Fossilien: Kärntens „versteinerte Geschichte“

Kärnten war nicht immer das Land der Berge und Seen. Es unterliegt seit fast 500 Millionen Jahren einem ständigen Wandel. In seiner Erdgeschichte wechselten sich Tiefseevulkane, tropische Gewässer, Wüsten, Auwälder und mächtige Gletscher ab - eine Fundgrube für Fossilien.

Kaum ein österreichisches Bundesland ist für Erdwissenschaftler so interessant wie Kärnten. Sowohl in der Mineralogie, als auch in der Geologie und dem Montanwesen weist es Besonderheiten auf. Besonders im fossilen Bereich konnten Wissenschaftler echte Superlative entdecken. Claudia Dojen, Kustodin am Landesmuseum: "Was wir hier gefunden haben, sind die ältesten Vierfüßerspuren und das größte Pflanzenfossil Österreichs. Wir haben den frühesten erhaltenen Fossilfund mit dem Lindwurm, der schon vor über 600 Jahren gefunden worden ist, und wir haben den ersten Einwohner Kärntens.“

„Lindwurmschädel“ am ältesten

Auch das älteste überhaupt erhaltene österreichische Fossil Österreichs befindet sich im Landesmuseum, der sogenannte Lindwurmschädel - ähnlich, wie man ihn vom Klagenfurter Wahrzeichen kennt.

Sendungshinweis:

Radio Kärnten Mittagszeit, 5.2.2015

Waldaffe in Braunkohle entdeckt

Bei diesem „ersten Einwohner“ handelt es sich um einen Waldaffen. Dojen: „Es ist der älteste erhaltene Affe, ein Verwandter der Schimpansen.“ Das Fundstück ist ein Teil eines menschenähnlichen Gebisses, misst kaum fünf Zentimeter, gilt aber als das Wertvollste in der Abteilung Geo- und Paleontologie am Landesmuseum in Kärnten. Dojen: "Es hat vor allem eine besondere Geschichte, denn es wurde in den 50er Jahren von einem Jungen in der Braunkohle gefunden. Es ist also nach dem Krieg mit Braunkohle gefeuert worden. Der Junge hat die Kohle aus dem Keller heraufgeholt und dabei fiel ihm dieses Stück entgegen. Er brachte es seinem Vater, der Zahnarzt war und deswegen natürlich sofort sah dass das etwas ganz besonderes ist und es dann dem Landesmuseum zur Bestimmung geschickt hat.

Der Waldaffe trägt den Namen Dryopithecus carinthiacus. Er hat im Samat gelebt, das ist vor ungefähr 12,5 Millionen Jahren gewesen. Es gibt in Österreich nur einen weiteren Fund, auch sonst sind sie relativ selten. "Da sie in Sumpfgebieten gelebt haben, ist relativ selten etwas erhalten geblieben“, so Dojen.

Spuren von Sauriervorfahren im Wüstensand

Die ersten versteinerten Spuren eines Vierfüßers beziehen sich jedoch nicht auf den Kärntner Waldaffen, sondern auf einen Vorfahren der Saurier. „Es sind nicht mehr ganz Amphibien, aber auch noch keine Reptilien - sie haben eine Zwischenstellung, sie haben vor etwa 280 Millionen Jahren gelebt. Die ersten Spuren hat man vor 40 Jahren in Kötschach Mauthen gefunden. Diese Spur war aber nicht sehr gut bestimmbar, also hat man sich im vorletzten Jahr erneut auf die Suche begeben und ist auch tatsächlich fündig geworden, und zwar im ehemaligen Sand. Wir haben hier eine Schwemmebene, eine flache Ebene, die gelegentlich überschwemmt worden ist und in der man Rippelmarken findet, man also Wellenbewegungen sieht, außerdem Regentropfen und ähnliches. Wir hatten ein wüstenartiges Gebiet, das manchmal überschwemmt wurde. Wenn dann die Tiere über den nassen Sand gelaufen sind, haben sich diese Spuren erhalten.“

Aussehen reptidomorpher Wesen rekonstruiert

Anhand dieser Fußspuren und weiterer gefundener Knochen konnte man auch das Aussehen dieser Wesen rekonstruieren. „Es ist reptidomorph – seine äußere Gestalt ähnelt also einem Reptil – es hat aber noch nicht die Eihülle, die die Reptilien ja auszeichnet. Auch das pflanzliche Umfeld dieser Tiere ist erhalten geblieben - als sogenanntes größtes Pflanzenfossil Österreichs, zu finden im sogenannten versteinerten Wald bei Laas.

Vortrag im Bergbaumuseum

Mehr aus der Welt der Kärntner Wollnashörner und weiterer erdzeitalterlicher Besonderheiten in Kärnten ist Donnerstagabend von der Kustodin des Landesmuseums, Claudia Dojen, im Bergbaumuseum zu erfahren. Der Vortrag beginnt um 19.00 Uhr