Afghanistan aus. Länder, in denen politische Konflikte an der Tagesordnung sind und gerade die Menschen vergessen, dass dieser Planet eigentlich so viel mehr ist als nur etwas das ohne Rücksicht benutzt und ausgebeutet werden kann. Die Ausstellung von Britta Keber, Cristina Fiorenza und Maruscha Šuštar ist noch bis 16. April im Künstlerhaus in Klagenfurt zu sehen.

Link: