Seminare für Lernlust statt Schulfrust

Lernfrust ist ein hausgemachtes Problem in Schulen, sagt Motivationstrainer Otto Frühbauer. Er ist überzeugt davon, dass man Kinder für das Lernen begeistern könne. Hauptproblem sei der Frontalunterricht, wo kaum Dialog stattfinde. In Seminaren lernen Eltern, ihre Kinder neu zu motivieren.

Spätestens zwischen zehn und 16 kommt bei vielen Kindern der Schulfrust, bei manchen sogar schon früher. Sie wollen nicht mehr lernen, Fünfer und Mahnungen schneien ins Haus. Otto Frühbauer vom Verein „Gnostos“ ist überzeugt davon, dass Eltern ihre Kinder neu für das Lernen begeistern können. Denn Kinder gehen eigentlich mit großer Lernlust in die Schule. Lernen würde besser funktionieren, wenn es sich um einen Lerndialog handeln würde, so Frühbauer. Meistens sei Unterricht aber ein Monolog, der Gehorsam voraussetze. Die Umsetzung werde Jahre dauern, bis Lernen ein Dialog in den Schulen werde.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Family; 9. März 2015

Schulfrust und Leistungsabfall sind daher für Frühbauer beim Frontalunterricht logisch: „Die Kinder reagieren natürlich, dass sie die Freude am Lernen verlieren. In dieser Form des Unterrichts werden nicht die nötigen Gehirnbotenstoffe ausgeschüttet, die die Lernlust am Laufen halten.“ Diese Botenstoffe im Gehirn, die Neurotransmitter, werden bei jedem Erfolgserlebnis ausgeschüttet. Es seien die stärksten Drogen für das Gehirn und habe das Überleben der Menschen gesichert. Der Mensch sei ein Lerntier, Lernen schütte die größte Lust im Gehirn als Belohnung aus.

„Kreativität wurde gekillt“

Lernunwillen habe immer eine Vorgeschichte, so Frühbauer. Man könne erkennen, dass Kinder immer brav kooperiert haben, bis sie an einem Punkt ankamen, an dem das nicht mehr ging. Es sei eine natürlich Reaktion von Kindern zum Lernen aufzuhören, um ihre eigene Integrität zu schützen, wenn die Lernbedürfnisse nicht befriedigt werden. Das habe es auch früher schon gegeben: "Früher ist es durch Zwang erzeugt worden, man hat den Leuten Gedichte hineingeprügelt, die sie mit 80 immer noch aufsagen können. Aber man hat ihnen auch die Lust, selbst Gedichte zu schreiben, herausgeprügelt.

Die Kultureigenschaften sind weitergegeben worden, gleichzeitig wurde aber der Geist, der diese Fähigkeiten hervorgebracht hat, ausgetrieben." Man habe dadurch die Kreativität gekillt, so Frühbauer. Das sei das wichtigste, um wirtschaftlich zu überleben - man brauche keine Gehorsamen, sondern kreative Menschen mit Eigenverantwortung.

Nutzen für Alltag erkennen

Was können Eltern tun? „Einfache Dinge, die wir früher im Auto gespielt haben, zum Beispiel, ich denke an eine berühmte Person und die anderen müssen so lange Fragen, bis sie die Person erraten haben.“ Das sei aber nur die halbe Miete, daher geht es Frühbauer auch darum, Lernstoff für die Kinder g’schmackiger zu machen: „Jeder von uns hat die Olympischen Ringe tausendmal gesehen. Wenn man jemanden fragt, ob er die Farben kennt, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Fall.“ Man brauche diese Information für das tägliche Leben nicht.

Laut Frühbauer gelte dies auch für die Kinder in der Schule: Sie erkennen den Nutzen dessen nicht, was der Lehrer erzählt. Man könne sich aber Tricks bedienen, um sich Dinge leichter zu merken, so Frühbauer. Am Beispiel der Olympischen Ringe ginge das so: „Ich habe zu Weihnachten einen blauen Mantel bekommen, bin in stockdunkler, schwarzer Nacht damit hinausgegangen, bin zu einer Ampel gekommen, die Rot war. Bei Gelb habe ich mich startklar gemacht und bin bei Grün losgegangen.“ Blau, schwarz, rot, gelb, grün wurden mittels einer Geschichte im Gehirn verankert. Laut Frühbauer habe man sich dadurch eines Gedächtnisbereichs bedient, des episodischen Gedächtnisses, das 28.000-fach besser funktioniere als dauerndes Wiederholen der Farben.

Statt Pauken Geschichten erfinden

Beim Wiederholen braucht man mehr als 180 richtige Wiederholungen, um sich Fakten zu merken. Bei einer Geschichte reichen sechs Mal, so Frühbauer. Es sei eine lustvolle Art des Lernens. Eltern können Kinder durch Geschichten motivieren. Kleine Kinder erfinden dauernd Geschichten, diese Fähigkeit sollen ältere Kinder und Erwachsene wieder wecken. Das sei auch im Berufsleben gut anwendbar, denn man greife auf ganz andere Gedächtnisleistungen zurück, so Frühbauer. Seminare hält Frühbauer im Atrio in Villach ab, sie richten sich vor allem an Eltern.

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