Ein Schmetterlings-Methusalem: Zitronenfalter

Am Freitag beginnt der astronomische Frühling. Mit den Frühlingsblumen erscheinen auch die ersten Schmetterlinge, die bei uns überwintern. Einer von ihnen ist der Zitronenfalter, der bis zu minus 20 Grad übersteht und älter wird, als jeder andere Schmetterling in Mitteleuropa.

Günter Stangelmaier aus Villach ist Lepidopterologe, ein Schmetterlingskundler: „Der Zitronenfalter ist ein ganz interessanter Schmetterling, der eine der längsten Lebensdauern überhaupt hat, und zwar sind es an die neun Monate.“

Jungschmetterlinge frieren im Winter komplett durch

Der Zitronenfalter schlüpft im Juni, sammelt mit seinem Rüssel Nektar und bestäubt gleichzeitig die Blüten verschiedenster Pflanzen. Wenn es zu heiß wird, verkriecht er sich an einen schattigen Platz und hält Sommerruhe. Im Herbst wird der Schmetterling wieder aktiv. Für den Winter sucht sich der Zitronenfalter im Freien einen Platz auf einem Ast, unter Zweigen oder im Laub, so der Experte. Er kann seine Körperflüssigkeiten extremen Temperaturen bis zu Minus 20 Grad anpassen. Stangelmaier: „Er friert komplett durch - also anscheinend hat der Körper irgendeine Art Frostschutzmittel, die Zellen werden durch den Frost nicht zerstört.“

Zitronenfalter

Günter Stangelmaier

Zitronenfaltermännchen auf seiner bevorzugten Blumenfarbe: lila.

Geschlechtsreife kommt erst mit dem Frühjahr

Sobald die ersten Sonnenstrahlen im Spätwinter oder im Frühling die Erde erwärmen, kommt der Zitronenfalter wieder aus seinem Versteck hervor. „Er breitet seinen Flügel aus, tankt Sonne und Wärme, damit er dann wieder aktiv werden kann. In dieser Zeit wird er erst fertil, also geschlechtsreif“, so Stangelmaier.

Das knallgelbe Männchen schaut sich nach einem Weibchen um und geht auf Suchflug. Wenn man jetzt einen Zitronenfalter sieht, ist es daher meist ein Männchen: „Die Weibchen stoßen ein eigenes Hormon aus, einen Duftstoff, den die Männchen wahrnehmen können - sogar auf weitere Entfernungen. Dann kommt es zur Kopula. Es dauert ein paar Stunden, bis das Weibchen begattet ist.“

Ohne Faulbäume keine Zitronenfalter

Nach der Paarung legt das Weibchen die Eier auf dem Faulbaum ab, so Stangelmaier. Der Faulbaum ist eine Strauchart der Kreuzdorngewächse, dessen Name vom leichten Fäulnisgeruch des Gewächses kommt. Die Rinde wird als Abführmittel verwendet, früher gewann man aus dem Holz Holzkohle, aus der Schwarzpulver gemacht wurde. „Der Faulbaum wächst hauptsächlich in feuchten Biotopen. Es ist ein unscheinbares Gewächs, das drei bis vier Meter Höhe erreichen kann.“

Zitronenfalter

Günter Stangelmaier

Lepidopterologe Günter Stangelmaier

Der Zitronenfalter ist auf den Faulbaum und andere Kreuzdornarten spezialisiert. Sterben sie aus, hat auch der Zitronenfalter keine Überlebenschance mehr, denn dann finden die Raupen kein Futter mehr. „Der Schmetterling ist auf die Pflanze angewiesen und die Pflanze auch auf die Befruchtung, weil es nur kleine Blüten sind, die Nektar abgeben und dem Schmetterling Nahrung geben.“

Der Tod folgt nach der Paarung

Schon ein paar Tage nach den Anstrengungen der Paarung sterben sowohl das Weibchen, als auch das Männchen. Aus den Eiern entstehen dann grüne Raupen, die sich vier bis fünf Wochen lang von den Blättern des Faulbaums ernähren. Stagenlmaier: „Sie verpuppen sich dann und schlüpfen dann Anfang bis Mitte Juni.“ Der Zitronenfalter kommt dann heraus, setzt sich auf den Ast, auf dem er geschlüpft ist, und pumpt dann „die zusammengefalteten Flügel auf und das Chitin erhärtet dann die Flügel. Es dauert einige Stunden, bis er überhaupt fliegen kann.“

Ein „schuppiges“ Bauprinzip

Auf den Flügeln des Schmetterlings befinden sich Schuppen - „so wie bei einem Fisch. Diese sind dachziegelartig angeordnet und haben verschiedenste Formen. Teilweise sind sie auch so gebaut, dass sie erst durch die Lichtbrechung die Farbe erscheinen lassen“.

In Kärnten gibt es eine Zitronenfalterart. Weiter im Süden lebt dann eine ähnliche Art, die auch gelb ist, aber auf den Vorderflügeln befinden sich große orange Flecken: „Aus dieser Gattung der Zitronenfalter wird es weltweit sicher vierzig bis fünfzig Arten geben.“ Der Gelbton ist auch ein anderer. Spezialisten können das genau erkennen. Zitronenfalter kommen im Nordwesten Afrikas, beinahe in ganz Europa, in der Türkei und Zentralasien bis in die Mongolei vor - überall dort, wo der Falter die Futterpflanze für die Raupen findet. „Wenn dort die entsprechenden Futterpflanzen nicht vorhanden sind, ist auch der Zitronenfalter nicht da.“

Weibchen werden mit Kohlweißlingen verwechselt

Beim heimischen Zitronenfalter ist nur das Männchen gelb, das Weibchen ist weiß und kann mit dem Kohlweißling verwechselt werden, so Günter Stangelmaier. „Der Kohlweißling hat schwarze Punkte oder Flecken auf den Vorder- und Hinterflügeln - der Zitronenfalter hat das nicht.“ Der Zitronenfalter hat auf der Innenseite einen leicht rötlichen Punkt.

Tagpfauenauge

Günter Stangelmaier

Tagpfauenauge.

„Frühaufsteher“: Kleiner Fuchs und Tagpfauenauge

Außer dem Zitronenfalter kann man derzeit auch dem „Kleinen Fuchs“ begegnen. „Dieser hat eine ähnliche Lebensweise wie der Zitronenfalter, nur die Raupe lebt auf Brennnesseln. Der ‚Kleine Fuchs‘ ist braun, mit schwarz-gelben Fleckenzeichnungen, wunderschön anzuschauen.“ Aber auch das Tagpfauenauge ist momentan schon aktiv und seine Raupe lebt ebenfalls auf Brennesseln. „Der Name kommt eigentlich daher, dass es auf den Vorder- und Hinterflügeln pfauenartige Flecken gibt, die fast regenbogenartig schimmern.“

Kleiner Fuchs

ORF

„Kleiner Fuchs“

Naturschutzbund: Dachboden-Fenster öffnen

Schmetterlinge können auch auf Dachböden überwintern. Deshalb bittet der Naturschutzbund, die Fenster der Dachböden an einem sonnigen Tag zu öffnen, damit die Schmetterlinge hinausfliegen können - sonst flattern sie sich an den geschlossenen Scheiben zu Tode.