16 Prozent der Kärntner sind arm

Vertreter von Sozialverbänden haben am 22. Dezember in der „Radio Kärnten Streitkultur“ über Armut in Kärnten diskutiert. Die Zahlen seien bedrückend, 16 Prozent der Kärntner, in Zahlen 88.000, seien von Armut betroffen, die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer.

Wirtschaftlich gesehen sei Kärnten Österreichs Schlusslicht, sagte Claudia Muri von der Caritas. Grund dafür sei hauptsächlich die hohe Arbeitslosigkeit. 16,6 Prozent der Kärntner, in Zahlen 88.000, seien von Armut betroffen, nach Wien Platz 2, sagte Elisabeth Niederer von der Organisation Jugend am Werk. Sie beschäftigte sich wissenschaftlich mit der Armut in Kärnten. Als armutsgefährdet gelten Menschen mit einem Einkommen unter 1.104 Euro.

Täglicher Ansturm auf Sozialmärkte

Viele der armutsgefährdeten Menschen können sich nicht einmal die Lebensmittel leisten. Sie sind auf die sechs SOMA-Sozialmärkte in Kärnten angewiesen. Dort werden Lebensmittel aus Überproduktion an etwa 8.400 Kunden abgegeben. Die Sozialmärke seien ein Spiegelbild der Gesellschaft, sagt Liselotte Suette von den SOMA-Märkten: „Es wäre so wunderschön, wenn wir auf einmal keine Kunden mehr hätten, wenn nicht eine halbe Stunde vor Öffnung Schlangen von Menschen anstehen.“ Die Menschen wüssten eben, dass das Angebot in den Sozialmärkten begrenzt sei.

Jugendarmut nimmt zu

Armut in Kärnten habe viele Gesichter, sind sich die Vertreter der Sozialvereine einig. Hauptsächlich seien aber Frauen, ältere Menschen und schlecht ausgebildete Jugendliche betroffen. Bei den Jugendlichen setzt Inge Marktl mit ihrer Organisation „Neue Arbeit“ an, ein Wirtschaftsbetrieb mit sozialem Hintergrund. Jugendliche, die aus dem Schulsystem flogen und keine Ausbildung hätten, seien sehr von Armut gefährdet. Hier sei die Gesellschaft gefordert, für sei Perspektiven zu schaffen.

Rieser: Krankheit macht arm

„Armut macht krank oder Krankheit macht arm“, darauf wies Stefanie Rieser, Sprecherin der Kärntner Selbsthilfegruppen hin. Vor allem chronische Erkrankungen würden oft arm machen. Häufige Folge von Armut seien auch psychische Erkrankungen sagt Kurt Kurnig von der Arbeitervereinigung Sozialhilfe Kärnten. Betroffen seien vor allem Frauen, Seniorinnen und Kinder.

Sendungshinweis:
Radio Kärnten Mittagsjournal;
23. Dezember 2014

Für sozial schwache Menschen gibt es psychologische Hilfe bei der AVS kostenlos. Kurt Kurnig kritisiert aber die oft langen Wartezeiten von bis zu fünf Monaten, der Ansturm sei für die Helfer oft nicht bewältigbar.

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