Ausbildung zum vierbeinigen Lebensretter

An die 40 Lawinenhunde mit ihren Hundeführern sind zur Zeit in der Innerkrems, auf der Blutigen Alm, bei einer Ausbildungswoche. Hund und Herrl sind ein untrennbares Gespann. Nur gemeinsam können sie im Ernstfall Leben retten.

Schon im Morgengrauen starteten die Hundeführer am Ortstrand von Innerkrems in den Trainingstag. Hier hat die Ausbildung der Lawinenhunde schon Tradition. Auf der Blutigen Alm präparierten die Pistengerätfahrer mehrere Hänge so, wie auch in Wirklichkeit Lawinen beschaffen sind. Bergretter verstecken sich in Schneelöchern und spielen Verschüttete. Die Hunde werden mit den Führern auf den Lawinenkegel geholt wenn alles fertig ist, dann beginnt die Suche.

Lawinenhunde Training Innerkrems

ORF/Peter Matha

Besprechung vor dem Einsatz im präparierten Gelände.

„Kein Hund würde einen Menschen suchen“

Es habe sich über die Jahre viel verändert, sagte der Chef der Kärntner Bergrettungshundeführer, Lorenz Geiger: „Man fängt im Welpenalter spielerisch an. Man hat einen großen Vorteil, denn wenn der Hund ein Jahr alt ist, kennt er schon Vieles und es geht leichter.“ Normalerweise würde ein Hund einen Menschen nicht suchen. Er sei ja ein natürlicher Feind. Über die Bindung von Hund und Hundeführer werde dies aufgebaut - der Hund werde von einer anderen Person festgehalten und das Herrl verstecke sich in einer Schneehöhle. So fange das Training an, sagte Geiger.

Lawinenhunde Training Innerkrems

ORF/Peter Matha

Motivation und Lob für die Hunde.

Jede Woche mehrmals Training

Nicht nur bei den Kursen, auch zu Hause ist viel zu tun. Jede Woche werde mehrmals geübt, so Geiger. Die nächste Stufe sei ein tieferes Schneeloch mit mehreren Personen, die mit dabei seien, der Hund müsse lernen, sich nicht ablenken zu lassen. Die Übung lautet, ein Lawinenkegel müsse abgesucht und mehrere Verschüttete gefunden werden. Danach werde streng analysiert. Das Gespann Mensch-Hund müsse laut Geiger funktionieren. Man müsse den Hund leiten, denn er habe nur eine begrenzte Suchzeit, das Suchen sei sehr anstrengend. Da dürfe die Kraft nicht vergeudet werden.

Lawinenhunde Training Innerkrems

ORF/Peter Matha

ORF-Redakteur Peter Matha ließ sich eingraben und wurde begeistert aufgestöbert.

Bunt gemischte Polizeihundetruppe

In der Innerkrems nahmen auch Polizeihunde teil. Einer stach besonders heraus: Felix, der Riesenschnauzer. Er erschnüffelte die Verschütteten schon nach wenigen Sekunden. Dieter Burkart ist sein Hundeführer. So wie auch die anderen hat er eine enge Beziehung zum Tier: „Jeden Vormittag, den ich frei habe trainiere ich. Wenn ich im Dienst bin, haben wir auch Einheiten, man kann sagen tagtäglich.“ Es gebe derzeit einige Riesenschnauzer bei der Polizei, sie seien Arbeitstiere, suchen gerne, so Burkart. Vielleicht seien sie ein bisschen stur, aber man müsse sie nur zu nehmen wissen.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagszeit, 11. März 2015

„Mittelgroße Hunde am besten geeignet“

Auch der Hund von Natascha Dancurovic ist schnell auf der Wächte. Die Hundeführerin kommt aus Rijeka in Kroatien. Bei ihnen zu Hause sei die Arbeit eher die Suche im freien Gelände, sagte sie. Lawineneinsätze seien eher selten. Es gebe viel zu beachten, sagte Lorenz Geiger. Was leicht aussieht, sei jahrelange Arbeit und Erfahrung. Man müsse die Windrichtung für den Hund beachten, da reagieren sie oft schon auf 150 bis 200 Meter.

Die Frage nach der am besten geeigneten Hunderasse sei eine Philosophische. Lorenz Geiger macht es einfach: „Am besten mittelgroße Hunde wie Schäfer, Labrador, Golden Retriever. Nicht zu klein, dass er nicht versinkt, aber nicht zu groß, weil er in Hubschrauber und Sessellift gehoben werden muss.“

„Man muss ein bisschen verrückt sein“

Einige, die in der Innerkrems dabei waren, retteten schon Leben oder schnappten Verbrecher. Das Wichtigste für die Hundeführerinnen und Führer ist, dass sie mit ihren Tieren etwas Sinnvolles machen können. Arthur Schellander war vor wenigen Tagen bei der Suche nach einem Pensionisten am Längsee dabei, leider ohne Erfolg. Auch das gehört zur ehrenamtlichen Arbeit. Man müsse ein bisschen verrückt sein, meinte er, denn sonst trainiere man nicht ein oder zweimal die Woche und gehe auf drei oder vier Kurse jedes Jahr. Die Familie müsse das akzeptieren oder auch mitmachen, so Schellander.

Lawinenhunde Training Innerkrems

ORF/Peter Matha

Felix der Riesenschnauzer ist ein eifriger Suchhund.

In einem Punkt waren sich die Hundeführer einig: Ein Hund braucht mehr, als ein bisschen Zuneigung. Dieter Burkart sagte, der Hund sei ihm zu schade nur zum Streicheln und Gassi gehen. Es sei eine sinnvolle Arbeit, der Hund werde gefordert, Hund und Herrl seien müde, aber ausgeglichen, so Burkart.

Lebensretterin Akira

Viele der Hunde die jetzt in der Innerkrems sind waren bei den beiden Lawineneinsätzen dieses Winters dabei. Sowohl in Bad Kleinkirchheim als auch auf dem Mölltaler Gletscher. Kurt Kristler aus Kötschach Mauthen ist besonders stolz auf seine Labradorhündin Akira. Vor fast genau einem Jahr, nach Ende der Ausbildung in der Innerkrems, wurde der junge Hundeführer zu einem Einsatz auf der Mautner Alm geholt: „Wir sind mit dem Hubschrauber raufgeflogen worden, 100 Meter unter der Lawine abgesetzt. Sie hat gleich angezeigt, hat schon gegraben. Ich habe sondiert, und den Verschütteten gefunden.“

Lawinenhunde Training Innerkrems

ORF/Peter Matha

Gefunden - das nächste Mal kann es ein echtes Lawinenopfer sein.

Der 60 Jahre alten Tourengeher wurde nach 70 Minuten im Schnee geborgen und verdankt dem Hund-Mensch-Gespann sein Leben. Tausende Stunden Anstrengung, Sorgen und Trauer über Hunde, die es nur noch in der Erinnerung gibt. Warum tut man sich das an? Leo Salcher brachte es auf den Punkt: „Weil es einfach schön ist und man tut etwas Sinnvolles.“